020 - A.S. der Unsichtbare
abgesehen von ihren Brillanten. Kennen Sie sie schon?«
»Nein, ich habe nichts damit zu tun. Ich vertrete Steel nur, weil er augenblicklich auf Urlaub ist. Das ist ein Glück für Sie, denn Steel wäre Ihnen gegenüber nicht so rücksichtsvoll gewesen.«
»Also besten Dank. Wissen Sie übrigens, Macleod, daß dieser Downer wieder an der Arbeit ist?«
Das war keine Neuigkeit für Andy.
»Ja, er ist wieder in Beverley oder vielmehr in einem Dorf, das ein oder zwei Meilen davon entfernt liegt. Ist er hinter Ihnen hergewesen?«
Scottie nickte.
»Er hat einen meiner Freunde ausgehorcht. Er wußte übrigens, daß Miss Nelson mich in der Castle Street besucht hatte. Auf Wiedersehen!«
Am Abend ging er wieder ins Great Metropolitan Hotel, obwohl er wußte, daß er beobachtet wurde. Es wurde ein vergnügter Abend, denn Mrs. Bonsor hatte sich vorgenommen, ihren Professor gut zu bewirten. Nebenbei erfuhr er, daß ihr verstorbener Mann, der Senator, überhaupt kein Senator gewesen war. Wahrscheinlich hatten ihm Mitbürger diesen Spitznamen gegeben. Nach diesem Geständnis verstanden sich die beiden noch viel besser. Scottie hatte sich auch schon gewundert, daß ein gebildeter Mann in so hoher Stellung eine solche Frau geheiratet haben sollte. Sie sprach von ihrem palastartigen Heim in Santa Barbara, von ihren Autos, ihren Dienstboten, ihren Gesellschaften. Und bei jeder Bewegung funkelte sie in allen Regenbogenfarben.
»Scottie hat diese Mrs. Bonsor nun schon zum drittenmal besucht«, berichtete ein Detektiv. »Er speist jeden Abend mit ihr, und heute Nachmittag hat er sie auf einem Ausflug begleitet.«
»Lassen Sie auch Big Martin beobachten, damit wir herausbringen, ob die beiden tatsächlich etwas planen.«
Er hatte Scottie persönlich gern, aber als Beamter durfte er ihm nicht trauen. Eines Nachmittags erhielt Mrs. Bonsor Besuch von einem Polizeibeamten, und als Scottie im Glanz eines neuen Fracks zum Abendessen erschien, war sie sehr kühl und ablehnend gegen ihn.
»Ich hätte Sie beinahe überhaupt nicht heraufkommen lassen, mein Herr«, sagte sie. Diese Anrede war schon von böser Vorbedeutung. »Aber ich dachte, ich müßte Ihnen doch eine Erklärung geben. Die Polizei ist hinter Ihnen her.«
»Hinter mir?«
Er war verstimmt, aber nicht gekränkt. Es war ja die Pflicht dieser Leute, Mrs. Bonsor vor ihm zu warnen. Und er hatte sich schon gewundert, daß Andy ihn so lange frei gewähren ließ, ohne einzugreifen.
»Man hat mir mitgeteilt, daß Sie ein Verbrecher, ein gewisser Scottie sind.« Sie schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Ich kann Ihnen nur sagen, daß mich das sehr getroffen hat.«
»Warum?« fragte Scottie ruhig. »Ich habe Ihnen doch nichts gestohlen, und ich würde nicht einmal eine Haarnadel von Ihrem schönen Kopf nehmen.« Scottie meinte es ehrlich. »Ich gebe zu, daß ich Scottie genannt werde. Ich heiße eigentlich nicht so, aber unter diesem Namen kennt man mich in zwei oder drei verschiedenen Ländern. Ich gebe auch zu, daß meine Vergangenheit nicht ganz einwandfrei ist, aber wissen Sie, Mrs. Crafton-Bonsor« - seine Stimme zitterte ein wenig - »was es für einen Mann wie mich bedeutet, eine Frau wie Sie zu treffen, eine Dame von Welt, gleichsam in der Blüte ihrer Jahre, die Interesse an - an einem Abenteurer nimmt? Nicht Ihr Geld und Ihre Juwelen haben mich fasziniert. Ich hätte sie schon bei meinem ersten Besuch stehlen können«, fuhr er rücksichtslos fort. »Ich kam damals, um mir Ihre Steine genauer anzusehen, von denen alle Welt sprach. Und ich bin tatsächlich ein Spezialist in Juwelen. Aber als ich Sie gesehen und mit Ihnen gesprochen hatte - erschien mir alles wie ein Traum. Ein Mann in meiner Stellung trifft nicht oft eine Dame wie Sie.«
»Sie übertreiben«, warf Mrs. Crafton-Bonsor ein. Sie unterbrach nicht gern Scotties Redestrom, der so viele Liebenswürdigkeiten und Schmeicheleien enthielt, aber sie hatte doch das Gefühl, daß sie aus Bescheidenheit jetzt in irgendeiner Form etwas dagegen einwenden mußte.
»Ich hatte nicht vermutet, daß Sie Amerikanerin sind, als ich das erstemal mit Ihnen sprach. Leute mit einem gütigen Charakter wie Sie sind drüben sehr selten. Und als ich Sie erst einmal besucht hatte, wußte ich, daß ich Sie wiedersehen müßte. Ich machte mir wegen meiner Torheit Vorwürfe, aber jeden Tag bezauberten Sie mich aufs neue.«
»Das war nicht meine Absicht«, murmelte sie.
»Es wird mir sehr schwer werden, die Besuche bei Ihnen
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