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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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jemand anzubinden, und schrie mir zu:
    „Was starrst du mich an! Habe ich etwa nicht wahr gesprochen?“
    Ich wendete mich ab und antwortete nicht.
    „Nehmt Euch in acht!“ flüsterte Old Death mir zu. „Das sind Rowdies der schlimmsten Sorte. Jedenfalls entlassene Sklavenaufseher, deren Herren durch die Abschaffung der Sklaverei bankrott geworden sind. Die haben sich nun zusammengetan, um allerlei Unfug zu treiben. Es ist besser, wir beachten sie gar nicht. Trinken wir rasch aus, um dann zu gehen.“
    Aber grad dieses Flüstern gefiel dem Mann nicht. Er schrie zu uns herüber:
    „Was hast du Heimliches zu reden, altes Gerippe? Wenn du von uns sprichst, so tu' es laut, sonst werden wir dir den Mund öffnen!“
    Old Death setzte sein Glas an den Mund und trank, sagte aber nichts. Die Leute bekamen Bier und kosteten. Das Gebräu war wirklich gut; die Gäste befanden sich aber in echter Rowdylaune und gossen es in die Stube. Derjenige, welcher vorhin gesprochen hatte, hielt sein volles Glas noch in der Hand und rief:
    „Nicht auf den Boden! Dort sitzen zwei, denen dieses Zeug sehr gut zu bekommen scheint. Sie sollen es haben.“
    Er holte aus und goß sein Bier über den Tisch herüber auf uns beide aus. Old Death fuhr sich ruhig mit dem Ärmel über das naß gewordene Gesicht; ich aber brachte es nicht fertig, so ruhig wie er die schändlichen Beleidigungen einzustecken. Mein Hut, mein Kragen, mein Rock, alles tropfte an mir, da mich der Hauptstrahl getroffen hatte. Ich drehte mich um und sagte:
    „Sir, ich bitte Euch sehr, das nicht zum zweitenmal zu tun! Treibt Euern Spaß mit Euern Kameraden; wir haben nichts dagegen; uns aber laßt gefälligst in Ruhe.“
    „So! Was würdet Ihr denn tun, wenn ich Lust empfände, Euch nochmals zu begießen?“
    „Das wird sich finden.“
    „Sich finden? Nun, da müssen wir doch gleich einmal sehen, was sich finden wird. Wirt, neue Gläser!“
    Die andern lachten und johlten ihrem Matador Beifall zu. Es war augenscheinlich, daß er seine Unverschämtheit wiederholen werde.
    „Um Gottes willen, Sir, bindet nicht mit den Kerlen an!“ warnte mich Old Death.
    „Fürchtet Ihr Euch?“ fragte ich ihn.
    „Fällt mir nicht ein! Aber sie sind mit den Waffen schnell bei der Hand, und gegen eine tückische Kugel vermag auch der Mutigste nichts. Bedenkt, daß sie Hunde haben!“
    Die Strolche hatten ihre Hunde an die Tischbeine gebunden. Um nicht wieder von hinten getroffen zu werden, verließ ich meinen bisherigen Platz und setzte mich so, daß ich den Rowdies die rechte Seite zukehrte.
    „Ah! Er setzt sich in Positur!“ lachte der Wortführer. „Er will sich wehren, aber sobald er nur eine Bewegung macht, laß ich Pluto auf ihn los. Der ist auf Menschen dressiert.“
    Er band den Hund los und hielt ihn an der Schnur bei sich. Noch hatte der Wirt das Bier nicht gebracht; noch war es Zeit für uns, ein Geldstück auf den Tisch zu legen und zu gehen, doch glaubte ich nicht, daß die Bande erlauben werde, uns zu entfernen, und sodann widerstrebte es mir, vor diesen verachtenswerten Menschen die Flucht zu ergreifen. Denn solche Prahlhänse sind im Grund ihrer Seele Feiglinge.
    Ich griff in die Tasche und spannte meinen Revolver. Im Ringen stellte ich meinen Mann; das wußte ich, doch war mir zweifelhaft, ob es mir gelingen werde, die Hunde zu bewältigen. Aber ich hatte Tiere, welche auf den Mann dressiert gewesen waren, unter den Händen gehabt, und brauchte mich wenigstens vor einem einzelnen Packer nicht zu fürchten.
    Jetzt kam der Wirt. Er stellte die Gläser auf den Tisch und sagte in bittendem Tone zu seinen streitsüchtigen Gästen:
    „Gentlemen, Euer Besuch ist mir sehr angenehm; aber ich bitte Euch, die beiden Männer dort in Ruhe zu lassen. Sie sind ebenfalls meine Gäste.“
    „Schurke!“ brüllte ihn einer an. „Willst du uns gute Lehren geben? Warte, wir werden deinen Eifer gleich abkühlen.“ Und der Inhalt von zwei oder drei Gläsern ergoß sich über ihn, der es für das klügste hielt, die Stube schnell zu verlassen.
    „Und nun der Großsprecher dort!“ rief mein Gegner. „Er soll es haben!“
    Den Hund mit der Linken haltend, schleuderte er den Inhalt seines Glases mit der Rechten nach mir. Ich fuhr vom Stuhle auf und zur Seite, so daß ich nicht getroffen wurde. Dann erhob ich die Faust, um zu ihm hinzuspringen und ihn zu züchtigen. Er aber kam mir zuvor.
    „Pluto, go on!“ rief er, indem er den Hund losließ und auf mich deutete.
    Ich hatte grad noch

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