Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre
Autoren: Stephen Fry
Vom Netzwerk:
Regisseurin war die sehr charmante und fähige Mandy Fletcher. Ich sollte vielleicht den Unterschied zwischen einem Regisseur für Multikamera-TV und einem für Filme oder das Theater erklären. In beiden letzteren Welten ist der Regisseur der Alleinherrscher, zuständig für sämtliche kreativen Entscheidungen und letztendlich verantwortlich für das, was auf der Bühne oder der Leinwand zu sehen ist. Beim Fernsehen ist es der
Producer
, der diese Rolle übernimmt. Unser Fernsehproduzent war John Lloyd. Mandys Aufgabe bestand darin, sich zu überlegen, wie die Kameras sich bewegen und koordiniert werden sollten, um bestmöglich einzufangen, was John und das Ensemble entwickelten. Damit soll weder ihre Rolle noch ihr Können herabgesetzt werden, es geht nur darum, dass die meisten Menschen denken könnten, der Regisseur sei derjenige, der die Show im Hinblick auf das Skript, auf die Ausführung, auf komische Ideen und die Führung der Schauspieler bestimmt. All das kam von unserem Produzenten, zumal weder Richard Curtis noch Ben Elton gerne an Proben teilnahmen.
    In einer Geschichte der britischen Fernseh-Comedy wird der Name John Lloyd mit Gewissheit an herausragender Stelle zu finden sein. Der Absolvent von Cambridge und den Footlights war Zeitgenosse seines Freundes und gelegentlichen Arbeitspartners Douglas Adams. Nach Cambridge war er zu BBC Radio gegangen, wo er
The News Quiz
,
Quote Unquote
sowie andere Quizsendungen und Comedy-Shows aus der Taufe gehoben hatte, bevor er mit
Not the Nine O’Clock News
zum Fernsehen gewechselt war. Richard Curtis war Hauptautor jener Show gewesen und Rowan Atkinson einer ihrer Stars. Es lag daher auf der Hand, dass John jetzt
The Black Adder
vonRowan und Richard produzierte. Im Jahr danach produzierte er die erste Staffel von
Spitting Image
und arbeitete bis zum Ende daran mit. Er produzierte die drei aufeinander folgenden Staffeln von
Blackadder
und dazu die gelegentlich gedrehten Wohltätigkeits- und sonstigen Specials. 2003 arbeiteten er und ich an
QI
zusammen, einem weiteren seiner zahlreichen Geisteskinder. Außerdem hatte er, auch wenn er mir nicht dankbar sein wird, dass ich es erwähne, als Drehbuchberater an einigen
Alfresco
-Episoden mitgearbeitet, und daher darf ich wohl sagen, dass unsere Karrieren fast dreißig Jahre lang miteinander verbunden waren. Er ist, das sollte ich an dieser Stelle deutlich sagen, ganz schön irre.
    Der Erfolg hat ein Dutzend Väter, und das Scheitern ist ein Waisenkind, wie ich bereits erwähnte, als ich von der Entstehung der »Bambi«-Episode von
The Young Ones
sprach. Wie sich herausstellte, wurde
Blackadder II
vom Publikum bestens angenommen, was wir während der Proben absolut nicht vorausgeahnt hatten. Wenn es um eine Erklärung geht, warum das so war, verfüge ich über nicht mehr Sachverstand als sonst jemand, ob nun mit dem Projekt verbunden oder nicht. Was Ben Elton zur Party beitrug an Energie, fantastischer Wortzauberei, brillanten Anachronismen und allgemeinem
jeux d’esprit
ist gar nicht hoch genug zu schätzen, ebenso wie das Ohr, der Witz und das Können von Richard Curtis, der zudem noch über ein unheimliches Einfühlungsvermögen in Rowans Ausdrucksbreite und Leistungskraft verfügte. Die Verwandlung, die Tony Robinsons Baldrick von einem cleveren Kumpan in der ersten Staffel zu einem furchtbar einfältigen und zwielichtigen Gesellen durchmachte, war mitentscheidend für den Erfolg der Show. Tim McInnernys Lord Percy war göttlich, nicht wenigerPatsy Byrnes Nursie. Viele würden Miranda Richardsons Auftritt als eine junge und schrecklich labile Queenie als einen der absoluten Höhepunkte der Staffel bezeichnen und zu den besten komischen Charakterporträts zählen, die je im britischen Fernsehen zu sehen waren.
    Wir hatten außerdem glänzende Gäste. Tom Baker spielte einen Seebären namens Captain Redbeard Rum. Sein Spiel war umwerfend und er selbst höchst liebenswert. Wenn eine Szene geprobt wurde, in der er nicht mitspielte, verschwand er und kam mit einem Tablett zurück, das mit Süßigkeiten, Chips, Schokolade, Sandwiches, Nüssen und sonstigen Snacks beladen war. Er ließ es bei allen herumgehen und verschwand oft, um es aufs Neue zu beladen. Während seiner Tage bei
Doctor Who
war er gerne durch die Pubs und Clubs von London gezogen und oft um drei oder vier Uhr morgens in den Proberäumen von North Acton gelandet. Freundliche Wachleute ließen ihn herein und auf einer der Matten schlafen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher