Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
Vom Netzwerk:
Straße angehalten.
    »Sie sind … dieser Mann …« Finger wurden geschnippt,und mit dem Fuß wurde gestampft, um dem Gedächtnis nachzuhelfen.
    »Ich weiß, dass ich Ähnlichkeit mit ihm habe, aber ich bin es nicht«, versuchte ich zu sagen. Wie ich bald merkte, wussten sie ganz genau, dass ich niemandes Doppelgänger war, auch wenn sie sich meinen Namen nicht hatten merken können oder sich nicht erinnern konnten, wo sie mich gesehen hatten. Ob es mir gefiel oder nicht: Meine Gesichtszüge waren unverwechselbar. Seit jener Zeit habe ich eingesehen, dass es nicht gut ist, so zu tun, als sei ich nicht ich. Manche können sich vielleicht auf diese Tour durchlavieren. Ich nicht. Sonnenbrillen, in die Stirn gezogene Mützen und aufgetürmte Schals nützen nichts. Ich könnte genauso gut ein Namensschild vor mir hertragen.
    Im Laufe des Jahres 1985 erwies sich
Me and My Girl
als großer Hit, und von Noel Gay Music trudelten Tantiemenabrechnungen ein. Die Gewinnbeteiligung, die zu akzeptieren der Agent Richard Armitage dem Produzenten Richard Armitage abgerungen hatte, trug allmählich Früchte.
    Mit seiner gewohnten Allwissenheit sagte Martin Bergman voller Überzeugung zu mir: »Aber ja, Stephen, eine Million holst du da auf jeden Fall raus, keine Frage.«
    Ich glaubte ihm keine Sekunde, aber die wöchentlichen Schecks waren ein herrliches neues Element in meinem Leben.
    Als ich begriffen hatte, dass mein »Netto-Wert« sich steigerte, ließ ich mich als Erstes für sämtliche erdenklichen Plastikkarten registrieren. Wenn man die Karte von Diner’s Club beantragte, konnte man sich zwei Karten schicken lassen, eine für den Privatgebrauch und eine zu Geschäftszwecken. Ich brauchte diese Trennungin meinem Leben nicht, aber zwei Karten, hurra! Ich besaß eine goldene American-Express-Karte, zu jener Zeit das ultimative Statussymbol, sowie die normale grüne. Ich hatte die normale Bankkarte, zwei Mastercards (eine davon: Access – Your Flexible Friend) und zwei Karten von Visa. Hinzu kamen diverse Karten von Kaufhäusern, Abos und Mitgliedschaften. Erinnern Sie sich an Clifton James als Sheriff J. W. Pepper in
Leben und sterben lassen
und
Der Mann mit dem goldenen Colt
? Großer, schmerbäuchiger Amerikaner im Hawaiihemd, der ewig kaut und sich die Stirn mit einen Halstuch abtupft? Es gibt da eine Szene, in der er seine Brieftasche herausholt und das Leporello mit Dutzenden seiner Kreditkarten fast bis auf den Boden klappt. Meine Brieftasche.
    Warum? Nun, ich misstraue zu großer Gewissheit bei der Selbstanalyse, aber ich glaube nicht, dass kein Zusammenhang zwischen dieser törichten und infantilen Zurschaustellung von »Wert« und dem Verbrechen besteht, das mir die Festnahme einbrachte. Mit siebzehn hatte ich mit fremden Kreditkarten – einer von Diner’s Club und einer Access-Karte – England unsicher gemacht. Und das hatte mir einen Aufenthalt im Gefängnis von Pucklechurch eingebracht. † Ich nehme an, auch acht Jahre später konnte ich es noch kaum glauben, dass ich eigene Karten verdient hatte. Ich war jetzt kreditwürdig. Diese Karten erinnerten mich tagtäglich daran, dass der lange Alptraum vorüber war und ich endlich als respektabler und anständiger Bürger mit beiden Beinen auf der richtigen Seite des Gesetzes stand. Nicht dass es für mich so etwas wie ein Endpunkt gewesen wäre. Keinesfalls. Dieselben alten selbstzerstörerischen Triebe lauerten dicht unter der Oberfläche. In allzu kurzer Zeit würden diese selben Kreditkarten, ob nun Symbole fürRechtmäßigkeit und Respektabilität oder nicht, zahllose Linien von ganz und gar nicht legalem und wenig respektablem Kokain hacken und legen.
    Unterdessen klammerte ich mich an diese Beweise für Wert und Wertigkeit, Kredit und Kreditwürdigkeit. Ich gab 7.000 Pfund für einen Laserdrucker aus, den ich an meinen Macintosh-Computer anschloss. Das war eine ungeheure Summe, in den Augen der meisten Leute ungerechtfertigt und absurd. Aber niemand hatte je zuvor einen so außerordentlich scharfen und qualitativ hervorragenden Computerausdruck gesehen. Die Standardmaschinen, Dot-Matrix-Printer, druckten auf speziellem Papier, das an den Seiten Löcher hatte, und produzierten Buchstaben, die, wie der Name schon andeutet, aus Dots bestanden, was zu einer zerfransten und niedrigen Auflösung führte. Im Radiostudio konnte ich jetzt mit Trefusis-Skripts auftrumpfen, die aussahen, als seien sie professionell gesetzt. Feierlich eröffnete ich den Gästen und

Weitere Kostenlose Bücher