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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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die eine Eigenschaft, die ihm anscheinend nicht gegönnt wurde, ist die Fähigkeit, etwas daran zu ändern. Richard Armitage zählte ganz sicher zu diesen Menschen, die ihn nur schwer ertragen konnten, war aber zu scharfsinnig, um nicht zu ahnen, dass niemand seinen Finger dichter am Comedy-Puls des Jahrzehnts hatte – wenn es den denn gab – als dieser selbe Benjamin Charles Elton mit dem brummigen, wenig liebenswerten Akzent und der nach Richards Empfinden unangenehmen Vorliebe für Hintern, Penisse und einen Humor, der vorzugsweise mit den Entweichen unangenehmer Gase zu tun hatte.
    »Das meinst du also wirklich?« Er sah mich mit der Mischung aus Ungläubigkeit und Enttäuschung an, die man auf dem Gesicht des Schriftführers eines Pall Mall Gentlemen’s Club erwartet hätte, der hören musste, dass ein Mitglied vorgeschlagen hatte, Pete Doherty ins Wein-Komitee zu wählen.
    Ich fühlte mich geschmeichelt, dass meine Meinung so geschätzt wurde. Mein Beitrag zum Erfolg von
Me and My Girl
, der Richard zum glücklichsten Menschen in London gemacht hatte, und die Tatsache, dass ich zu jedem Wochenendtreffen oder zu jeder Dinnerparty eingeladen werden konnte, ohne eine Blamage zu verursachen, hatten ihn dazu veranlasst, auf mich als eine Art Mittler zwischen seiner Welt und der schönen neuen Welt zu setzen, die um ihn heraufbrach.
    »Absolut«, sagte ich. »Es wird also tatsächlich eine neue Staffel geben, oder?«
    »Die Frage«, sagte Richard und langte blind nach dem Hörer, der am komplizierten Switchboard hinter seiner rechten Schulter hing, »ist nur, ob wir die BBC überreden können, der Show eine zweite Chance zu geben. Man will das Budget dezimieren.«
    »Das ist ja gar nicht so schlimm. Nur zehn Prozent.«
    »He?«
    »Dezimieren bedeutet doch, um einen Teil von zehn zu kürzen.«
    Diese Art pedantischer Wortklauberei löst bei den meisten Menschen den Wunsch aus, mir einen Fußtritt zu versetzen, aber Richard hatte seinen Spaß daran. »Ha!«, sagte er und dann, als eine Stimme in die Leitung kam: »Geben Sie mir John Howard Davies. Übrigens …«, fügte er an mich gerichtet hinzu, als ich aufstand, um zu gehen, »wir müssen uns ziemlich bald mal über
Me and My Girl
am Broadway unterhalten. Leb wohl.«
    Ich war natürlich nicht eingeweiht in die Diskussionen, die Richard Curtis, Rowan, Ben und John Lloyd führten, als sie die zweite
Blackadder -Staffel
konzipierten, aber ich weiß, dass die Entscheidung, das Ausmaß der Show zu reduzieren, von Bens Standpunkt aus für die
Comedy
notwendig war. Die Tatsache, dass es aus Sicht der BBC eine
finanzielle
Notwendigkeit war, könnte man als einen seltenen und glücklichen Konflikt verschiedener Interessen bezeichnen. Als die leitenden Angestellten der BBC die Skripts zu Gesicht bekamen, die Ben und Richard produziert hatten, seufzten sie hörbar vor Erleichterung. Das Budget wurde mehr als dezimiert, nämlich auf ein Viertel gekürzt.
    Es steht mir nicht an, für Ben zu sprechen, aber folgendermaßen interpretiere ich seine Überzeugung, dass es um der Comedy willen notwendig war, die Show zu reduzieren.
The Black Adder
war mit großem Aufwand gefilmt worden, mit vielen Außenaufnahmen und an beeindruckenden Drehorten. Statisten liefen überall umher, es gab Massenszenen auf Schlachtfeldern, es wurde geritten, und die Ritterrüstungen schepperten. Das Material jeder Episode wurde zusammengeschnitten und dann einem Publikum vorgeführt, dessen Lachen aufgenommen und unterlegt wurde. Der daraus resultierenden Sendung fehlte Atmosphäre, aber wichtiger noch:
der Fokus
. Ich habe eine Theorie zur Situation Comedy, mit der ich jeden behellige, der mir zuhören mag oder, wie in unserem Fall, meine Worte lesen mag. Ich sehe eine Sitcom wie ein Tennismatch, in dem es für den Zuschauer nichts Wichtigeres gibt, als den
Ball zu sehen.
Es ist gleichgültig, wie athletisch, geschmeidig, elegant, schnell und geschickt die Spieler sind – wenn man den Ball nicht sehen kann, besteht ihr athletisch sportlicher Einsatz aus kaum mehr als bedeutungslosen Gesten, unerklärlichem Gerenne, wildem Schwingen und Schlagen mit dem Racket. Wenn man jedoch den Ball sieht, ergibt alles im selben Moment schon Sinn. Das Problem bei
The Black Adder
bestand meiner Meinung nach darin, dass man den Ball nie sah. Wundervoll und köstlich waren das wüste Geschrei, das verschwörerische Gewisper, das machiavellische Taktieren, das possenhafte Versteckspielen, das dramatische Galoppieren

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