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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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reines Geseire, mit Höchstgeschwindigkeit runtergetippt.
    Als die Nachricht kam, dass die Englisch-Ergebnisse heraus waren, ging ich zum Senate House, an dessen Wänden riesige Anzeigetafeln mit Holzrahmen angebracht worden waren. Ich drängelte mich durch die Masse hysterischer Studenten und fand meinen Namen in der Upper-Second-Liste. Ich hatte ein glanzloses, angemessenes und nicht weiter aufregendes 2:1-Ergebnis erreicht.
    Peter Holland, ein Don vom Trinity Hall, der mich in »Practical Criticism« und Literatur des 17. Jahrhunderts betreut hatte, war mit Trost zur Hand.
    »Man hat deine Arbeit zweimal gelesen, um dir vielleicht ein First zu geben«, sagte er. »Du bist ganz nahe herangekommen. Du hast Firsts in all deinen schriftlichen Arbeiten, bei Shakespeare wieder an der Spitze. Aber ein 2:2 in der Abhandlung über Forster und ein Third bei Byron. Deswegen konnten sie einfach nicht anders. Pech.«
    Das verletzte mehr meinen Stolz, als dass es meinen Plänen abträglich war. Um ehrlich zu sein: Cambridge hatte recht. Ich hatte bewiesen, dass ich schriftliche Prüfungen in Windeseile erledigen konnte, aber die wichtige Diplomarbeit, die ein Ausmaß an Originalität, Gelehrsamkeit und Fleiß verlangte, wie ich es weder besaß noch auf Teufel komm heraus bereit war, mir anzueignen, entlarvte mich als den Blender, der ich war.
    Hugh studierte Archäologie und Anthropologie und brachte es auf weitaus amüsantere und sympathischere Art zu einem akademischen Grad. Er hatte eine einzige Vorlesung besucht, aus der er das Material für einen ziemlich brillanten Monolog über eine Bantu-Hütte schöpfte, hatte aber ansonsten weder seine Professoren belästigt, einen Essay geschrieben oder die Fakultätsbibliothek betreten. Ich glaube, er wäre der Erste gewesen, der eingeräumt hätte, dass man mehr über Archäologie und Anthropologie wisse als er.
    Der erste Abend unserer May-Week-Revue kam. Die Show trug den Titel
The Cellar Tapes
, gleichermaßen eine Anspielung auf den Kellerraum des Footlight Clubs, in dem sie entstanden war, wie auf Bob Dylans
Basement Tapes
und jedes anderen Wortspiel mit Sellotape.
    Hugh kam zur Begrüßung auf die Bühne: »Guten Abend, meine Damen und Herren, und willkommen zur May-Week-Revue. Wir bieten Ihnen einen Abend leichter Unterhaltung mit – nebenbei gesagt, ich habe mein Third erreicht – Sketchen, Musik und …«
    Es ging los. Das Arts Theatre ist eine der besten Aufführungsstätten für Comedy, die ich kenne. Im Scheinwerferlicht dazusitzen mit einem in Leder gebundenen Buch und den Dracula-Monolog zu sprechen, mit Hugh auf der Bühne zu stehen und die Shakespeare Masterclass zu exerzieren, am Bett der siechen Emma zu knien, für Paul Shearer im Sketch über die Anwerbung für den Geheimdienst MI5 Tee auszuschenken – all diese Momente waren erfreulicher und aufregender in diesem Theater, zu dieser Gelegenheit, vor einem so begeisterten Publikum als alles, was ich je zuvor getan hatte.
    Hugh und ich sahen einander an, als der Vorhang gefallen war. Wir wussten, dass wir, komme, was da wolle, dem Namen Footlights keine Schande gemacht hatten.
    Eines Abends während der zweiwöchigen Spielzeit wurde hinter der Bühne gemunkelt, dass Rowan Atkinson im Publikum gesehen worden sei. Ich brach mit der alten Gewohnheit (eines kurzen Lebens) und spähte hinaus in den Saal. Da saß er, kein Zweifel. Nicht gerade die am allerleichtesten verwechselbaren Gesichtzüge auf diesem Planeten. Wir alle gaben uns besondere Mühe, was die Show verbessert haben mag, aber genauso gut für einen ziemlich hysterischen Touch gesorgt haben könnte – ich war zu aufgeregt, um es zu bemerken. Der große Atkinson sah uns zu. Vor anderthalb Jahren erst hatte ich mich bei seiner Show in Edinburgh vor lauter Lachen beinahe übergeben müssen. Seither hatte
Not the Nine O’Clock News
ihn zu einem großen Fernsehstar gemacht.
    Er kam hinter die Bühne, um uns die Hand zu schütteln, eine liebenswürdige und freundliche Geste von einem so schüchternen und zurückhaltenden Mann. Ich war so elektrisiert und kopflos, dass ich nicht ein einziges Wort verstand, das er sagte, aber Hugh und die anderen berichteten mir später, dass er uns zu dem Abend reizende Komplimente gemacht hatte.
    Zwei Abende später tauchte Richard Armitage, Emmas Agent, auf.
    »Könnt ihr euch vorstellen«, fragte er hinterher, »so etwas professionell zu machen? Eine Karriere daraus zu machen?«
    Es kam alles so plötzlich, war sonderbar

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