Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0203 - Die Geisterfrau

0203 - Die Geisterfrau

Titel: 0203 - Die Geisterfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
bei solchen Gelegenheiten nicht unbedingt zu denken.
    Er erhob sich, beugte sich leicht vor und hauchte einen Kuß auf ihre Lippen. »Komm, wir drehen gemeinsam ein paar Runden«, beschloß er und zog sie mit sich in den überdachten Pool zurück. Kaum im Wasser, tauchte er unter, verfolgte kurz die geschmeidigen Bewegungen des Mädchens und ging dann zum Angriff über.
    »He«, protestierte sie und versuchte, sich seinen Griffen zu entwinden. Vergnügt begann Zamorra, ihr das Oberteil zu entwenden.
    Aber wie dem so ist, wenn ein geplagter Parapsychologe einmal für ein paar Minuten glaubt, sich in aller Ruhe sinnlichen Spielchen hingeben zu können: Die Störung kam genau in dem Augenblick, als er sich daran machen wollte, sein Unterwasser-Entkleidungswerk fortzusetzen.
    »Chef«, erklang eine wohlbekannte Stimme vom Eingang des Fitneß-Centers her. »Monsieur Zamorra! Telefon!«
    Zamorra fuhr halb aus dem Wasser hoch. Nicole nutzte die Gelegenheit, das winzige Höschen wieder dorthin zu ziehen, wo es hingehörte, und ergriff die Flucht.
    »Ich bin nicht da«, schrie Zamorra. »Soll in einer Stunde noch einmal anrufen – oder noch besser erst morgen!«
    Raffael, der alte Diener, winkte verzweifelt.
    »Ein Auslandsgespräch, Chef«, protestierte er. »Es ist sehr dringend. Mister Fleming ist am Apparat!«
    Nicole schwang sich inzwischen in trockene Gefilde und griff nach einem Handtuch, um sich abzutrocknen. Zamorra folgte ihr mit einigen kräftigen Schwimmstößen und zog sich ebenfalls empor.
    »Du wirst dich doch wohl nicht verleugnen lassen, wenn dein bester Freund anruft«, rief Nicole vorwurfsvoll und wirbelte das Handtuch in eindrucksvollem Tempo um ihre schlanke Gestalt. Zamorra wollte an ihr vorbeieilen. Ein donnerndes »Halt« seiner Sekretärin veranlaßte ihn zu verharren.
    »Willst du das ganze Schloß überschwemmen?« fragte sie und warf ihm ein zweites, Handtuch zu. »Ich gehe zwischenzeitlich schon mal dran.«
    Fluchend begann Zamorra, sich zu frottieren, während seine süße Nicole barbusig hinter Raffael hereilte, um das Ferngespräch entgegenzunehmen.
    Als Zamorra ihr endlich folgte, war das ungute Gefühl in ihm stärker geworden, und er wußte, daß er sich auf seine Ahnungen immer verlassen konnte. Bill rief nicht nur aus einer Laune heraus an. Der Mann, mit dem zusammen er schon einer Unmenge von Horrorgestalten das schwarzblütige Handwerk gelegt hatte, mußte einen triftigen Grund für seinen Anruf haben.
    Zamorras Ahnung erwies sich als zutreffend.
    ***
    »Das Ganze noch einmal im Klartext«, verlangte Zamorra schließlich, nachdem er von den hervorgesprudelten Worten Bill Flemings nur die Hälfte mitbekommen hatte. Der hatte die ganze Geschichte zuerst Nicole erzählt und sich demzufolge bei Zamorra äußerst kurz gefaßt. Auslandstelefonate waren eben teuer.
    Seufzend erzählte der Historiker seine Geschichte ein drittes Mal und schloß mit der Bitte um Unterstützung.
    Vor Zamorras innerem Auge entstand sein Terminkalender, und eine schuppige Klauenhand strich in gräßlich-blutroter Farbe seine wenigen freien Tage kräftig durch. »Sag mal«, knurrte er, »willst du damit behaupten, daß du nicht mal mehr mit einem lächerlichen Schloßgeist fertig wirst?«
    »Lächerlicher Schloßgeist?« echote Bill Fleming grimmig. »Du hast wohl den verkehrten Kitt in der Brille! Mittlerweile spukt der Knabe schon am hellen Tag!«
    Das, fand Zamorra, war in der Tat höchst seltsam. »Also gut«, murmelte er wenig überzeugt. »Wir kommen, pusten deinen Geist durch den Kamin und machen ein paar Tage Urlaub in England. Schieb zwischenzeitlich schon mal den Nebel beiseite. Wir sind so bald wie möglich da. Pendrake Castle, sagtest du?«
    »Just ebengenanntes«, knurrte Bill am anderen Ende der Leitung.
    »So bald wie möglich, Bill. See you.«
    Die Verbindung brach zusammen, als Zamorra auflegte. »Man kann gar nicht so dämlich denken, wie's kommt«, knurrte er. »Ade Sonnenschein im Loiretal. England mit seinem weltberühmten schlechten Wetter erwartet uns.«
    »Ich besorge schon mal Flugtickets«, beschloß Nicole und griff nach dem Telefonhörer, den Zamorra gerade aus der Hand gelegt hatte. Etwas befremdet musterte der Meister des Übersinnlichen sie. Zwar hatte sie noch nicht die Zeit gefunden, sich außer dem nassen Tanga-Höschen etwas anderes anzuziehen, aber für die Rollschuhe hatte es gereicht.
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Aber die Roller-Skates bleiben hier«, bestimmte er

Weitere Kostenlose Bücher