020 - Die Geliebte des Teufels
Antwort. Ich schlich langsam näher.
»Du warst schon immer seltsam, Al. Verrückt. Dein halbes Leben hast du in geschlossenen Anstalten verbracht. Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, daß ich einen Mann wie dich lieben könnte.«
»Hör auf, Miriam! Quäle mich nicht!«
»Ich spiele mit dir, Al. Aber du langweilst mich. Du bist eine Niete, lieber Al. In jeder Beziehung.«
»Geh, Miriam!«
»Ich denke nicht daran.« Ihre Stimme hatte sich plötzlich verändert. Sie war tiefer und schneidender geworden. »Erinnerst du dich noch daran, wie du mir gefolgt bist, damals vor vierzehn Jahren?« Ihre Stimme klang jetzt seltsam hohl.
»Ja«, sagte Kingsley. »Ich erinnere mich.«
»Dafür mußt du jetzt büßen, Al!« schrie Miriam.
»Aber weshalb?« stammelte Kingsley. »Ich habe dich doch gerettet. Ohne meine Hilfe …«
»Schweig!« brüllte sie. »Du warst ein hilfloser Idiot. Deine Eltern wußten, daß du wahnsinnig warst, doch sie wollten dich nicht in ein Irrenhaus stecken. Du hast mich ständig verfolgt. Ich konnte dich kaum abschütteln. Immer warst du hinter mir her und starrtest mich an. Ich sollte geopfert werden, aber durch dein Auftauchen hast du es verhindert. Du brachtest mich in Mißkredit.«
»Nicht, Miriam!« schrie Kingsley.
Irgend etwas fiel krachend zu Boden. Ich kam näher. Also Kingsley hatte Miriam vor der angeblichen Vergewaltigung gerettet.
»Du hast alles zerstört! Ich mußte dafür leiden. Vierzehn Jahre lang. Ich konnte dir nichts anhaben. Du warst verrückt. Sie glaubten deine Geschichte von dem unbekannten Mann, der mich in den Keller geschleppt hatte, nicht. Sie glaubten, daß du mich vergewaltigen wolltest. Sie sperrten dich in ein Irrenhaus ein. Aber du bliebst nicht lange drin. Und meine Kräfte waren zu schwach. Ich wollte mich rächen für alles, was du mir angetan hattest, aber ich mußte erst stärker werden. Jetzt bin ich es. Und jetzt rechne ich mit dir ab.«
Ich erreichte die Tür. Miriam hatte Kingsley in eine Ecke des Zimmers getrieben. Er stand unbeweglich wie eine Statue da. Ihre Hände lagen um seinen Hals.
»Ich wurde verstoßen, Al – und es war nur deine Schuld.«
Ich holte das Amulett aus dem Hemd. Es war Zeit zum Eingreifen. Miriams Finger verkrallten sich in Kingsleys Hals. Seine Augen wurden glasig. Für mich stand fest, daß der Dämon aus Miriam sprach. Und ich wußte nun auch, wer der Suhlteufel war, der sie beherrschte und sein teuflisches Spiel mit ihr trieb. Alles paßte zusammen. Die einzelnen Mosaiksteine ergaben ein komplettes Bild. Ich hatte das Motiv und damit auch den Dämon.
Ich sprang ins Zimmer. Der Dämon spürte meine Nähe. Miriam ließ Kingsleys Hals los und wandte langsam den Kopf herum. Ihr Gesicht war völlig ausdruckslos; nur die Augen führten ein geheimnisvolles Leben. Sie hatten sich verändert. Sie schimmerten nicht mehr grün, sondern strahlten in einem leuchtenden Rot. Dann fiel ihr Blick auf mein Amulett, und sie heulte auf. Aber sie reagierte nicht so, wie ich erwartet hatte. Sie schloß die Augen und raste auf mich zu. Die Arme hatte sie weit ausgestreckt.
Kingsley bewegte sich ebenfalls. Auch er schloß die Augen und kam auf mich zu. Er stand wie Miriam unter dem Einfluß des Dämons.
Miriam schlang ihre Arme um meinen Körper. Als ihr Busen das Amulett berührte schrie sie vor Schmerzen auf, doch sie ließ nicht locker. Ich versuchte sie abzuschütteln, aber sie hing wie eine Klette an mir. Tierische Laute kamen über die Lippen; sie spuckte mich an. Kingsley trat hinter mich. Er griff nach der schweren Kette, an der das Amulett befestigt war, und riß daran.
Ich sprang zur Seite, stieß mit dem rechten Knie nach Miriam, und in diesem Augenblick versetzte Kingsley mir einen Stoß. Ich verlor das Gleichgewicht und krachte zu Boden. Kingsleys Finger waren blitzschnell. Er zog mir die Kette über den Kopf, heulte schmerzerfüllt auf und schleuderte das Amulett durch das Zimmer. Es krachte gegen die Wand und fiel zu Boden. Dann warfen sich beide über mich; und beide entwickelten übermenschliche Kräfte.
Ich wehrte mich verzweifelt, schlug wie ein Verrückter um mich, doch sie steckten alle Schläge gleichgültig ein. Miriam blickte mich haßerfüllt an. Speichel rann über ihre Lippen und tropfte auf mein Gesicht. Sie hatte meine rechte Hand verdreht, während Kingsley meine linke packte. Ich strampelte mit den Beinen. Miriam drehte an meinem Arm, und ich glaubte, daß er jeden Augenblick brechen würde.
»Du warst
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