02 - Im Netz der Vergangenheit
mich so lange«, schmunzelte Laura. »Sam ist momentan sowieso nicht da, er hat einen Einsatz, also haben wir genug Zeit für uns.«
Bei dem Wort Einsatz war Cassy zusammengezuckt, und Laura, die ihre Reaktion bemerkt hatte, legte ihr sanft eine Hand auf den Arm.
»Er ist mit einem anderen Kollegen unterwegs, Jayden ist auf irgendeiner Schulung.«
Cassy presste die Lippen zusammen und schwieg, und Laura stand auf.
»Also gut, dann werde ich mir jetzt ein Zimmer besorgen, und danach kannst du mir deine Neuerwerbung zeigen. – Wohnst du im Bridgewater-Hotel?«
»Nein«, sagte Cassy zögernd, »ich wohne bei Tyler.«
Laura riss überrascht die Augen auf. »Bei Tyler«, echote sie ungläubig.
»Ja, es hat sich durch Zufall so ergeben«, erklärte Cassy, dann bemerkte sie Lauras kritischen Blick. »Du brauchst mich gar nicht so anzugucken, ich schlafe im Gästezimmer, und auch nur so lange, bis das Haus so weit ist, dass ich da ein Bett rein stellen kann.«
»Hältst du das für eine gute Idee?«
»Abgesehen davon, dass das mit Tyler und mir schon lange vorbei ist und im Übrigen völlig harmlos war, habe ich von Männern erstmal für eine Weile die Nase voll«, erklärte Cassy unwirsch.
»Ich weiß, ich dachte nur dass du …«, sagte Laura beschwichtigend, doch Cassy unterbrach sie mit einer raschen Handbewegung.
»Bitte, ich möchte nicht darüber sprechen – nicht jetzt.« Dann stand sie ebenfalls auf. »Ich gehe jetzt bezahlen, und danach fahren wir zu Tyler. Ich bin sicher, dass er nichts dagegen hat, wenn du für ein paar Nächte bei mir im Gästezimmer schläfst.«
Wenig später saßen sie zu dritt in Tylers Wohnzimmer und tauschten gutgelaunt alte Erinnerungen und Anekdoten aus. Er hatte Laura freudig begrüßt und war sofort damit einverstanden gewesen, dass sie für die Zeit ihres Besuchs bei Cassy übernachten würde.
Nach einer Weile stand Cassy auf. »Ich wollte mit Laura nochmal kurz zum Haus fahren«, erklärte sie, und Tyler nickte.
»Natürlich, lasst euch ruhig Zeit, ich werde mir inzwischen überlegen, was ich euch zum Abendessen serviere.«
»Mach dir nicht so viel Mühe«, sagte Cassy abwehrend, »ein Sandwich reicht völlig.«
Tyler lächelte. »Unsinn, du hast eine Menge Arbeit vor dir und brauchst eine vernünftige Mahlzeit. Außerdem mache ich das gerne, das weißt du doch.«
»In Ordnung, also bis später«, murmelte sie verlegen und ging zur Tür.
Laura folgte ihr zum Wagen. Kurz darauf steuerte Cassy das Auto langsam durch die Straßen von Bridgewater und machte eine ausholende Handbewegung.
»Schau dich nur um, es ist alles fast noch genauso wie früher, es hat sich nichts verändert.« Sie bemerkte, dass die Freundin ihr einen kritischen Blick zuwarf. »Stimmt was nicht?«, fragte sie irritiert.
»Ja, du hast Recht, es hat sich nichts verändert«, wiederholte Laura gedehnt.
Cassy runzelte die Stirn. »Was ist denn los?«
Ungläubig schüttelte Laura den Kopf. »Lange vorbei und harmlos, ja? – Tyler ist immer noch genauso verliebt in dich wie damals.«
Kapitel 5
A m anderen Morgen saßen sie zu dritt in Tylers Küche und frühstückten, als es plötzlich an der Tür läutete. Tyler stand auf, öffnete und kam Sekunden später in Begleitung von Amy zurück.
»Hallo Amy«, begrüßte Cassy sie freundlich.
»Was machst du denn hier?«, fragte Amy gedehnt, und ihr war deutlich anzumerken, dass sie von Cassys Anwesenheit alles andere als begeistert war.
»So wie es aussieht, wird das mit dem Hauskauf wohl klappen«, erklärte Tyler, bevor Cassy etwas sagen konnte. »Ich habe Cassy angeboten, ihr bei der Renovierung zu helfen.«
»Aha«, war Amys einziger Kommentar, doch ihre Augen sprühten vor Zorn.
Ohne sich weiter um Cassy und Laura zu kümmern, wandte sie sich an Tyler. »Eigentlich bin ich hier, um für meine Prüfung morgen zu lernen. Du wolltest mich doch ein bisschen abfragen.«
Zerknirscht verzog Tyler das Gesicht. »Oh, das hatte ich ja völlig vergessen, ich wollte gleich mit Cassy zu Walter Miller gehen, den Kaufvertrag für das Haus unterschreiben. Können wir das vielleicht auf heute Nachmittag verschieben?«
»Sicher, wenn du Wichtigeres zu tun hast«, erwiderte Amy spitz, doch Cassy hob sofort beschwichtigend die Hände.
»Nein, das geht schon in Ordnung, ich werde mit Laura zum Rathaus gehen, bleib du nur hier und kümmere dich um Amy.«
Tyler warf ihr einen unsicheren Blick zu. »Wenn es dir nichts ausmacht? – Es tut mir wirklich
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