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0203 - Die Geisterfrau

0203 - Die Geisterfrau

Titel: 0203 - Die Geisterfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Griff war exakt dosiert gewesen. Aber immer noch sprühten Wut und Verzweiflung aus Bills Augen.
    Vor Sir Winston blieb er stehen. Er streckte die Hand aus und berührte mit dem langgestreckten Mittelfinger den mittleren Westenknopf des Lords.
    »Auch Sie«, sagte er grimmig, »werden uns nicht daran hindern können, diese Burg nötigenfalls Stein für Stein auseinanderzunehmen, bis wir das Gespenst aufgespürt und vernichtet haben! Auch nicht, wenn Sie eine Hundertschaft Polizei anfordern.«
    Sir Winston schüttelte den Kopf. Er las in Bills Augen und wußte, wie ernst es dieser Mann meinte. Und er erkannte auch, daß es sich um keinen üblen Trick handelte, wie Beatrice angenommen hatte. Die beiden Männer waren wirklich davon überzeugt, daß Nicole Duval ermordet worden war. Und es gab dem alten Mann einen heftigen Stich durchs Herz, denn er hatte das flapsige, ausgeflippte Girl in sein Herz geschlossen und konnte sich nicht an den Gedanken gewöhnen, daß es von einem Moment zum anderen nicht mehr existierte.
    »Ich habe nicht vor, Ihnen Steine in den Weg zu legen«, sagte er. »Tun Sie, was Sie tun müssen, auch wenn meine Frau es Ihnen verbietet. Der Herr von Pendrake Castle bin immer noch ich. Und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um Ihnen zu helfen.«
    Überrascht starrte Bill Fleming ihn an.
    »Sie finden mich in der Bibliothek«, sagte der Lord und schritt davon. Er fühlte die brennenden Blicke der beiden Männer in seinem Rücken.
    Aber er fühlte auch noch etwas anderes. Nein, er hörte es.
    Schleichende Schritte.
    Die Schritte gehörten weder Zamorra noch Fleming, und sie folgten ihm beharrlich. Und ohne daß er sagen konnte, woher, wußte er, daß es die schleichenden Schritte eines Wesens waren, von dessen Existenz er bis zum heutigen Morgen nichts geahnt hatte.
    Er zog die Tür der Bibliothek heftig hinter sich zu und steuerte seinen hochlehnigen Sessel an. Aber ohne daß die Tür ein zweites Mal geöffnet wurde, folgten ihm die schleichenden Schritte auch weiterhin und verstummten erst, als er selbst sich niedergesetzt hatte. Und sie verstummten in seiner unmittelbaren Nähe.
    Dumpfe Furcht stieg in ihm auf, weil er wußte, daß auch er jetzt auf der Terror-Liste des mörderischen Gespenstes stand.
    ***
    Was nun? wisperten die Schränke und Spiegel. Der Widerstand ist ungebrochen.
    So müssen wir weitergehen, kam die lautlose Antwort. Auch der Lord wird gefährlich. Er ahnt etwas und stellt sich auf die Seite der Feinde.
    Er ahnt etwas, aber er weiß nichts, raunte es zurück. Wir warten noch. Es wäre bedauerlich, müßten wir auch ihn töten.
    Die beiden wollen Rache für das Mädchen, und sie sind stark. Was werden wir tun?
    Handeln wie gehabt, antwortete das andere Dasein. Überlasse alles meiner Planung. Wenn sie wüßten, wer wir wirklich sind…
    Lady Beatrice stützte sich auf eine Tischplatte. Sie fühlte sich plötzlich sehr erschöpft. Hatte die Attacke der beiden Fremden ihr so zugesetzt?
    Sie wußte es nicht, doch sie fühlte, daß sich eine Schlinge langsam zuzuziehen begann.
    Aber um wessen Hals lag sie?
    ***
    In seinem Zimmer hatte sich Zamorra in einen Sessel sinken lassen und starrte durch den geöffneten Vorhang in den Schlafraum hinüber, wo das teilzerstörte Himmelbett stand, deutlicher Zeuge des nächtlichen Mordanschlages. Da hatte das Amulett verhindert, daß er und Nicole umgebracht wurden, erstickt unter dem eisenverkleideten Metallhimmel.
    Aber heute mittag war Nicole allein gewesen, getrennt von Zamorra und dem schützenden Amulett. Und das war ihr zum Verhängnis geworden.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Bill, der am Fenster stand. Er hatte sich ein Schulterhalfter offen sichtbar umgeschnallt. Darin steckte die Waffe mit den geweihten Silberkugeln, die normalerweise dafür waren, um Werwölfe zur Strecke zu bringen, die aber auch gegen den Spuk ihre Wirkung unter Beweis gestellt hatten. »Ich verstehe nicht, warum das Gespenst ausgerechnet Nicole angegriffen hat. Warum sie? Sie war doch die einzige, die nicht Jagd auf es gemacht hatte!«
    »Vielleicht doch«, murmelte Zamorra dumpf.
    Ein paar Meter weiter lag ein geöffneter Koffer. Auf einem Stapel gebügelter Hemden lag eine eigentümliche Waffe mit leicht trichterförmig gebogenem Lauf, der von einer Kühlspirale umlaufen wurde. In der Mündung befand sich ein daumennagellanger Dorn.
    Aber noch zögerte Zamorra, die Waffe aus dem Koffer zu nehmen.
    »Was willst du damit sagen?« fragte Bill am

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