Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0204 - Herr der Grünen Hölle

0204 - Herr der Grünen Hölle

Titel: 0204 - Herr der Grünen Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
kein Amulett.
    Die kleinen, braunen Menschen mit der häßlichen Bemalung hatten eine drohende Haltung gegen Zamorra und seine Gefährtin eingenommen. Sie wußten, daß ihnen von ihnen eine Gefahr drohen mußte. Denn der Mann hatte Huitzilopochtli getötet.
    War er etwa Quettalcoatl, die Gefiederte Schlange selbst, von der es hieß, daß sie dereinst aus dem Ozean des Westens zurückkehren werde? Und würde er erneut eine Schar weißer Götter mitbringen, die Rohre mit sich führten, aus denen Donner und Blitz zuckte?
    Wer immer der Blaßgesichtige war. Er und die Frau mußten sterben. War er auch Sieger über Huitzilopochtli oder nicht, nach dem uralten Ritus würden sie den Unsterblichen geopfert.
    Mit überschnappender Stimme brüllte Lomac, der Kriegshäuptling seine Befehle. Und mit grausigem Geheul auf den Lippen stürmte der ganze Stamm auf die beiden weißen Menschen in der Mitte des Dorfplatzes.
    Zamorra und Nicole hatten keine Chance. Hunderte von kleinen Händen griffen nach ihren Gliedern, packten sie, hoben sie hoch und trugen sie davon. In den Augen der Knanibalen flackerte Begierde und Wahnsinn. In den schmutzigen Händen Lomacs blitzte der Obsidian, den er aus der toten Hand es Schamanen genommen hatte.
    Professor Zamorra wußte, was ihnen nun bevorstand.
    Ein tiefer Schnitt mit dem scharfen Obsidian-Stein, das Wühlen in der Wunde, dann würde das noch pulsierende Herz herausgerissen und nach oben, dem Throne der Götter entgegen gehalten. Den Körper des Opfers aber verspeisten die Kannibalen.
    Schon die alten Azteken hatten in dieser Art tausende von Kriegsgefangenen auf den hohen Pyramiden so ihren Göttern geopfert. Vergeblich sträubte sich Professor Zamorra gegen die Hände, die ihn umkrallten und ihn zu absoluter Bewegungslosigkeit verurteilten.
    Er sah Nicoles nackten Leib sich auf dem häßlichen Altar winden. Ihr Körper drehte sich und versuchte, den zupackenden Händen zu entschlüpfen. Sie kreischte etwas, was Professor Zamorra in dem Höllenlärm, den der ganze Stamm veranstaltete, nicht verstand.
    Die Hand Lomacs hob den Opferdolch. In wenigen Herzschlägen würde er hinabsausen und sich in Nicole Duvals Leben bohren.
    Aus. Vorbei. Der große Kampf gegen das Böse war zu Ende. Der Vorhang fiel. Die Hölle hatte doch noch ihren Triumph. Die Kannibalen würden nie begreifen, wen sie da verzehrten.
    Aus Nicoles Augen flackerte die Angst. Ihr entblößter Körper wurde wie von Fieberschauern geschüttelt. Unzählige Hände hielten ihren Körper an allen Stellen ergriffen.
    Gleich, gleich würde sich der scharfe Stein in ihre Brust senken. Ein letzter, rasender Schmerz - dann war es sicher vorbei.
    Hell und trocken peitschte ein Schuß. Der Obsidian wurde aus Lomacs Faust geprellt. Ein roter Blutfaden floß den immer noch erhobenen Arm hinab.
    Ein einziger Aufschrei des Entsetzens ging durch den ganzen Kannibalenstamm. Zamorra merkte, wie die Hände, die ihn gepackt hielten, kraftlos wurden. Einige schnelle Faustschläge und er war frei. Aus den Augenwinkeln sah er aus dem Urwald eine mächtige Planierraupe brechen, alles niederwalzend, was ihr in den Weg kam.
    Der Fortschritt hatte seinen Einzug in’s Kannibalendorf gehalten.
    Und im Führerhaus sah er die hohe Gestalt und das wehende Blondhaar Michael Ullichs, der soeben das Gewehr absetzte.
    So, so. Schießen konnte der Junge also auch. Und das noch wie Lederstrumpf in seinen besten Tagen.
    »Vamos, compadres«, hörte der Parapsychologe eine Stimme. »Dios e Santiago!«
    »Vorwärts, Kameraden! Gott und Sankt Jago!«
    Es war der alte Schlachtruf der spanischen Conquistadores, der hier über die Lippen eines Arbeiters kam, das Feldgeschrei der Männer des Hernando Cortez und des Francisco Pizarro, die das Aztekenreich und die Hochkultur der Inka vernichteten.
    Die Geschichte hatte die letzten Enkel des Montezuma eingeholt. Schreiend flohen sie in den Busch, während die wenigen Schüsse, schlecht gezielt, über ihre Köpfe hinwegzischten.
    Augenblicke später war der ganze Spuk vorbei.
    Kampflos hatten die Kannibalen das Feld geräumt. Und es war fraglich, ob sie sich den Straßenbauern noch einmal entgegenstellen würden. Denn Professor Zamorra hatte gesehen, daß einige von ihnen doch leichte Verwundungen davongetragen hatten.
    Aber, obwohl er gerade erst dem sicheren Tod von der Schippe gesprungen war, dankte er doch dem gütigen Schicksal, daß keiner seiner ehemaligen Gegner getötet worden war.
    Mochten sie sich noch tiefer in

Weitere Kostenlose Bücher