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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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der Bühnenarbeiter und Beleuchtungscrew verbrachten. Wir verfielen entweder dem Trübsinn oder brachen in hysterisches Gelächter aus, wenn wir uns zusammenscharten, um einander Trost zu spenden und Mut zuzusprechen. Es war ein irritierender Absturz. Hugh ärgerte sich so sehr über die Unfreundlichkeit des Stabs, dass er einen Brief an den Manager schrieb. Bevor er ihn abschickte, zeigte er ihn mir. Ich hatte noch nie erlebt, dass kalte Wut so gekonnt in höfliche, aber vernichtende Prosa umgesetzt werden konnte.
    Von Oxford reisten wir weiter zum Theater an der Uppingham School, wo uns Chris Richardson willkommen hieß, wie er uns zwei Jahre zuvor prophezeit hatte. Oxford hatte bewirkt, dass wir unsere Show für miserabel hielten und Edinburgh zur Katastrophe werden würde, aber Uppingham gab unserer Moral ein wenig Auftrieb. Der Stab und die Schüler erwiesen sich als aufbauendes und begeistertes Publikum, und das Theater – auf dessen Bühnenbretter ich 1970 als Hexe in
Macbeth
† getreten war – stellte sich als die perfekte Spielstätte heraus, um unser Selbstbewusstsein wieder aufzupolstern. Christopher war ein äußerst herzlicher und aufmerksamer Gastgeber und sorgte sogar dafür, dass jeder Einzelne von uns bestens untergebracht war und dazueine kleine Flasche Malt Whisky auf dem Nachttisch stehen hatte.
    Der große William Goldman ist berühmt für seinen Kommentar zu Hollywood, dass dort »niemand auch nur irgendetwas weiß«, ein Apophthegma, das ebenso gut auch aufs Theater passen dürfte. Ich erhielt einen Brief von jemandem, der
The Cellar Tapes
im Oxford Playhouse erlebt hatte und mir mitteilen wollte, es sei die beste Show dieser Art gewesen, die er je gesehen hatte. Ich versuchte erfolglos, mich auch nur an einen Moment während der Spielzeit in Oxford zu erinnern, der meiner Meinung nach gut gewesen war. Wenn ich ehrlich war, musste ich jedoch auch eingestehen, dass das Publikum zumindest gelacht und zum Schluss mit anhaltendem und begeistertem Applaus reagiert hatte. Ich nehme an, die Unhöflichkeit des Theaterstabs und die Form des Zuschauersaals hatten in so negativem Kontrast zu der in Cambridge empfundenen Perfektion gestanden, dass uns alles schwarz und hoffnungslos vorgekommen war.

Caledonia 3 – Schottland, zum Dritten
     
    Bald darauf trafen wir in Edinburgh ein, wo wir feststellen mussten, dass wir die St. Mary’s Hall mit der Oxford Theatre Group würden teilen müssen, deren Vorstellung direkt vor uns lief. Sie waren freundlich, voller Selbstironie und liebenswert. St. Mary’s war ein großer Veranstaltungsort mit provisorischer ansteigender Bestuhlung. Er erwies sich als perfekt für unsere Show. Wir erhielten positive Kritiken und waren für die gesamten zwei Wochen ausverkauft.
    In einem Fringe-Gesamtprogramm von BBC Radio2 führten wir zwei Sketche auf und wurden dabei von Brian Matthew vorgestellt, der uns anschließend auch interviewte. Es war meine erste Erfahrung mit dem Radio: Den Sketch aufzuführen war keine Schwierigkeit, aber kaum musste ich als ich selbst sprechen, schnürte es mir die Kehle zu, wurde mein Mund trocken und war mein Kopf leer. So sollte es noch viele Jahre lang bleiben. Allein in meinem Schlafzimmer konnte ich einem imaginären Interviewer fließend, unterhaltsam und selbstsicher antworten. Kaum leuchtete jedoch das grüne Aufnahmelämpchen, erstarrte ich zur Salzsäule.
    Eines Abends hinterließ Richard Armitage die Nachricht, dass jemand von der BBC anwesend sein werde und sich mit uns treffen wollte. Zwei Tage später trug er uns auf, nach der Show zwei Leuten von Granada Television einige Zeit zu widmen. Am folgenden Abend kam auch Martin Bergman, der 77– 78 Präsident des Footlights gewesen war und den ich in
Nightcap
gesehen hatte, um sich die Show anzusehen. Sie alle hatten Angebote, die uns vor Verblüffung schwindlig werden ließen.
    Der Mann von der BBC fragte, ob wir bereit wären,
The Cellar Tapes
fürs Fernsehen aufzuzeichnen. Die beiden von Granada, ein leicht geröteter Schotte namens Sandy und ein kesser junger Engländer namens Jon, fragten, ob wir Interesse hätten, eine Comedy-Sketch-Show für sie zu entwickeln. Martin Bergman sagte, dass er eine Australientournee arrangiere: September bis Dezember, Perth, Adelaide, Melbourne, Sydney, Canberra und Brisbane. Was wir von der Idee hielten?
     
    Als wir uns am vorletzten Abend der Spielzeit zum letzten Mal vor dem Publikum verbeugten, wurden die Beifallsrufe plötzlich lauter und

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