02_In einem anderen Buch
stolz war. Stattdessen saßen ein paar
SpecOps-Beamte auf den Zuschauerbänken. Das mussten die
»anderen« sein, die Cordelia erwähnt hatte. Meine Laune sackte
bis ins dritte Tiefgeschoss, als ich sah, um wen es sich handelte.
»Ach, da sind Sie ja, Next!« trompetete Commander Hicks
mit falscher Leutseligkeit. »Sie sehen gut aus, gesund und …
energisch.« Er war mein Abteilungsleiter in Swindon, aber seine
Arbeit bei den LitAgs beruhte nicht gerade auf seiner Wortgewandtheit.
»Was machen Sie denn hier, Sir?« fragte ich und versuchte
meinen Ärger nicht allzu deutlich zu zeigen. »Cordelia hatte
mir gesagt, das Interview würde völlig unzensiert stattfinden.«
»Aber das wird es doch, liebes Mädchen – soweit irgend
möglich«, sagte er und strich sich den Schnurrbart. »Aber man
darf die Öffentlichkeit nicht verwirren. Wir hören uns das
Interview einfach an, und wenn es nötig sein sollte, können wir
Sie vielleicht praktisch beraten.«
Ich seufzte. Meine unerhörte Geschichte würde also ein weiteres Mal unerhört bleiben. Adrian Lush, der Vorkämpfer der
Pressefreiheit, der Erste, der es gewagt hatte, die Leiden der
Neandertaler ins Fernsehen zu bringen, und mindestens einmal
gesagt hatte, die Goliath Corporation sei »nicht fehlerfrei«,
sollte offenbar ganz schön zurechtgestutzt werden.
»Colonel Flanker kennen Sie ja schon«, sagte Commander
Hicks, ohne Atem zu holen.
Ja, allerdings. Flanker war bei SpecOps 1, der Abteilung, die
alle anderen kontrollierte. Nach der Schießerei mit Acheron
Hades, bei der Snood und Tamworth umkamen, hatte er mich
verhört. Er versuchte zu lächeln, gab mir dann aber einfach die
Hand.
»Das ist Colonel Rabone«, setzte Hicks seine Vorstellung
fort. »Sie ist Verbindungsoffizier bei den Streitkräften.«
»Ich freue mich immer, wenn ich jemandem die Hand schütteln darf, der das Ehrenkreuz der Krim-Truppen trägt«, sagte
Rabone mit einem herzlichen Lächeln.
»Und hier«, sagte Hicks in jenem scherzhaften Ton, der mich
ganz besonders beunruhigte, »haben wir Mr Schitt-Hawse von
der Goliath Corporation.«
Schitt-Hawse war ein dürrer, hochgewachsener Mann, dessen Gesichtszüge alle darum wetteiferten, möglichst dicht an
der Nase zu sein. Wie ein besonders neugieriger Wellensittich
hielt er den Kopf leicht zur Seite geneigt. Sein Haar war sorgfältig aus der Stirn gekämmt. Er streckte die Hand aus.
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich sie nicht schüttele?« fragte ich.
»Allerdings«, sagte er so höflich wie möglich.
»Sind Sie ein Verwandter von Jack Schitt?«
»Das ist mein Halbbruder, aber …«
Hicks hatte mich weitergezogen: »Schließlich haben wir noch
Mr Chesterman von der Brontë-Gesellschaft.«
Chesterman blinzelte unsicher. Ich hoffte, dass er zu der
Fraktion gehörte, die das neue Ende von Jane Eyre mochte.
»Und da hinten sitzt Captain Marat von der ChronoGarde«,
setzte Hicks seine Vorstellung fort.
Marat sah mich aufmerksam an. Er war ein Knabe von etwa
zwölf Jahren, aber das war sehr relativ, denn die ChronoGarde
kümmerte sich um Anomalien bei den Zeitwellen. Mein Vater
gehörte früher auch zu dieser Abteilung von SpecOps. Oder
würde zu ihr gehören. Je nachdem, welchen Stand-oder Zeitpunkt man einnahm.
»Sind wir uns schon mal begegnet?« fragte ich ihn.
»Noch nicht«, erwiderte er.
»Gut!« sagte Hicks und klatschte verkrampft in die Hände.
»Ich glaube, das wären dann alle. Next, ich möchte, dass Sie uns
gar nicht beachten! Tun Sie so, als wären wir gar nicht da!«
»Reine Beobachter, ja?«
»Genau. Ich –«
In diesem Augenblick gab es eine heftige Unruhe hinter der
Bühne. »Diese Schweine!« schrie eine helle Stimme. »Wenn der
Sender anstelle der Montags-Show tatsächlich Wiederholungen
von Bonzo der Wunderhund bringen will, dann soll er das nur
machen! Ich werde so viel Schadensersatz dafür verlangen, dass
ihr bankrott geht!«
Ein hochgewachsener Mann Mitte fünfzig trat auf die Bühne,
umgeben von einem Schwarm von persönlichen Assistenten
und Assistentinnen. Seine markanten Züge und sein üppiges
weißes Haar sahen aus, als wären sie aus Styropor gemeißelt. Er
trug einen eleganten Maßanzug, und seine Finger strotzten von
goldenen Ringen. Das also war Adrian Lush. Er blieb abrupt
stehen, als er uns sah.
»Ah!« sagte er voller Verachtung. »SpecOps!«
Sein Gefolge flatterte um ihn herum, ohne irgendwas zu bewirken. Sie schienen jedes seiner Worte
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