02_In einem anderen Buch
aufbessern könnte.
Also ging ich brav auf eine PR-Tour, signierte Bücher, eröffnete Bibliotheken, hielt Vorträge und gab Interviews. Überall
dieselben Fragen, überall dieselben, von SpecOps genehmigten
Antworten. Ich traf sogar die Schauspielerin Lola Vavoom, die
mir erklärte, sie fände es großartig, meine Rolle zu spielen,
wenn tatsächlich ein Film gemacht würde. Es war nicht nur
anstrengend – es war auch höchst langweilig. Zum ersten Mal
in meiner Karriere als LitAg vermisste ich es, einen Milton oder
Dickens auf Echtheit prüfen zu dürfen.
Nach meiner Tournee nahm ich eine Woche Urlaub, um
mich meinem Eheleben mit meinem brandneuen Ehemann
Landen Parke-Laine widmen zu können. Ich brachte meine
Habseligkeiten in sein großes Haus, stellte sämtliche Möbel bei
ihm um, ordnete meine Bücher bei seinen ein und zeigte mei-nem Dodo Pickwick sein neues Heim. Feierlich teilten Landen
und ich die Schränke im Schlafzimmer auf. Wir beschlossen, die
Socken-und Strumpfschublade zu teilen, stritten uns dann aber
fürchterlich, wer auf welcher Seite des Betts schlafen sollte. Wir
führten lange Gespräche ohne jegliches Thema, gingen gelegentlich essen oder blieben zu Haus, sahen uns tief in die Augen
und schliefen bis in die Puppen. Es war einfach herrlich.
Am vierten Tag meines Urlaubs, gerade zwischen dem Mittagessen mit Landens Mutter und Pickwicks erstem großen
Kampf mit dem Kater des Nachbarn, rief mich Cordelia Flakk
an. Sie war die SpecOps-Pressefrau hier in Swindon und teilte
mir mit, dass mich Adrian Lush in seiner Show wollte. Ich war
alles andere als scharf darauf, aber die Sache hatte einen nicht
unerheblichen Vorteil: Die Adrian-Lush-Show wurde live
gesendet, und das bedeutete, dass meine Antworten nicht
zensiert werden konnten. Es würde ein ganz ehrliches Interview
werden, sagte Cordelia, und das reizte mich sehr. Ich hatte den
Leuten schon lange mal sagen wollen, welch unrühmliche Rolle
die Goliath Corporation im Fall Jane Eyre gespielt hatte.
Ein paar Tage später war ich auf dem Weg zu den NetworkToad-Studios. Landen musste eine dringende Terminarbeit
abschließen und konnte nicht mitkommen. Aber meine Einsamkeit währte nicht lange. Kaum hatte ich die Eingangshalle
betreten, da stürzte auch schon eine grellgrün gekleidete Person
auf mich zu.
»Thursday, Schätzchen!« kreischte Cordelia Flakk und umarmte mich mit rasselnden Armreifen. »Ich bin ja so froh, dass
du da bist!« Cordelia gehörte zu den Publicity-Leuten, die der
festen Überzeugung waren, alle Medien-Stars müssten sich
duzen.
Die Kleiderordnung bei SpecOps verlangte, dass unser Outfit
»der Würde des Amtes angemessen« sein sollte, und Cordelia
legte das ziemlich weit aus. Aber man durfte sich keiner Täuschung hingeben: Cordelia war eine hochprofessionelle SpecOps-Agentin, von den hochhackigen grünen Schuhen bis zur
rosa Schleife in ihrem Haar.
Sie gab mir die obligatorischen Luft-Küsschen. »Wie war's in
Neuseeland?«
»Grün und voller Schafe«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Ich
hab Ihnen was mitgebracht.« Damit überreichte ich ihr ein
flauschiges Lämmchen, das gehorsam blökte, wenn man es
drückte.
»Ganz zauberhaft!« sagte sie. »Und wie bekommt dir die Ehe?«
»Danke, gut.«
»Wunderbar, meine Liebe! Ich wünsche dir und …«
»Landen!«
»… alles Gute! Deine neue Frisur steht dir großartig!«
»Aber ich hab gar keine Frisur!«
»Ja, genau!« sagte Flakk eilig. »Sie ist so unglaublich natürlich!«
Sie drehte eine Pirouette. »Was hältst du von meinem
Kleid?«
»Es weckt bestimmt Aufmerksamkeit«, sagte ich vorsichtig.
»Hör mal«, sagte sie. »Wir schreiben das Jahr 1985! Den hübschen Farben gehört die Zukunft! Irgendwann lass ich dich mal
richtig in meiner Garderobe rumwühlen.«
»Rosa Socken hab ich, glaub ich, selbst noch ein Paar.«
»Na, das ist doch ein Anfang«, flötete sie. »Du hast deine Sache wirklich gut gemacht mit dieser ganzen Öffentlichkeitsarbeit. SpecOps ist dir sehr dankbar.«
»Dankbar genug, um mich von den LitAgs irgendwo anders
hinzuversetzen?«
»Eins nach dem anderen«, sagte Cordelia vorsichtig. »Aber
ich kann dir versprechen, dass deine Bewerbungen sehr energisch geprüft werden, wenn du das Interview mit Lush hinter
dir hast.«
Das klang nicht gerade überzeugend. Ich wollte schließlich
Karriere machen bei SpecOps. Cordelia nahm meinen Arm und
führte mich in die VIP-Lounge. »Kaffee?«
»Ja,
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