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0203 - Die Geisterfrau

0203 - Die Geisterfrau

Titel: 0203 - Die Geisterfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Linie fortführen konnte.
    Und mit einem Seitensprung wagte Bill den Pendrakes nun wirklich nicht zu kommen. Dazu waren sie viel zu vornehm und würden es nicht verkraften. Also wälzte Bill in der Schloßbibliothek Bücher und Register und hatte auch schon in der benachbarten Stadt recherchiert. Aber bis jetzt hatte er keine Ergebnisse zeitigen können.
    Der Tee schmeckte so bitter wie üblich. Bill trank ihn mit der Todesverachtung eines römischen Gladiators und vergaß nicht, Lady Beatrice wie üblich mit Komplimenten zu überschütten, wie gut das Getränk ihr gelungen sei. Denn obgleich die Pendrakes mit Personal reichlich gesegnet waren, ließ es sich die Lady nicht nehmen, den Five-O'Clock-Tea höchstselbst zuzubereiten. »Die Mädchen können das einfach nicht«, klagte sie immer wieder über das Küchenpersonal. »Sie lernen es einfach nie, die Mischung richtig zu bestimmen und den Tee lange genug ziehen zu lassen. Wenn man nicht alles selbst macht… Wie weit sind Sie mit Ihren Forschungen, Mister Fleming?«
    Bill zuckte mit den Schultern. »Der Komplex ist ziemlich vielfältig«, gestand er. »Ich schätze, daß ich noch zwei bis drei Wochen benötige, um einen hinreichend korrekten Stamm aufzuzeichnen.«
    Nicht, daß die Pendrakes ihren Stammbaum nicht korrekt geführt hatten. Aber erst seit den letzten sieben Generationen. Was davor lag, verlor sich in verwirrenden Spuren, die Bill samt und sonders zu verfolgen und aufzuzeichnen hatte.
    Bis jetzt hatte er noch keinen Hinweis entdecken können, daß die Pendrakes ihre Abstammung wahrhaftig auf Uther Pendragon zurückführen konnten.
    Dafür hatte er etwas anderes festgestellt.
    Mit Pendrake Castle stimmte etwas nicht!
    ***
    Bill wartete, bis die Lady die Teetafel aufhob. Dann beeilte er sich, mit einem entschuldigenden Kopfnicken nach allen Seiten das Zimmer zu verlassen und über die teppichgedämpften Korridore zum Westflügel zu gehen, in welchem die Gästezimmer lagen und mithin auch die Wohnanlage, in der er untergebracht war.
    Der Fünf-Uhr-Tee beschloß den Arbeitstag. Einmal hatte Bill es fertiggebracht, seiner typisch amerikanischen Managerkrankheit nachzugehen und sich anschließend wieder in die Arbeit zu stürzen. Sir Winston, der ihn dabei überraschte, hatte ihn nachhaltig dazu überredet, von solch frevelhaftem Tun abzusehen. Nach fünf Uhr arbeitete nur noch die Dienerschaft, und zu der gehörte Mister Fleming doch wahrlich nicht, nicht wahr? Bill hatte sich nur zu gern überreden lassen.
    Er warf sich in einen der Clubsessel im Wohnraum seiner Suite. Auf dem niedrigen Tisch lagen stets Federkiel, Tintenfaß und Papier bereit, falls der hochverehrte Gast Korrespondenz zu führen beliebte. Davon, daß so etwas per Telefon schneller vonstatten ging, hatte man in Pendrake Castle offenbar nie etwas gehört.
    »Stinklangweilig hier«, murmelte Bill, fischte die Zigarettenpackung aus der Brusttasche und schob sich eines der Stäbchen zwischen die Lippen, um es genußvoll per E-Feuerzeug in Brand zu setzen. »Verdammt«, murmelte er. »Nicht mal die Füße auf den Tisch legen darf man in diesem dämlichen Steinkasten!«
    In Zamorras Schloß gefiel es ihm weitaus besser!
    Aber der kam auch nicht auf den Dreh, Ahnenforschung betreiben zu lassen und dafür sündhaft hohe Honorare zu bezahlen. Die Summe, die Bill vertraglich zugesichert und zur Hälfte bereits ausgezahlt worden war, konnte ihm Harvard in fünf Jahren nicht zahlen. Geld schien für die Pendrakes absolut keine Rolle zu spielen.
    Trotzdem war es nach Feierabend stinklangweilig.
    Bill dachte an Manuela, das braunhaarige Mädchen aus Germany, in das er mehr oder weniger verliebt war. Per Telefon wäre es eine Kleinigkeit gewesen, mal eben bei ihr anzurufen und sie fürs Wochenende einzuladen. Aber der vorsintflutliche Fernsprecher stand unten in der großen Halle, und Bill hatte herzlich wenig Lust, von dort aus in aller Öffentlichkeit sehr private Gespräche zu führen.
    Die halbgerauchte Zigarette drückte er im Marmorascher wieder aus, kam federnd aus dem Sessel hoch und trat ans Fenster. Von dort aus hatte er einen fantastischen Ausblick in den von hohen Mauern umsäumten Burghof. Unten herrschte hektische Betriebsamkeit. Die Dienerschaft war damit beschäftigt, Autos zu pflegen.
    Bill grinste unwillkürlich. Von der Firma, die die besten Autos der Welt baute, besaßen die Pendrakes gleich drei Fahrzeuge, aber weil der Silver Shadow eine zu moderne Karosserie besaß und der neue

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