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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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und Erziehung unter Labour und den liberaleren und auf einem Geist des Miteinanders beruhenden Lastenverteilungen unter Edward Heath genossen. Die neue Gefühlskälte und streitlustige Selbstgewissheit von Thatcher und ihrem vulgären Kuriositätenkabinett hatten so gar nichts gemein mit den Werten, mit denen wir aufgewachsen waren, und sie stanken uns. Ich weiß, man soll eigentlich nicht an einem System mäkeln, unter dem es einem gutgeht. Klingt undankbar. Man kann nicht alles haben. Etwa den Ast absägen, auf dem man sitzt. Im Kaschmirpullover lässt sich auf moralischer Überlegenheit weitaus leichter ausruhen. Laberndes Klassenbewusstsein. Trendy Liberale. Pah. Das sehe ich auch. Schlimm genug von jemandem in einem ganz normalen Job, aber erbitterte Anklagen gegen Thatchers Großbritannien von einem
Schauspieler

    Die Welt empfindet es als schwierig, diesem Menschenschlag den Verstand oder das Maß an Ernsthaftigkeit, Verständnis und Alltagserfahrung zuzugestehen, das notwendig ist für eine politische Aussage, der auch nur der geringste Wert beizumessen wäre. SchwachsinnigeHohlköpfe, alle, wie sie da sind – so lautet mehr oder weniger die gängige Ansicht. Es ist schwierig, ihr nicht zuzustimmen, und ich spreche als vollgültiges Mitglied von Equity sowie der Screen Actors Guild. Das liegt zum Teil daran, dass bei aller Liebe – es ist schwer, einen freundlicheren, lustigeren, loyaleren Haufen zu finden, usw. usw. – wahrscheinlich mehr peinliche Strohköpfe und lächerliche Naivlinge in der Berufssparte der Schauspieler zu finden sind als in jeder anderen. Vielleicht deswegen, weil man, um eine Rolle wirklich zu durchdringen, zuerst den Kopf frei machen muss von allen Zynismen, von Selbstwahrnehmung und so irrelevanten Hürden wie Logik, Vernunft und Erfahrung. Gewiss müssen sich manche, wenn auch nicht alle, der besten Schauspieler, die ich kennengelernt habe, ohnehin nicht mit derlei Belastungen plagen. Mir ist aufgefallen, wenn ich den Fehler gemacht habe, mich in die eine oder andere öffentliche Kontroverse hineinziehen zu lassen, dass dann die Seite, die gegensätzlicher Meinung ist, von mir immer als einem Schauspieler spricht. Damit entwertet sie erfolgreich, was immer ich gesagt haben mag. Ich habe mehr Zeit mit Schreiben verbracht als mit der Schauspielerei, aber »Schließlich ist er ja nur Autor«, besitzt nicht dieselbe höhnische Entschiedenheit wie »Warum sollten uns die Ansichten eines
Schauspielers
kümmern?«. Ich bin nicht immer so einfältig, davon überrascht zu sein oder gar gekränkt. Wir alle wählen die Waffen, die wir zur Hand haben, wenn es in den Kampf geht, und wenn wir dicht herankommen an den Gegner, dann schlagen und treten wir ihn da, wo er am schwächsten und verletzlichsten ist.
    Ich erwähne das alles, weil ich einen Abschnitt einleiten will, in dem ich Sie durch weitere leidige Beispielemeines Glücks, meines Amüsements, meiner wollüstigen Verschwendungssucht und der schieren Geringwertigkeit meines Geistes sowie des niedrigen Niveaus meines sozialen oder moralischen Tuns leiten möchte.
     
    Me and My Girl
erlebte den Transfer ins Adelphi Theatre. Matthew Rice, David Linley und ich gingen zu Fuß vom Bühneneingang in der Maiden Lane zur Premierenfeier bei Smith’s in Covent Garden. Unterwegs umschwärmten Paparazzi David wie die Wespen eine Picknicktafel. »Hierher, Lord Linley.« Blitz. »Lord Linley, Lord Linley!« Blitz, Pop, Blitz. Ab und zu verscheuchte er sie mit einem Knurren. Dann wichen sie zurück, sammelten sich und schwärmten wieder herbei. Das ging so während unseres gesamten Spaziergangs.
    »Wie kommt man sich da vor?«, fragte ich David.
    »Das wirst du noch früh genug erleben«, sagte er.
    Eine sehr nette Bemerkung, aber einen großen Wert legte ich nicht darauf. Mein Name bedeutete allmählich ein wenig in der Welt, aber es bestand immer noch nicht die Gefahr, dass die Fotografen ihn am roten Teppich laut herausriefen. Als ich verstanden hatte, dass ein paar Auftritte im Fernsehen, besonders in einer Show wie
Alfresco
, an der nur wenige Zuschauer Interesse fanden, nicht über Nacht berühmt machten, hatte ich mich entspannt im Leben eingerichtet und meiner Arbeit zugewendet, ohne mich sonderlich mit alledem zu belasten. Briefe kamen, einige von
Alfresco
… Zuschauern, ich würde nicht Fans sagen, und manche von
Loose-Ends -
Hörern und von Lesern der Zeitschriften, für die ich schrieb. Das eine oder andere Mal wurde ich auf der

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