02 - Im Netz der Vergangenheit
leid.«
»Hast du nicht gehört? Sie geht mit Laura«, wiederholte Amy zufrieden und legte ihre Hand besitzergreifend auf Tylers Arm.
Laura, die bis jetzt schweigend zugehört hatte, stand auf. »Vielleicht sollten wir uns auch gleich auf den Weg machen«, schlug sie vor, »Wir wollen doch nicht beim Lernen stören.«
Ein leicht ironischer Unterton schwang in ihrer Stimme mit, und Cassy warf ihr einen verwunderten Blick zu, folgte ihr aber schweigend zur Tür.
»Wir sind dann weg, bis später.«
»Bis nachher«, verabschiedete Tyler sich, »Und lasst euch nicht einfallen, unterwegs zu essen, ich mache uns Carbonara.«
»Gibt es kein Essen im Hotel?«, fragte Amy gedehnt.
»Cassy wohnt hier bei mir, bis ihr Haus so weit fertig ist«, erklärte Tyler, »Ich dachte, das wäre angenehmer.«
»Ja, das ist es offensichtlich.« Amy warf Cassy einen giftigen Blick zu. »Na dann hoffen wir mal, dass du dich hier wohlfühlst.«
Cassy wollte noch etwas erwidern, doch Laura murmelte ein hastiges »Bis später« und zog sie aus der Tür.
Draußen wollte Cassy zum Auto gehen, aber Laura hielt sie am Arm fest.
»Lass uns zu Fuß gehen, ich glaube, ich brauche einen Moment frische Luft.«
Sie machten sich auf den Weg, schlenderten langsam die Straße entlang in Richtung Stadtmitte, doch nach ein paar hundert Metern blieb Cassy stehen.
»Laura, was ist denn jetzt schon wieder los?«
»Das fragst du noch? Hast du nicht Amys Gesicht gesehen? Das hat ja wohl Bände gesprochen, und ich kann dir jetzt schon prophezeien, dass es Stress geben wird, wenn du dort bei Tyler wohnen bleibst.«
»Mein Gott, Amy war doch schon immer so«, sagte Cassy achselzuckend. »Weißt du nicht mehr, wie sauer sie früher immer war, wenn wir Großen sie nicht mitgenommen haben?«
»Cassy, Amy ist in Tyler verliebt, und sie ist eifersüchtig.«
»Sie hat keinen Grund dazu.«
»Das sagst du, aber ich frage mich, ob Tyler das auch weiß«, gab Laura lakonisch zurück. »Er überschlägt sich ja förmlich für dich.«
»Er ist einfach nur hilfsbereit, mehr nicht«, wehrte Cassy ab. »Und selbst wenn er noch Gefühle für mich haben sollte, das beruht nicht auf Gegenseitigkeit.«
»Dann hör auf, ihn zu ermutigen.«
»Das tue ich doch gar nicht.« Ungläubig schüttelte Cassy den Kopf. »Aber bitte, wenn du der Meinung bist, dann sag mir was ich tun soll.«
»Sieh zu, dass du so schnell wie möglich in dein Haus kommst, bevor du dir den nächsten Ärger einhandelst.«
Eine knappe Stunde später verließen sie das Rathaus, Cassy hatte den Kaufvertrag und einen Auszug aus dem Grundbuch in der Tasche, und zufrieden lächelte sie Laura an.
»So, das wäre geschafft.«
Laura umarmte sie. »Ich freue mich für dich, auch wenn ich ein bisschen traurig bin, dass du jetzt wirklich hier in Bridgewater bleiben wirst.«
»Ach Süße, ich bin doch nicht aus der Welt«, tröstete Cassy sie, und langsam bummelten sie durch die Straßen.
Plötzlich blieb Laura stehen. »Schau mal, hier sind Büroräume zu vermieten.«
Verständnislos schaute Cassy sie an. »Ja, und?«
»Ich frage mich gerade …«, murmelte Laura abwesend und stockte dann, starrte nachdenklich auf das Schild.
»Oh nein, dieses Gesicht kenne ich.« Angespannt beobachtete Cassy die Freundin. »Komm schon, raus mit der Sprache, was heckst du jetzt schon wieder aus?«
Ohne zu antworten, drückte Laura die Tür des Hauses auf, und Cassy folgte ihr nach drinnen. Zusammen stiegen sie hinauf in den ersten Stock, und zielstrebig spazierte Laura durch die Räume und sah sich um.
»Mensch Laura, jetzt machs doch nicht so spannend«, drängte Cassy, »Was hast du denn vor?«
Laura drehte sich zu ihr um und grinste so breit, als hätte sie gerade erfahren, dass sie einen Sechser im Lotto hatte.
»Kannst du dich noch erinnern, dass Sam vorhatte, aus dem Polizeidienst auszuscheiden und sich selbstständig zu machen?«
»Ja, aber was …?«, fragte Cassy irritiert, dann riss sie die Augen auf. »Oh mein Gott, du denkst doch nicht etwa …?«
Laura nickte freudestrahlend. »Doch genau das denke ich. – Natürlich muss ich das erst noch mit ihm besprechen, ich habe ja keine Ahnung, ob er Lust hat nach Bridgewater zu ziehen, aber die Räume hier wären doch ideal für eine kleine Detektei.«
Kapitel 6
V öllig entgeistert starrte Cassy Laura an.
»Aber – denkst du denn wirklich, dass das Sinn macht? Eine Detektei hier im verschlafenen Bridgewater?«, gab sie skeptisch zu bedenken.
»Hast
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