02 - Im Netz der Vergangenheit
fragte er mit einem seltsamen Flackern in den Augen: »Denkst du wirklich, dass ich das gewesen bin?«
»Wenn du es nicht warst, warum bin ich dann hier?«
»Weil ich dafür sorgen werde, dass du unser kleines Familiengeheimnis nicht ausplaudern wirst.«
»Welches Familiengeheimnis?«, fragte sie verständnislos.
Jack verzog das Gesicht zu einem zynischen Grinsen. »Dein Onkel Joseph – mein lieber Vater – hatte dummerweise ein etwas ungewöhnliches Hobby.«
»Du bist ja krank«, entfuhr es Cassy voller Abscheu.
»Mein Vater war krank«, erklärte er ruhig, »Ja, er war sehr krank. Aber ich habe dafür gesorgt, dass es aufhört.«
Kapitel 33
S o schnell es möglich war, steuerte Sam das Auto über den holperigen Feldweg, hielt auf das kleine Wäldchen zu.
»Hier irgendwo muss es sein«, sagte er leise und hielt an, »Ich fahre nicht näher ran, damit man uns nicht hört.«
Jayden nickte mit blassem Gesicht, er war nicht in der Lage etwas zu sagen und hoffte inständig, dass sie nicht zu spät kommen würden.
Hastig stiegen sie aus und eilten im Schutz der Bäume weiter, hielten sich parallel zum Weg, und sahen nach wenigen Minuten ein Fahrzeug, direkt dahinter eine alte Holzhütte.
Sie warfen sich einen kurzen Blick zu und nickten, waren durch ihre langjährige Zusammenarbeit eingespielt genug, um sich ohne Worte verständigen zu können. Leise schlichen sie sich an das Gebäude heran, auf ausreichend Deckung achtend, die Waffen in der Hand und schussbereit.
Es dauerte nicht lange, bis sie sich postiert hatten, und zu seiner Erleichterung konnte Jayden durch das dünne Holz der Wand deutlich die Stimmen von Cassy und Jack hören.
Er zuckte zusammen, ein schmerzlicher Zorn stieg in ihm auf, am liebsten wäre er hineingestürmt und hätte dem Ganzen ein Ende bereitet.
Sam spürte, was in ihm vorging und legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm, und Jayden nickte resigniert.
Ihm war klar, dass sie warten mussten, bis sich eine Möglichkeit bot, Jack zu überwältigen, ohne Cassy in noch größere Gefahr zu bringen.
Angespannt lauschten sie dem Gespräch, das von drinnen zu ihnen drang.
»Was hast du getan?«, murmelte Cassy entsetzt, während sie versuchte, die gehörten Bruchstücke in ein sinnvolles Ganzes einzuordnen.
»Wie du dich vielleicht noch erinnerst, habe ich doch damals beim ‚Harrisburg Kurier‘ mein Praktikum gemacht. Die Arbeit dort hat mir Spaß gemacht, und mein damaliger Chef war sehr zufrieden mit mir. Er hat mir eine große Karriere in Aussicht gestellt und sich sehr für mich eingesetzt. Ich war noch kein halbes Jahr dort, als ich während meiner Arbeitszeit zufällig meinen Vater in der Anzeigenannahme gesehen habe. Als ich ihn gefragt habe, was er dort tut, hat er nur herumgedruckst und wollte mir nichts sagen, also habe ich mir die Annonce angesehen, als er weg war.
Zuerst dachte ich, er würde meine Mutter betrügen, und als ich ihn zur Rede gestellt habe, hat er alles abgestritten. Also bin ich ihm des Öfteren gefolgt, und eines Abends habe ich dann gesehen, wie er mit einer jungen Frau in sein Auto gestiegen ist. Ich bin in meinem alten Pick-up hinterher gefahren, und habe die beiden hier in der Hütte verschwinden sehen. Die Details dessen, was ich anschließend durch das Fenster hier beobachtet habe, erspare ich dir lieber.«
Er stockte kurz, und Cassy warf einen fassungslosen Blick zu den beiden Metallringen, während sich ihr vor lauter Ekel beinahe der Magen umdrehte.
»Warum bist du nicht zur Polizei gegangen?«, presste sie mühsam heraus.
»Hast du eine Vorstellung davon, was es bedeutet, wenn der eigene Vater ein Verbrecher ist? Ein Vergewaltiger und Mörder? Die ganzen Mordfälle waren sowieso schon ein gefundenes Fressen für die Medien gewesen, und unsere ganze Familie wäre in den Schmutz gezogen worden. Ich wollte nicht, dass man mit den Fingern auf uns zeigt, wollte ein normales Leben führen und meinen beruflichen Traum nicht aufgeben. Also musste ich eine andere Lösung finden.
Ich habe meinen Vater zur Rede gestellt, habe versucht ihn dazu zu bewegen, damit aufzuhören, habe ihn angefleht, an seine Familie zu denken. Er hat es mir versprochen, doch es dauerte nicht lange, bis die nächste Frau tot aufgefunden wurde, und da war mir klar, dass es nur einen Weg geben würde, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Also bin ich mit ihm zum Segeln gefahren, und habe dafür gesorgt, dass er einen kleinen Unfall hatte.«
Entsetzt starrte Cassy ihn an, hatte
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