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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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hatten den Ehrgeiz, nicht die schlimmste Footlights-Show seit Jahren genannt zu werden. Den Ehrgeiz, in den College- und Universitätszeitungen nicht verspottet oder verleumdet zu werden. Wir besaßen den Ehrgeiz, nicht daherzukommen, als hielten wir uns für die ganz großen profimäßigen Showbizzstars. Und ehrgeizig, nicht zu versagen.
    Innerhalb von zwei Wochen stellten wir das Skript der
Schneekönigin
fertig. Ich schrieb auch noch einen Monolog für Emma und ihre Rolle als verrückte, böse und übelriechende Weise Alte Frau. Katie spielte die Heldin Gerda, während Kim, der sich die Rolle der »Pantomime Dame« zu eigen machte, als sei er dazu geboren, ihre verblüffend Les Dawson ähnliche Mutter verkörperte. Ich war ein dümmlicher Engländer namens Montmorency Fotherington-Fitzwell, Ninth Earl of Doubtful, der glücklicherweise nicht singen musste. Derin Australien geborene Adam Stone aus St. Catharine’s spielte Kay, Gerdas Freund, Annabelle Arden spielte die Titelrolle der Schneekönigin, und ein äußerst komisches Erstsemester namens Paul Simpkin spielte eine Art kloßgesichtigen Hofnarren. Dann war da noch ein talentierter junger Mann namens Charles Hart, den wir in den Chor steckten. Er brachte es später als Texter von Andrew Lloyd-Webbers
Das Phantom der Oper
und
Aspects of Love
zu Ruhm und nicht unbeträchtlichem Reichtum. Greg Snow, ein zum Schreien komischer Freund vom Corpus Christi College, war ebenfalls im Chor und machte Hugh mit seiner Affektiertheit und einem Talent zur Gehässigkeit, das an hohe Kunst grenzte, abwechselnd Spaß oder brachte ihn zur Verzweiflung.
    Hugh hatte einen Anteil an der Musik, und ich hatte das eine oder andere Wörtchen zu den Texten beigetragen, aber der größte Teil der Kompositionen und Arrangements war das Werk eines Undergraduate namens Steve Edis, dessen Freundin Cathie Bell im Chor wie ein außer Rand und Band geratenes Cancan-Girl tanzte und sang, obwohl sie ständig damit rechnen musste, einen schlimmen Asthmaanfall zu bekommen.
    Die Pantomime schien gut zu klappen, und als sich das Lent-Trimester näherte, hatten Hugh und ich schon angefangen, Material für die Late Night Review zu schreiben, der Hugh den Titel
Memoirs of a Fox
(Erinnerungen eines Fuchses) gegeben hatte. Ich ärgerte ihn damit, dass niemand die Anspielung verstehen würde, aber der Titel war hübsch genug, ohne dass man Siegfried Sassoon hätte kennen müssen. Titel sind, wie man sehr bald entdeckt, unglaublich unerheblich. Man hätte sich auch entscheiden können, es so zu machen, wie die Indianer es angeblich mit ihren Babys taten: Sie nanntensie nach dem, was sie als Erstes vor dem Fenster sahen: Rennender Bulle, Lange Wolke oder Parkendes Auto. Man hätte auch den Titel »Das Erste, was man draußen vor dem Fenster sieht« wählen können. Der gefällt mir sogar ganz gut. Eines Nachmittags fand ich ein zerfleddertes altes Schulheft im Footlights-Clubraum. Auf dem Umschlag stand gekritzelt: »Titelvorschläge für die May-Week-Revue«. Über Generationen hatten Mitglieder Titelideen für Shows aufgeschrieben. Mein Lieblingstitel war »Captain Fellatio Hornblower«. Ich hatte immer den Verdacht, dass er das Werk des jungen Eric Idle sein musste. Viele Jahre später fragte ich ihn danach: Er konnte sich nicht daran erinnern, stimmte aber zu, dass es gut zu ihm passe und er willens sei, die Urheberschaft anzuerkennen, besonders wenn Tantiemen dabei für ihn heraussprangen.
    Mehr oder weniger genau gegenüber dem Caius College stand ein Restaurant, das Whim hieß. Seit Generationen war diese freundliche und bescheidene Gaststätte ein Stammlokal von Studenten gewesen, die es wegen seiner guten und preisgünstigen Abendessen und langen, trägen Sonntagsbrunches schätzten. Eines Tages schloss es ganz unvermittelt und präsentierte sich eingerüstet. Zwei Wochen später wurde es wiedereröffnet, und zwar als etwas, das ich nie zuvor gesehen oder erlebt hatte: eine Fastfood-Burgerbar. Es hieß immer noch Whim und war jetzt die Heimat des neuen Whimbo Burger: zwei Rinderbuletten, großzügig mit leicht pikanter, leicht süßlicher Sahnesoße eingeschlämmt, belegt mit Gurkenscheiben, mit Sesambrötchenscheiben aufgeschichtet zu einem Doppeldecker und auf einem Styroportablett serviert, begleitet von Kartoffelchips, die »fries« hießen, und geschlagenem Speiseeis,das »milkshake« genannt wurde. An den Kassen waren Knöpfe installiert, die es den Hilfskräften mit den kessen Käppchen

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