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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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verbunden mit Phileas Fogg in
In 80 Tagen um die Welt
), der Traveller’s Club (Heim des privaten Oratoriums des mysteriösen und finsteren Monsignor Alfred Gilbey), der RAF Club, der Naval and Military (gewöhnlich bezeichnet als der »In and Out«), der absurd benannte East India, Devonshire, Sports and Public Schools Club in St. James’s Square und ein halbes Dutzend anderer Clubs ihre Pforten für die bedauernswerten Mitglieder von Oxford and Cambridge, die dringend clubmäßige Verhätschelung brauchten. Der Carlton Club, ein hocharistokratisches Gebäude in der St. James’s Street, mehr oder weniger gegenüber dem Triumvirat historischer Ruhmesstätten gelegen, das aus der Weinhandlung Berry Bros and Rudd, Lock, dem Hutmacher, und Lobb, dem Stiefelmacher, bestand, stand ebenfalls auf der Liste der Häuser, die uns im August erlauchtes Refugium boten.
    Ich hatte Ben in den Oxford and Cambridge mitgenommen, und er hatte in den Wunderlichkeiten und Absurditäten des Ortes geschwelgt. Die Katheder auf den Tischen im Speisesaal für jene einzelgängerischen Mittag- oder Abendesser, die lesen wollten, die seltsamen Waagen aus Messing und Mahagoni mit einem uralten Buch an ihrer Seite, in das die Mitglieder ihr Gewicht eintragen konnten, die Bibliothek, der Friseursalon und das Billardzimmer hatten allesamt seinen Hang zu schrullig Traditionellem angesprochen. Sein Wort für all das war »crusty« wie die Eigenschaft von altem Port und »crusty« wie die griesgrämigen und störrischen alten Männer, die solche Orte heimsuchen.
    Ende Juli 1985 rief ich ihn eines Tages an.
    »Ben, Zeit für einen ›crusty‹.«
    »Ich bin dabei, Bing. Passt hervorragend, ich wollte mich sowieso mit dir unterhalten.« Ben nannte mich immer Bing oder Bingable und nennt mich noch heute so. Ich kann mich jedoch nicht recht erinnern, warum.
    »Wenn wir nächste Woche losziehen«, sagte ich, »kann ich dir allerhand verschiedene Clubs bieten, aber am meisten Spaß werden wir, glaube ich, im Carlton haben.«
    »Den Namen liebe ich jetzt schon.«
    Wir trafen uns am Abend des folgenden Donnerstags zu einem Auftaktgläschen im Ritz. Sie mögen es eventuell für falsch oder heuchlerisch oder snobistisch oder grotesk oder armselig halten, dass zwei Typen in den Zwanzigern wie wir durch die Gegend ziehen, als seien sie Figuren aus einem Roman von Wodehouse oder Waugh, und vielleicht war es das auch. Ich möchte Sie gerne glauben machen, dass es ein Element – ich sage nicht von Ironie – aber vielleicht von
Verspieltheit
gab,von durchaus wahrgenommener Einsicht, wie lächerlich unser Handeln war und was für alberne Gestalten wir abgaben. Zwei junge jüdische Komiker, die so taten, als seien sie Flaneure alter Schule. Ben wirkte in dieser Welt eher wie ein Besucher, ich hingegen unentschuldbarer oder erfolgreicher mit ihr verbunden und deswegen umso gruseliger, so wie ich mich aufspielte, als würde ich dazugehören. Aber schließlich war ich doch ordentliches Mitglied eines Clubs in London, und im Laufe der nächsten Jahrzehnte sollte ich in mindestens vier weitere eintreten sowie in ein halbes Dutzend jener modernen Pinten, die ausschließlich Mitgliedern der Medienmeute offenstehen und im Lebensraum der Soho-Boheme wie Pilze aus dem Boden schossen.
    Wir spazierten die St. James’s Street hinunter, und ich erzählte Ben von Brooks’s und White’s, den Whig- und Tory-Bastionen, die einander von gegenüberliegenden Straßenseiten finster beäugen. White’s war und ist der aristokratischste und exklusivste aller Londoner Clubs, aber der Carlton, dem wir uns jetzt näherten, war der unverhohlen politischste.
    Wir traten über die Schwelle, und ich winkte dem uniformierten Portier in seinem Empfangsschalter aus Mahagoni hoffentlich hinreichend ungezwungen zu.
    »Oxford and Cambridge«, sagte ich. »Ich habe meine Mitgliedskarte irgendwo …«
    »Schon recht, Sir«, sagte der Portier und registrierte Ben, ohne mit der Wimper zu zucken. Da er wusste, was sich an diesen Orten gehörte, trug Ben Anzug und Krawatte, aber es gibt eben solche und solche Anzüge und Krawatten, und es gibt auch solche und solche Arten, Anzüge und Krawatten zu tragen. Mein anthrazitfarbener dreiteiliger Maßanzug, mein Hemd von New undLingwood mit der leicht mitgenommenen Cherubs-Krawatte machten den Eindruck, dazuzugehören, während der bei Mr Byrite eingekleidete Ben an einen (und ich meine das warmherzig und liebevoll) Busfahrer gemahnte, der sich zur Hochzeit

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