0200 - Der Pakt mit dem Satan
Pakt!
***
Der schwarze Strahl war so schnell wie das Licht. Zamorra sah ihn erst kommen, als er bereits da war. Etwas fuhr mit verheerender Wucht in die milchige Abschirmung des Tempels, verästelte sich innerhalb weniger Sekundenbruchteile zu einem engmaschigen Gitterwerk und zog sich dann zusammen.
Der Meister des Übersinnlichen wunderte sich, wie eiskalt er diese Vorgänge registrierte, gleichsam wie in Zeitlupe, obwohl sie sich innerhalb weniger Sekundenbruchteile abspielten. Die unheimliche, schwarze Energie preßte den Tempel-Schirm zusammen, riß ihn auf. Ein seltsamer Klang hallte durch die Luft, als sei etwas zersprungen. Seltsame, wirbelnde Flächen verschoben sich gegeneinander, fraßen sich auf. Etwas wurde beiseite gewischt wie ein Schleier, den eine harte Faust zerreißt, wurde einfach hinweggefegt, und Zamorra wußte, daß es der Schutz des Tempels gewesen war, der hinweggefegt wurde.
Er begriff, daß die Meeghs eine neue Waffe konstruiert haben mußten. Eine, die er niemals zuvor im Einsatz erlebt hatte. Bislang kannte er jene gefährlichen schwarzen Strahlen nur als vernichtende Laserblitze, die alles zerschmolzen und verdampften. Diese Wirkung, die ihm hier vorgeführt wurde, war ihm unbekannt. Nur einmal hatte er sie bisher erleben können - als ihm die Zerstörung der fliegenden Galeere gezeigt wurde, als jener Meegh-Spider die magische Abschirmung des Schiffes einfach knackte wie eine Nußschale…
Und genau so war es auch hier wieder passiert!
»Deckung!« schrie Zamorra. Er griff nach Nicole, riß sie mit sich zu Boden. Es war eine Instinkthandlung, Schutz zu suchen, sich so klein wie möglich zu machen. Tot stellen! Ein Instinkt, den jedes Tier besitzt - selbst Fenrir handelte danach.
Nur Thor nicht!
Breitbeinig stand der gewaltige Hüne da, schien sogar noch zu wachsen und hob seinen gewaltigen Hammer. Aber da kam der zweite Schuß. Und diesmal war es jene Strahlenart, die Zamorra und Nicole zur Genüge kannten. Schwarz, leuchtend und um die Längsachse wirbelnd stieß der tödliche Energiefinger herab und traf…
***
»Wartet!« sagte Teri Rheken und hob gebieterisch die Hand, aber sie konnte den Pakt der beiden Feinde nicht verhindern. Doch sie sah, wie Funken sprühten, als sich die beiden Hände umeinander schlossen. Flämmchen tanzten über sie hinweg, als weiße und schwarze Magie einander berührten. Dann lösten sich die Hände wieder voneinander, und die Funken und Flämmchen erloschen.
»Was soll das, Merlin?« fragte die Druidin scharf. »Ich begreife nicht, was dich einen solchen Pakt schließen läßt. Hast du vergessen, daß er - daß er nicht nur wie der Teufel aussieht, sondern der Teufel ist?«
Langsam drehte sich Merlin ihr zu.
»Ich habe es nicht vergessen, kleines Mädchen«, sagte er leise. »Aber ich kenn ihn… wie meinen Bruder. Und solange sich die Voraussetzungen nicht ändern, wird dieser Pakt nicht gebrochen werden. Das weiß ich.«
Teri wechselte einen schnellen Blick mit Gryf. Der blonde Druide sah Asmodis mißtrauisch an.
»Niemals hält der Teufel ein gegebenes Versprechen«, sagte er leise. »Abertausende geknechteter Seelen wissen ein Lied darüber zu singen! Hörst du sie nicht schreien, Merlin? Dringen ihre Stimmen nicht an dein Ohr? Was versprichst du Asmodis für seine Hilfe?«
Merlin hob beide Hände und reckte sie gen Himmel.
»Nichts«, donnerte er. »Nichts verspreche ich ihm, wie ich auch nichts von ihm verlange - aber gegenseitig schenken wir uns Zusammenarbeit!«
Langsam näherte sich Teri dem alten Magier. Das Skelettwesen mit dem Krokodilschädel ließ sie nicht aus den Augen. Die beiden Knochengestalten befanden sich ständig in sprungbereiter Haltung. Offenbar warteten sie nur darauf, daß jemand ihren finsteren, schwarzblütigen Herrn und Meister bedrohte, um aktiv werden zu können. Eine bessere, aufmerksamere Leibwache hätte Asmodis nicht finden können. Er war vorsichtig!
»Aber was ist der Grund?« wiederholte Teri ihre Frage. »Was treibt dich dazu?«
»Die Meeghs«, flüsterte Merlin. »Die Meeghs in der Straße der Götter ! Ich ahne, daß nicht jene Welt ihr eigentliches Ziel ist, sondern unsere! Denn sie ist um ein Vielfaches reicher! Die Straße der Götter ist nicht viel mehr als eine Zwischenstation, eine Absprungbasis! Eine Umgehungsstraße, auf die die Meeghs notwendigerweise nicht verzichten können, wollen sie rasch genug an ihr wirkliches Ziel gelangen.«
»Was bedeutet das?« fragte Teri tonlos.
Auch
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