02_In einem anderen Buch
In zwei Stunden habe ich eine Konferenz!«
»Und ich habe ein Golfturnier«, sagte Hicks.
Ich kapitulierte. »Okay. Geben Sie mir Sesam mit Orangenmarmelade und ja keine Butter.«
Der Aufnahmeleiter lächelte, als hätte ich gerade seinen Arbeitsplatz gerettet – was wahrscheinlich zutraf. Dann ging alles
wieder von vorn los.
»Möchten Sie etwas Toast?« fragte Lush.
»Ja, bitte.«
Ich knabberte an der Toastscheibe. »Sehr gut.« Ich sah, wie
mir der Aufnahmeleiter ein begeistertes Daumen-hoch-Zeichen
gab und sich den Schweiß von der Stirn wischte.
»Ja, genau«, sagte Lush. »Als Erstes möchte ich fragen, was
unsere Zuschauer wohl am meisten interessiert: Wie sind Sie
eigentlich in den Roman Jane Eryre hineingekommen?«
»Das ist leicht zu erklären«, sagte ich. »Wissen Sie, mein Onkel Mycroft hatte eine Erfindung gemacht, das sogenannte
ProsaPortal –«
Flanker räusperte sich. »Vielleicht ist es Ihnen gar nicht bewusst, aber die Person Ihres Onkels unterliegt seit 1934 strengster Geheimhaltung. Es wäre empfehlenswert, dass Sie ihn nicht
erwähnen, und auch nicht das ProsaPortal.«
Lush dachte einen Augenblick nach. »Kann ich Miss Next
nach der Begegnung mit Hades befragen?«
»Ja, natürlich. Nur Hades sollten Sie dabei nicht erwähnen«,
erwiderte Flanker.
»Wir möchten nicht, dass die Bürger –« sagte der inzwischen
etwa sechzigjährige Marat so überraschend, dass die anderen
erschraken. Bis dahin hatte er noch gar nichts gesagt.
»Wie bitte?« fragte Flanker.
»Ach, nichts«, sagte der ChronoGardist mit leiser Stimme.
»Ich neige neuerdings nur zur Vorausdeutung. Wahrscheinlich
ist das eine Alterserscheinung.«
Lush fragte weiter: »Darf sie denn darüber reden, wie sie Hades in die Republik Wales verfolgt und Jane erfolgreich in den
Roman zurückgebracht hat?«
»Dafür gelten dieselben Regeln«, knurrte Flanker.
»Und wie steht es mit der Geschichte, als ich mit meinem
Kollegen Bowden auf der M 1 durch das Zeitloch gefahren
bin?« fragte ich.
»Das gehört auch nicht zu den Dingen, von denen die Bürger
zuviel wissen sollten«, sagte Marat. »Wenn die Öffentlichkeit
denkt, die verantwortungsvolle Tätigkeit der ChronoGarde sei
einfach, dann könnte das Vertrauen in unsere Arbeit darunter
leiden.«
»Vollkommen richtig«, bestätigte Flanker.
»Möchten Sie vielleicht das Interview geben?« fragte ich.
»He, Sie!« sagte Flanker, stand auf und zeigte mit dem Finger
auf mich. »Es gibt überhaupt keinen Grund, schnippisch zu
werden. Sie sind hier im Dienst, Next! In Ihrer Eigenschaft als
SpecOps-Beamtin. Es geht hier nicht um Ihre persönlichen
Ansichten und Wahrnehmungen.«
Lush sah mich unsicher an; ich hob die Augenbrauen und
zuckte die Achseln.
»Hören Sie«, sagte Lush in schneidendem Tonfall. »Wenn
ich Miss Next interviewen soll, muss ich auch die Fragen stellen,
für die sich das Publikum interessiert –«
»Aber natürlich!« rief Flanker versöhnlich. »Sie können fragen, was Sie wollen. Die Redefreiheit ist eins unserer heiligsten
Güter, und weder SpecOps noch Goliath wollen Sie irgendwie
einschränken. Wir sind nur hier, um zu helfen.«
Lush wusste, was Flanker meinte, und Flanker wusste, dass es
Lush wusste. Ich wusste, dass es Flanker und Lush wussten, und
Flanker und Lush wiederum wussten, dass ich es wusste. Lush
sah nervös aus und zappelte ziemlich herum. Ein Wort von
Goliath, und Lush würde nur noch Die Welt der Schafe bei
Network Mole moderieren. Und das wollte er ganz bestimmt
nicht.
»Wie wäre es, wenn ich etwas über die Käse-Steuern sagen
würde«, schlug ich vor. Das sollte ein Witz sein, aber Flanker &
Co. kannten sich mit Witzen nicht aus.
»Also, ich hab nichts dagegen«, murmelte Flanker.
»Ich auch nicht«, sagte Schitt-Hawse.
»Aber ich«, sagte eine Frau mit Tweedrock, rosa Twinset und
Perlenkette, die bisher still am Rand gesessen hatte. »Erlauben
Sie, dass ich mich vorstelle.« Sie sprach mit einem knappen
Home-Counties-Akzent. »Mein Name ist Jolly Hilly, ich vertrete die Regierung in Fragen der Fernsehberichterstattung.« Sie
holte tief Luft und fuhr fort: »Die sogenannte ungerechte Käsebesteuerung ist ein äußerst sensibles Thema. Eine Diskussion
darüber könnte als Landfriedensbruch interpretiert werden.«
»Hören Sie mal«, sagte ich. »587 % Steuer auf Cheddar Classic und 620 % auf Weichkäse, das geht doch auf keine Kuhhaut!
Der molekular-instabile Bodmin Brie kostet
Weitere Kostenlose Bücher