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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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werde hier aufhören, bevor mir die Tränen kommen und ich zu faseln anfange.

Comedy Credits – Comedy-Meriten
     
    Im Clubraum brachte ich meinen ersten Smoker über die Bühne. Vor lauter Angst, das Programm könnte für den Abend nicht reichen, hatte ich wie ein Wilder den größten Teil des Materials selbst geschrieben. Der Anthony-Blunt-Cambridge-Spionage-Skandal war immernoch in aller Munde, und daher schrieb ich einen Sketch über einen Don – mich –, der einen Undergraduate – Kim – für den Secret Service anheuert. Überdies schrieb ich eine ganze Reihe »Quickies«, hauptsächlich in Form visueller Possen oder Körperwitze. Alles schien an jenem Abend auf wundersame Weise gut zu laufen, und ich war hochgestimmt und erfüllt von neuem Selbstbewusstsein wie nach der Entdeckung einer neuen Muskelpartie, von deren Existenz ich keine Ahnung gehabt hatte.
    Ein paar Tage später bekam ich Post von einem Assistenten bei
Not the Nine O’Clock News
, der erfolgreichen neuen Sketch-Show der BBC, in der sich Rowan Atkinson und seine Co-Stars gerade einen Namen machten. Einer der Produzenten, ein ehemaliger Footlighter namens John Lloyd, hatte bei meinem Smoker im Publikum gesessen und einen Quickie gesehen, von dem er sich vorstellen konnte, dass er bei
Not
gut ankommen würde. Ob sie ihn kaufen könnten?
    In fiebriger Erregung schrieb ich den Ablauf:
     
    Ein Mann hat in einem Pissoir fertiggepinkelt. Er geht an das Waschbecken, wäscht sich die Hände und sucht nach einem Handtuch. Es ist nirgends eins zu finden. Er sieht sich nach etwas um, mit dem er sich die Hände abtrocknen könnte. Nichts. Er sieht einen Mann an der Wand stehen. Er nähert sich ihm und stößt ihm das Knie in den Unterleib. Der Mann knickt ein und stößt einen solchen Schmerzensschrei aus, dass der Held sich in dessen heißem Lufthauch die Hände trocknen kann.
     
    Ja, ich weiß. Auf dem Papier klingt er ziemlich lahm, aber die kurze Nummer hatte an jenem Abend vor dem Smoker-Publikum gewirkt und kam auch an, als MelSmith und Gryff Rhys Jones sie ungefähr einen Monat später in
Not the Nine O’Clock News
aufführten. Im Laufe der Jahre wurde sie oft wiederholt und in diverse »Best Of«-Zusammenstellungen aufgenommen. Bis zum Ende des Jahrzehnts bekam ich immer wieder Schecks von der BBC über absurde Summen. »Zahlen Sie Stephen Fry die Summe von £ 1.07 aus«, so in der Art. Der niedrigste Scheck war über 14 Pence ausgestellt, für den Verkauf der Rechte nach Rumänien und Bulgarien.
    Kurz nachdem ich die schriftliche Version des Quickies weggeschickt hatte, tauchte Hugh in A2 auf, um wie gewöhnlich Schach zu spielen, zu schwatzen und Kaffee zu trinken. Stolz verkündete ich, dass ich jetzt TV-Autor geworden war. Seine Kinnlade klappte nach unten.
    »Schade, das bedeutet,
wir
können es nicht mehr bringen«, sagte er, und in seinen Augen standen die Wörter, die auszusprechen sein Mund zu höflich war: »Du dämlicher Trottel.«
    »Oh. Oh, daran hab ich nicht gedacht. Klar. Verdammt. Bruder. Scheiß.«
    Weil ich so begeistert darüber gewesen war, Material ans Fernsehen verkauft zu haben, war mir gar nicht in den Kopf gekommen, dass wir es deswegen selbst nicht mehr verwenden durften. Nicht nachdenken kann ich ganz besonders gut. Aber trotzdem, als ich meinen Namen im Abspann der Episode sah, in der mein Quickie gezeigt worden war, fühlte ich mich himmlisch happy.
    Als die Zeit kam, in der Late Night im ADC
Memoirs of a Fox
auf die Bühne zu bringen, traten nicht nur Emma, Kim, Paul, Hugh und ich in der Show auf, sondern Hugh nahm zudem in die Besetzung eine große, blonde, schlanke und außerordentlich talentierte junge Frau auf, die Tilda Swinton hieß. Sie gehörte nicht zurComedy-Welt von Cambridge, aber sie war eine großartige Schauspielerin, und ihre Pose und ihre Präsenz machten sie zur perfekten Richterin in einem Sketch, der in einem amerikanischen Gerichtssaal spielte und den Hugh mit höchst geringer Assistenz von mir geschrieben hatte.
    Man kann sich ohne weiteres vorstellen, wie die beiden als Studenten auf der Bühne des ADC amerikanische Charaktere verkörpern. Aber wir hätten jeden für verrückt erklärt, der die Vermutung geäußert hätte, dass Hugh eines Tages einen Golden Globe für die Darstellung eines Amerikaners in einer Fernsehserie gewinnen würde und Tilda einen Oscar für die Darstellung einer Amerikanerin in einem Spielfilm bekommen sollte.

Cooke
     
    Im Trimester zuvor hatte mich Jo Wade, die

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