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0200 - Ich stieß das Tor zur Hölle auf

0200 - Ich stieß das Tor zur Hölle auf

Titel: 0200 - Ich stieß das Tor zur Hölle auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erkannte. Die Revolver waren ziemlich groß. Dafür sorgten die Schalldämpfer, die auf die Läufe geschraubt waren. Jamie wollte den anderen eine Warnung zurufen. Deshalb traf ihn die Kugel zuerst. Sein Mund füllte sich mit Blut, der Schrei erstickte, und er sah, wie seine Freunde unter den Einschlägen der Geschosse zusammenbrachen. Wenig später traf ihn die zweite Kugel, riss ihn von den Beinen und zerstörte seinen Lebensfaden endgültig.
    Die Männer gingen, als wäre nichts geschehen. Vorsichtig drückten sie die Tür zu. Ihr Boss wartete schon im Wagen. Sekunden später setzte sich der schwere Mercedes in Bewegung. Im Fond trank Logan Costello ein Glas Rotwein aus der Autobar. Den Schluck hatte er sich verdient. Was niemand geschafft hatte, war ihm gelungen. Er besaß John Sinclairs Kreuz!
    ***
    Das Höllentor!
    So unwahrscheinlich es klang, so verrückt dies auch war, es entsprach trotzdem den Realitäten. Tanith sah das Höllentor!
    Im Innern der geheimnisvollen Kugel schien es zu schwimmen. Es stand nicht still, es bewegte sich, vielleicht auch durch die blutroten Schwaden, die es umwallten und von der Fratze Satans ausgestoßen wurden, die auf die Tür gemalt war.
    Der Eingang zur Hölle!
    Tanith stöhnte auf. Sie sah ihn, sie sah ihn durch Lucille, ihr Medium.
    In weiter Ferne hörte sie harte, abgehackte Schreie. Sie wusste, dass es Lucille war, aber sie konnte sich nicht darum kümmern, das Geschehen in der Kugel zog sie zu sehr in ihren Bann.
    Die roten Nebel bewegten sich. Sie wallten wie gewaltige Schleier auf und nieder, und Tanith glaubte sogar, die Gestalt eines Menschen zu sehen. Zwergenhaft klein schälte er sich aus dem Nebel.
    Es war ein Mann mit blonden Haaren, ein einsamer Wanderer in der Stätte des Schreckens, der auf das Tor zuschritt. Er schien den Boden überhaupt nicht zu berühren, sondern schwebend über ihm zu hängen, und Tanith sah, wie gierige Klauen aus dem Nebel stießen, den Mann packten und ihn auf das Tor zu schleuderten. Der Mann wehrte sich, aber die Kraft der Fangarme war zu groß. Sie drängten ihn weiter auf das geheimnisvolle Tor mit der Teufelsfratze zu. Wer war dieser Mann?
    Tanith wusste es nicht, sie hatte ihn nie gesehen, sie kannte nicht seinen Namen, aber sie konnte seine Empfindungen spüren, hörte seine Schreie und merkte mit jeder Faser ihres Körpers, wie er sich verzweifelt gegen das drohende Schicksal stemmte. Da wurde jemand in die Hölle geschafft! Eine andere Erklärung hatte sie nicht, und die Hölle war bereit. Etwas durchzuckte sie. Ihr Kopf schien plötzlich unter Strom zu stehen. Es waren nur Gedanken, doch sie reichten aus, um den Namen des Mannes zu erfahren. John Sinclair! Ich bin John Sinclair!
    John Sinclair… Dem Mann war es gelungen, sich in den kräftigen Armen auf den Rücken zu drehen. Tanith hatte das Gefühl, als würde er genau in ihr Gesicht schauen. Ja, als würde er sie sehen, was gar nicht möglich sein konnte. Aber gab es überhaupt ein Unmöglich? Ich bin John Sinclair…
    Wieder diese stummen Schreie, und dazwischen ein schreckliches Wimmern. Lucille hatte es ausgestoßen. Dann bäumte sich ihr liegender Körper hoch, und sie schrie, wobei Speichel in winzigen Tropfen von ihren Lippen sprühte.
    »Das Tor zur Hölle! Der Teufel will es offen haben. Er wird es öffnen. John Sinclair…«
    Stille! Wie abgehackt.
    Verschwunden war das Bild in der Kugel. Auch Lucille redete nicht mehr. Sie atmete nur noch schwer, war schweißüberströmt und bleich im Gesicht. Tanith gelang es, ihre Finger von der Kugel zu lösen. Gleichzeitig zuckte Lucille zusammen, als hätten unsichtbare Hände sie angestoßen. Dem war nicht so, nur ihr Geist kehrte zurück in den Körper. Das Zusammenzucken war eine natürliche Reaktion darauf. Tanith stand auf. Dieser Vorgang geschah langsam, und es hatte den Anschein, als müsste sich die Wahrsagerin erst mit der neuen Situation abfinden. Sie war mit ihren Gedanken noch immer in einer anderen, so fremden Welt, und mit beiden Händen wischte sie über ihr Gesicht, als wollte sie einen Schleier abstreifen.
    Ihre Knie zitterten, als sie auf Lucille, das Medium, zuschritt. Neben der Liege blieb sie für einen Augenblick stehen und schaute in das leichenblasse Gesicht der Malerin. Lucille musste Qualen erleiden. Sie atmete schwer. Es war ein tiefes, geräuschvolles Luftholen, die Schultern bewegten sich, ebenso die Brust, ihre Lippen zitterten, die Nasenflügel waren gebläht. Noch nie hatte Tanith ihr Medium

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