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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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glückstrahlend. »In dem Spot wird für Wispa, einen neuen Schokoladenriegel von Cadburys, geworben. In seiner Rolle als Sir Humphrey flüstert mir Nigel etwas ins Ohr – ein halber Tag Arbeit für eine höchst ansehnliche Gage.«
    »Meine Güte«, sagte ich, »und bekommen Tony Jay und Jonathan Lynn auch ein Stück von dem Kuchen?«
    »Ach!« Paul zuckte bei der Nennung der beiden Autoren und Schöpfer von
Yes, Minister
leicht zusammen.Ich hatte sie völlig ohne Hintergedanken ausgesprochen, denn ich war neugierig, wie diese Dinge abliefen. »Ja. Nigel und ich hatten deswegen kein so gutes Gewissen, und daher schicken wir jedem eine Kiste Bordeaux. Besonders feiner Bordeaux.«
    Es gähnt eine Kluft zwischen Autoren und Darstellern: Beiden erscheint das Leben auf der anderen Seite oft besser zu sein, und wenngleich ich sicher bin, dass Tony und Jonathan sich über den besonders feinen Bordeaux gefreut haben, zweifle ich nicht daran, dass sie die Art Vergütung vorgezogen hätten, derer Paul und Nigel sich erfreuten. Wie ich jedoch entdecken sollte, bleiben auch Autoren nicht unentlohnt.
    Als eines Abends der Vorhang gefallen war, flüsterte mir Paul freudig und unverhohlen triumphierend ins Ohr: »Jetzt kann ich es dir ja sagen. Es ist offiziell. Ich bin Premierminister.«
    An diesem Abend war die letzte Episode von
Yes, Minister
gesendet worden. Sie endete damit, dass Jim Hacker die Führung seiner Partei und des Landes übertragen wurde. Dieses Geheimnis für sich zu behalten, gestand mir Paul, war die schwierigste Pflicht gewesen, die er je hatte erfüllen müssen.
    Ich arrangierte mich mit den Aufführungsterminen: Unser Stück wurde an sechs Abenden der Woche gegeben, dazu fanden am Mittwoch und Sonnabend Matinees statt. Ich würde während der nächsten sechs Monate achtmal die Woche denselben Text zu denselben Leute sprechen, dieselbe Kleidung tragen und mit denselben Requisiten hantieren. Nebenan im Globe Theatre (inzwischen in Gielgud umbenannt) wurde eine Show aufgeführt, die in einer Mädchenschule spielte und den Titel
Daisy Pulls it Off
trug. Unsere Jungs und die Schulmädchenkamen sehr gut miteinander aus, wie man sich denken kann. Jeden Mittwochnachmittag zwischen Matinee und Abendvorstellung wurde hinter der Bühne ein Schulfest gefeiert. Eine Woche spielten die Jungs im Queen’s Gastgeber, in der nächsten die Mädchen im Globe. Weiter die Straße hinunter befand sich das Lyric Theatre, in dem Leonard Rossiter in einer Neuaufführung von Joe Ortons
Beute
den Polizeikommissar Truscott spielte. Erschüttert mussten wir eines Abends hören, dass er kurz vor seinem Auftritt an einem Herzinfarkt gestorben war. Erst einige Monate zuvor waren auch Tommy Cooper und Eric Morecambe auf der Bühne gestorben. Beschämt, aber egoistisch, wie ich bin, muss ich eingestehen, dass ich es schade fand, nun ganz sicher diese drei Genies nicht mehr kennenlernen oder mit ihnen arbeiten zu können, aber ich bedauerte natürlich ihr Dahinscheiden und konnte nachempfinden, wie untröstlich ihre Familien über den plötzlichen Tod gewesen sein müssen.
     
    Der November kam, und es wurde für mich Zeit, zur Premiere von
Me and My Girl
nach Leicester fahren. Geplant war, am Donnerstag zur Generalprobe einzutreffen, am Freitag zur Premiere zu bleiben und rechtzeitig zur Matinee am Sonnabend und zur Abendvorstellung von
Forty Years On
wieder in London zu sein. Wer sollte während meiner Abwesenheit den Tempest spielen? Zu meinem Entsetzen musste ich erfahren, dass es Alan Bennett persönlich sein würde, der damit noch einmal in seine ursprüngliche Rolle aus dem Jahr 1968 schlüpfen wollte. Entsetzt war ich natürlich nur deswegen, weil ich keine Gelegenheit haben würde, ihn darin zu bewundern.
    Am Montagabend jener Woche kam er in die Garderobe, die ich mir mit David Horovitch teilte.
    »Stephen, ich habe eine eigenartige Bitte. Ich weiß nicht, ob Sie sie mir erfüllen wollen, aber ich werde sie dennoch aussprechen.«
    »Ja?«
    »Ich weiß, dass Sie erst Donnerstag abreisen, aber hätten Sie etwas dagegen, wenn ich am Mittwoch bereits in der Matineevorstellung und auch abends als Tempest auf die Bühne ginge?«
    »Um Gottes willen, nein, nichts. Nicht
das Geringste
.« Der liebenswerte Kerl war offenbar ein wenig nervös und wollte erst einmal Bühnenluft schnuppern und sich vor einem kleineren Matineepublikum in die Rolle finden. Das Wunderbare war, dass ich jetzt auch im Theater sitzen und ihm zuschauen konnte. In zwei

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