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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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ermöglichten, einen Knopf für, sagen wir mal, Whimbo zu drücken und einen anderen für Milkshake oder Fries, und automatisch wurden die Preise aufgerufen und abgerechnet. Es war, als habe man ein außerirdisches Raumschiff betreten, und ich muss leider gestehen, ich war völlig vernarrt in diese Burgerbar.
    Wir entwickelten ein Ritual. Nachdem wir einen großen Teil des Nachmittags in A2 mit Schachspielen, Reden und Rauchen verbracht hatten, verließen Hugh, Katie, Kim und ich das Queens’, gingen King’s Parade entlang zur Trinity Street und ins Whim. Danach machten wir uns auf zum Footlights-Clubraum und schlenkerten fröhlich unseren Fang, zwei Tragetaschen, randvoll mit dampfend heißer Whimmery. Ich schaffte mit Leichtigkeit zwei Whimbos, eine normale Portion Fries und einen Bananen-Milkshake. Hugh verdrückte normalerweise drei Whimbos, zwei große Portionen Fries, einen Schokoladen-Milkshake und alles, was Katie und Kim, die von zarterer Natur waren, übriggelassen hatten. Seine Jahre als Ruderer und der enorm hohe Kalorienverbrauch, den sie erfordert hatten, waren schuld an Hughs kolossalem Appetit und der Geschwindigkeit seiner Nahrungsaufnahme, die bis heute alle verblüffen, die es miterleben. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass er ein ganzes 24-Unzen-Steak in der Zeit essen kann, die ich, ein viel schnellerer Esser als der Durchschnitt, brauche, um zwei Mundvoll abzuschneiden und zu zerkauen. Wenn er während des Jahres, in dem das Ruderrennen stattfand, von seinem täglichen Training auf dem Fluss nach Hause kam, bereitete Katie ganz allein für ihn eine Cottage Pie nach einem Rezept,das für sechs Personen berechnet war, und krönte sie zusätzlich noch mit vier Spiegeleiern. Das alles machte er nieder, bevor sie von ihrer Suppe und dem Salat gerade mal probiert hatte.
    Ich war mehr als fasziniert davon, welchen Grad von Fitness Hugh sich für das Ruderrennen antrainiert hatte. Es ist viel, viel länger als eine normale Regatta-Strecke und erfordert ungeheure Kondition, Kraft und einen ebenso starken Siegeswillen.
    Wie ich mich entsinne, fragte ich ihn einmal: »Als du regelmäßig geprobt hast, da musst du dich großartig gefühlt haben, weil du so fit warst.«
    »Hm«, sagte Hugh, »lass mich kurz vorausschicken, dass wir das Wort ›trainieren‹ gegenüber ›proben‹ bevorzugen, und dann muss ich dir sagen, dass man sich leider nie richtig fit fühlt. Man trainiert so hart, dass man ständig in einem benebelten Zustand gefühlloser Erstarrung ist. Auf dem Fluss peitscht und stachelt man sich an, sich in die Riemen zu legen, und man zieht durch, aber wenn das vorüber ist, kommt wieder die Starre. Ja, das Ganze ist nichts als eine sinnlose verdammte Quälerei.«
    »Und deswegen sollte sie am besten«, sagte ich, »Sträflingen und Galeerensklaven überlassen bleiben.«
    Wie stolz wäre ich trotz alledem gewesen, wenn ich je etwas so außerordentlich Anspruchsvolles, so abstoßend Hartes, so hemmungslos Extremes fertigbekommen hätte, wie für das Rennen zu trainieren und daran teilzunehmen.
    Wenn wir die letzten Krümel Whimbo und den letzten Schluck Milchshake vertilgt hatten, setzte sich Hugh im Clubraum ans Klavier, und ich sah mit einer Mischung aus Bewunderung und Neid zu, wie er spielte. Er gehört zu den Menschen, die ein perfektes Ohr für Musik haben,so dass sie in der Lage sind, alles Erdenkliche vollkommen harmonisch zu spielen, ohne einen Blick auf eine Partitur werfen zu müssen. Und in der Tat kann er eigentlich keine Noten lesen. Gitarre, Klavier, Mundharmonika, Saxophon, Schlagzeug – ich habe ihn alle diese Instrumente spielen hören, und ich habe ihn auch mit einer Bluesstimme singen gehört, für die ich meine beiden Beine geopfert hätte. Ich müsste also missmutig gewesen sein, aber wie es aussieht, bin ich wahnsinnig stolz.
    Ich kann von äußerstem Glück sagen, dass Hugh, so attraktiv, so erstaunlich talentiert, witzig und charmant und clever er ist, mich nie erotisch gereizt hat. Wie katastrophal, wie quälend peinlich wäre das gewesen, wie ruinös für mein Glück, sein Behagen und jedwede Zukunft, die wir als Comedy-Kollaborateure hätten haben können. Stattdessen entwickelten sich die spontane Achtung und Zuneigung füreinander zu einer tiefen, fruchtbaren und ungetrübten gegenseitigen Liebe, die in den vergangenen dreißig Jahren immer nur stärker geworden ist. Der beste und weiseste Mann, den ich je gekannt habe, wie Watson von Holmes schreibt. Ich

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