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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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der er verkündet, dass er und die führenden Mitglieder seines Hofstaats drei Jahre der Gesellschaft von Frauen abschwören werden, um sich der Kunst und der Gelehrsamkeit zu widmen. Hugh und Paul hatten leider das Problem, sich eines unkontrollierten Lachens nichterwehren zu können. Sie brauchten auf der Bühne nur einen Blick zu wechseln, und im selben Moment konnten sie schon nicht mehr atmen oder sprechen. Während der ersten Proben war das kein Problem, aber nach einer Weile merkte ich, dass Brigid immer besorgter wurde. Als sich die Generalprobe näherte, zeigte sich, dass Hugh die Worte seiner Eröffnungsrede nicht herausbekommen konnte, solange Paul die Bühne nicht verlassen hatte. Das war jedoch wegen der Handlung unmöglich, und daher musste eine fantasievolle Lösung für das Problem gefunden werden, zumal alle Drohungen und Verwünschungen sich als nutzlos erwiesen hatten.
    »Tut mir leid«, sagte der eine wie der andere. »Wir versuchen ja, nicht zu lachen, aber es ist eine Sache der Chemie. Wie eine Allergie.«
    Brigid hatte die blendende Idee, in dieser Szene
alle
auf der Bühne zu versammeln und sie, den König, Berowne, Dumain, Longaville und die allgemeinen Höflinge, die Eröffnungszeilen als eine Art Chor gemeinsam sprechen zu lassen. Das funktionierte, und das Gekicher hörte auf.
    Bei der Premierenparty hörte ich, wie ein hochgestellter Akademiker und namhafter Shakespeare-Gelehrter Brigid zu der Idee gratulierte, die Eingangsrede als eine Art Gemeinschaftsgelübde vortragen zu lassen. »Ein ausgezeichnetes Konzept. Der Szene wurde Leben eingehaucht. Wirklich brillant.«
    »Danke Ihnen, Professor«, sagte Brigid, ohne rot zu werden. »Es kam mir einfach richtig vor.«
    Sie fing meinen Blick auf und strahlte.

Cellar Tapes and Celebration – Cellar Tapes und Festivitäten
     
    Das letzte Trimester begann. Ein weiterer May Ball. Die letzten Tripos-Prüfungen in Englisch. Die May-Week-Revue. Abschluss. Leb wohl, Cambridge, hallo, Welt.
    Bevor wir mit der Arbeit an der Revue selbst begannen, heuerte ich für den letzten Smoker der Footlights meinen alten Freund Tony Slattery an, der sich völlig problemlos ins Programm fügte. Mit Songs zur Gitarre und außergewöhnlichen Monologen aus eigener Feder riss er das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin; laut einem schicksalsergebenen Pförtner, der sich um die Räumlichkeiten kümmerte, hatte sich ein Mädchen tatsächlich eingenässt.
    »Das kann passieren«, sagte er, als er eine Dose Vim über dem feuchten Sitzkissen leerte, »wenn’s
zu
witzig wird.«
    Ich versuchte auch, Simon Beale zu überreden, sich uns anzuschließen, aber er hatte bereits genügend Auftritte als Sänger und Schauspieler in seinem Terminkalender. Ich nehme an, er fand auch, dass Comedy-Shows nicht so ganz seine Sache waren. Da Penny Dwyer dazukam, mit der ich bei Produktionen der Mummers gearbeitet hatte und die singen, tanzen und komisch sein und so gut wie alles andere machen konnte, hatten wir eine Besetzung, zu der ich, Hugh, Emma und Paul Shearer gehörten, für das Hauptereignis zusammen, die May-Week-Revue, die nach Oxford und schließlich Edinburgh wandern würde.
    Ich schrieb für mich einen Monolog, der auf Bram Stokers
Dracula
basierte, und eine Parodie auf
The Barretts of Wimpole Street,
in der Elizabeth, eine ans Bettgefesselte Kranke, von Emma gespielt wurde und ich ihren glühenden Verehrer Robert verkörperte. Hugh und ich hatten John Bartons Shakespeare-Masterclasses im Fernsehen verfolgt und rasend komisch gefunden. Darin leitete Barton Ian McKellen und David Suchet mit quälender Langatmigkeit durch den Text einer einzigen Rede. Wir dachten uns einen Sketch aus, in dem ich dasselbe mit Hugh tat. So detailliert war die Textanalyse, dass wir über das erste Wort, »Zeit«, nicht hinauskamen.
    Hugh bat den vorjährigen Präsidenten Jan Ravens, die Regie zu übernehmen, und wir begannen im Clubraum mit den Proben. Wir arbeiteten einen abschließenden Ensemble-Sketch aus, in dem eine ziemlich grässliche Alan-Ayckbourne-Familie nach dem Abendessen Scharade spielt und dabei Animositäten, Enthüllungen und Chaos auslöst.
    Irgendwann müssen wir unsere Abschlussprüfungen abgelegt haben, und zu einem anderen Zeitpunkt muss ich zwei Abhandlungen geschrieben haben, eine über Byrons
Don Juan
, eine andere über Aspekte von E. M. Forster. Ich kann mich an keine von beiden erinnern, zumal ich sie an zwei hektischen Abenden hingehauen hatte: 15   000 Wörter

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