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0203 - Die Geisterfrau

0203 - Die Geisterfrau

Titel: 0203 - Die Geisterfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Silver Spirit gar schieres Teufelswerk war, gehörten die Wagen zum Typ Cloud. Nur waren sie samt und sonders mit Sonderkarosserien versehen – erhöhtes Verdeck, damit Lady Beatrice auch Hüte mit hochgebauschtem Zierrat im Wageninnern nicht abzunehmen brauchte.
    Und weil's so schön war, polierten die Jungs Bills Mietwagen gleich mit, wie er erfreut feststellte. Als er Pendrake Castle vor zwei Wochen mit einem gemieteten Vauxhall Royale erreichte, hatte Sir Winston ihn sehr indigniert angeschaut und bemerkt, es sei doch wirklich nicht nötig, sich mit einem untermotorisierten Kleinwagen zufriedenzugeben, obgleich es in merry old England durchaus Autos gäbe. Am nächsten Morgen stand ein von Sir Winston georderter Miet-Daimler vor der Tür – ebenfalls eine Sonderkarosserie, denn ab Werk gab es die Nobel-Version des Jaguar nicht als Cabrio. »Ein junger Mann wie Sie, Mister Fleming, bevorzugt doch sicherlich ein offenes Fahrzeug.«
    Bill hatte den offenen Zwölfzylinder durchaus schätzen gelernt, zumal er ihn nicht zu bezahlen brauchte. Bei der Spesenabrechnung erwies sich Sir Winston als äußerst großzügig.
    Himmel, dachte Bill vergnügt, daß der Kerl vor Millionen noch nicht stinkt, ist ein reines Wunder, und mit seinem Vermögen mußte es ein leichtes sein, den schwindsüchtigen Staatshaushalt der britischen Krone zu sanieren. Aber so weit reichte Sir Winstons Patriotismus auch wieder nicht.
    Teufel auch, dachte Bill und sah auf die Uhr. Hier im Schloß war absolut nichts los, aber in der Stadt wurde es in den Discotheken auch erst nach zehn Uhr abends interessant. Wenn es wenigstens Fernsehen gäbe!
    »Kein Wunder«, murmelte er sarkastisch, »daß die ollen Lords alle einen kleinen Knacks haben. Bei dem Freizeit-Angebot…«
    Er sah wieder aus dem Fenster, wo die drei Rollies und der Daimler auf Hochglanz poliert wurden, dann warf er noch einen Blick auf die Uhr. Bloß stand die nicht mehr auf Schrankmitte, sondern zehn Zentimeter weiter rechts.
    »Himmel, Gesäß und Nähgarn«, platzte Bill heraus. »Eben langt es! Jetzt geht der Spuk schon am hellen Nachmittag los! Verzieh dich, Poltergeist!«
    Die Zeiger der Uhr rutschten noch ein paar Zentimeter weiter. Bill schrie eine Beschwörungsformel. Doch der Spuk reagierte darauf nicht. Die Uhr kippte über die Schrankkante und zerschellte auf dem Fußboden.
    Jetzt, entschied Bill Fleming, war es wirklich genug!
    Verstärkung mußte her.
    Er warf sich die Jacke über, verließ seine Zimmerflucht und hetzte über Korridore und Treppen zum Burghof, wo die Dienerschaft gerade mit dem Daimler fertig geworden war.
    Der Schlüssel steckte.
    Bill verzichtete darauf, die Wagentür zu öffnen, sprang einfach hinein und startete den Wagen. Der Motor brummte satt auf und katapultierte das weiße Geschoß auf Rädern über den Burghof zum Tor hinaus. Etwas konsterniert sahen die Bediensteten Bill nach.
    »Also wirklich«, murmelte Custer naserümpfend. »Diese Amerikaner können sich einfach nicht ruhig und gelassen bewegen. Furchtbar, nicht wahr?«
    Er erntete allgemeine Zustimmung.
    ***
    Zu den supermodernen Einrichtungen von Château Montagne gehörte ein Fitneßcenter mit Solarium und Swimmingpool. Weil das Schloß am Hang lag und ein Pool im Freien nur unter schwierigen und landschaftsverschandelnden Umständen hätte eingerichtet werden können, hatte man ihn halb im Gebäude integriert und eine verglaste Außenwand angebracht, die bei gutem Wetter beiseite gefahren werden konnte und den Weg auf den Rasen freigab, der in sanfter Schräge bergauf führte.
    Dort hatte Zamorra sich in einem Liegestuhl niedergelassen und betrachtete sowohl faul wie auch sachkundig, wie Nicole erschien, mit einem Kopfsprung im Becken verschwand und ein paar Runden drehte. Zamorra überlegte krampfhaft, wo sie den versprochenen Tanga gelassen hatte. Endlich, als sie wieder aus dem Pool kletterte, entdeckte er ihn. Das Textil war vernachlässigbar winzig und zeigte nunmehr die erfreuliche Eigenschaft, im nassen Zustand durchsichtig zu werden. Aber sonderlich viel bedeckte er ohnehin nicht.
    Tropfnaß bewegte sich Nicole auf Zamorra zu und drehte sich vor ihm einmal um sich selbst. »Na, wie sehe ich aus?«
    »Hinreißend«, gestand Zamorra überwältigt. Hin und wieder fragte er sich, welch wundersamer Fügung des Schicksals er ein so wunderbares Mädchen wie Nicole verdankte, das verführerische Schönheit mit hoher Intelligenz und Tatkraft vereinte. An ihren Modetick indessen wagte er

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