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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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und die verschlagen geführten Schwerthiebe, aber der Ball dessen, was von Augenblick zu Augenblick auf dem Spiel stand, was die Charaktere dachten, sagten oder planten, ging in dem überfrachteten Ambiente verloren: Wachen anjedem Tor, weiträumige Ausblicke, geschäftige Pagen, Knappen und Ordner, alle heftig bemüht, zu pagen und zu knappen und zu ordnen und dadurch unbeabsichtigt den Blick des Publikums vom Ball abzulenken. Ben wollte, dass rigoros gekappt wurde, bis nur das Wesentliche blieb, und er hielt es für unabdingbar, dass die Shows im Studio vor Publikum aufgeführt und mit mehreren Kameras in jenem wahren Sitcom-Stil aufgezeichnet wurden, der uns
Fawlty Towers
,
Dad’s Army
(eine Show, die er verehrte) und all die anderen Klassiker der TV-Comedy beschert hatte.
    Ich möchte nicht so weit gehen zu behaupten, einen Anteil daran zu haben, dass die Serie fortgesetzt wurde, aber ich weiß, dass Richard Armitage enormen Einfluss bei der BBC hatte – und außerdem war sein Jugendfreund Bill Cotton, Managing Director im Fernsehbereich und allgemeiner Königsmacher, einer der mächtigsten Männer in der Corporation. Sie beide waren Kinder von Musikstars der 30er Jahre. Billy Cotton, der Bandleader, und Noel Gay, der Komponist, waren die besten Freunde und herrschten auf der Tin Pan Alley, und ihre Söhne waren die besten Freunde und bestimmten eine Menge dessen, was sich in der nachfolgenden Welt populärer Unterhaltung tat. Rowan und Ben waren meine Freunde, und ich war über alle Maßen froh, dass man der Idee einer historischen Comedy-Serie, an der sie mit ihrem einzigartigen Talent teilhatten, noch mal eine Chance gab. Ich machte mir dazu keine weiteren Gedanken, sondern hätschelte höchstens die Vorstellung, Richard Armitage überzeugt zu haben, dass Ben eine gute Wahl war.
    Daher überraschte es mich sehr, gefragt zu werden, ob ich mir vorstellen könne, in der Serie eine feste Rollezu übernehmen. Zum ersten Mal hörte ich davon, als ich mit Ben auf einem »crusty« unterwegs war, wie er es nannte.
    Bei seiner (völlig falsch eingeschätzten) Reputation als freudloser und puritanischer Sozialist war Ben schon immer, und so habe ich ihn auch kennengelernt, höchst angetan vom altmodischen und sehr englischen Lebensstil, von vornehmen Gepflogenheiten, von Glanz und Gloria. Er liebt P. G. Wodehouse und Noël Coward und hat ein leidenschaftliches Interesse an englischer Geschichte. Ich teile viel davon. Ich liebe die Welt der Clubs, altmodische Fünf-Sterne-Hotels, die Straßen von St. James’s und absonderliche traditionelle Institutionen vom Lord’s Cricket Ground bis zum Beefsteak Club, von Wilton’s zu Wartski’s, von Trumper’s in der Jermyn Street bis zum Sandpit im Savile Club.
    Da wir beide aus Familien europäischer Juden stammen, die der Verfolgung durch die Nazis entkommen konnten, verschafft uns vielleicht das gelegentliche und marginale Eindringen in die Festungen des Establishments das Gefühl, stärker in den Codes und der Kultur verankert zu sein, die kennenzulernen wir um ein Haar gar nicht die Möglichkeit gehabt hätten. Meine irrsinnig große Sammlung von Kreditkarten und mein Bekanntheitsgrad bei den Portiers und Oberkellnern der elegantesten Institutionen halfen mir vielleicht, davon überzeugt zu sein, dass man mich niemals festnehmen würde.
    Seit Verlassen der Universität war ich Mitglied des Oxford and Cambridge Club in Pall Mall, einem klassischen St. James’s-Palast mit Raucherräumen, ledernen Ohrensesseln mit Knopfheftung und pompösen Marmortreppen. Fackeln an den Außenwänden ließenabends ihre Flammen in die Höhe steigen, und von unten hört man die Geräusche von Racquetball und das Klacken von Billardkugeln. Man musste natürlich an einer der Universitäten studieren, um dem Club beitreten zu dürfen, und obwohl die beiden Institutionen seit siebzig Jahren koedukativ geführt wurden, akzeptierte der Club ausschließlich männliche Mitglieder. Zu ihrem Unwillen war es Frauen nur erlaubt, sich in einem speziellen Flügel des Hauses und in einem dafür reservierten Salon als Besucherinnen aufzuhalten. Das mir wohl wichtigste Privileg, das sich aus der Mitgliedschaft ergab, war der Zugang zu anderen Clubs in London und auf der ganzen Welt. Die wechselseitigen Vereinbarungen kamen im August zum Tragen, wenn der Oxford and Cambridge Club wegen der Personalferien die Tore schloss. Während der Zeit öffneten der Reform Club (auf alle Zeit in meinem Gedächtnis

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