0207 - 1:0 für einen Gangster
als Frau, ganz besonders heute, kein folgerichtiges Denken verlangen«, klagte sie. »Ich weiß nur das eine: Larry fuhr zu dieser Frau, um endgültig reinen Tisch zu machen, und in ihrem Hotelzimmer wurde er ermordet. Sie dürfen mir nicht übelnehmen, wenn ich daraus meine Schlüsse ziehe. Ihre ausgeklügelten Indizien interessieren mich gar nicht. Ich urteile nur nach meinem Gefühl und meinem weiblichen Instinkt. Für mich ist diese Frau direkt oder indirekt Larrys Mörderin.«
Sie hatte sich in Rage geredet. Während ich zu Beginn den Eindruck gehabt hatte, es sei alles ein wohl vorbereitetes Theater, um Mitleid zu erregen, so war ich jetzt der Überzeugung, dass ihre Erregung echt sei.
»Sie können sich darauf verlassen, Mrs. Blecker, dass von uns kein Anhaltspunkt außer Acht gelassen wird«, versicherte ich. »Ich verspreche Ihnen, dass wir den Mörder Ihres Gatten fassen werden, und ich habe noch niemals etwas versprochen, was ich nicht gehalten habe. Jetzt aber etwas anderes. Sie sprachen vorhin davon, dass Ihr Gatte für Miss Harvey große Aufwendungen machte. Ich habe nicht den Eindruck, dass er Ihre Bedürfnisse darüber vernachlässigte. Er muss also sehr gut verdient haben. Sind Sie über seine Geschäfte orientiert?«
»Ich bedaure, Ihnen diese Frage nicht beantworten zu können«, sagte sie und schlug ihre schönen Augen voll auf. »Larry wollte nicht, dass ich mich mit seinen Geschäften belastete oder auch nur befasste. Er meinte, eine Frau sei dazu da, das Haus zu verwalten und ihren Mann zu verwöhnen. Ich weiß nicht das Geringste von seinen Geschäften. Darüber fragen sie am besten Mr. Marden.«
»Charly Marden, den Rechtsanwalt?«, fragte ich.
»Ja, Mr. Charles Marden war Larrys Anwalt und bester Freund. Er kann Ihnen auch jede erwünschte Auskunft geben.«
»Dann seien Sie bitte so freundlich und erteilen Sie Mr. Marden die entsprechende Vollmacht.«
»Das tue ich gerne, aber würden Sie mir erklären, was das mit dem feigen Mord an Larry zu tun haben könnte? Dieses Weib…«
Ich hob die Hand und unterbrach.
»Vorläufig möchte ich mich, was die Person des Mörders oder das Motiv anbelangt, keinesfalls festlegen. Wir können nicht auf Grund unserer Gefühle handeln. Für uns zählen nur Beweise, und diese Beweise werden wir uns beschaffen.«
»Dann wünsche ich, dass Ihnen das möglichst schnell gelingt. Für mich ist alles bereits sonnenklar.«
Mrs. Blecker war offensichtlich gekränkt, aber sie schien eine recht nervöse und eigenwillige Person zu sein, und außerdem verliert man ja nicht jeden Tag seinen Ehemann auf so unerwartete und erregende Art.
Wir erhoben uns, und ich hielt ihr die Tür auf. Sie grüßte mit einem steifen Kopfnicken und ging.
Als ich ihr nachblickte, musste ich eingestehen, dass sie eine für Männeraugen recht anziehende Art zu gehen hatte. Dann plötzlich fiel mir etwas ein. Ich wartete, bis sie im Lift verschwunden war, und sprang selbst in den zweiten. Im Erdgeschoss sah ich sie aussteigen. Ich folgte ihr nach draußen, sobald sie durch das Portal gegangen war.
Auf der anderen Straßenseite hielt ein chromblitzender Lincoln, der sofort startete, einen Bogen beschrieb und genau vor Mrs. Blecker stoppte. Die Tür flog auf, und sie glitt auf den Beifahrersitz. Am Steuer saß ein Mann, dessen Gesicht ich nur für eine Sekunde sah, als der Wagen anzog und das Licht einer Straßenlaterne auf ihn fiel. Ich hätte nicht sagen können, wie er aussah, aber alt konnte er noch nicht sein. Um einen Chauffeur konnte es sich nicht handeln. Wie ich Mrs. Blecker taxierte, hätte ein solcher herausspringen und mit gezogener Mütze am geöffneten Wagenschlag stehen müssen.
Wahrscheinlich war es ein Bekannter, vielleicht auch ein Verwandter, der es übernommen hatte, sie nach der Center Street zu fahren. Ganz automatisch blickte ich auf die Wagennummer und notierte diese: 27 CL 38.
»Na, was gab es so Wichtiges?«, fragte Crosswing, als ich zurückkam.
»Nichts Besonderes. Ich wollte mich nur davon überzeugen, mit wem Mrs. Blecker hierher gekommen war. Sie sieht nicht aus, als ob es ihr Spaß machte, ihren Wagen selbst zu steuern.«
»Und wer war es?«
»Ich habe ihn nur flüchtig gesehen, anscheinend ein junger Mann, keinesfalls jedoch ein Angestellter.«
»Das ist auch nicht viel«, grinste der Lieutenant. »Was halten Sie von der Frau?«
»Sie ist ein Luder. Außerdem ist sie, obwohl sie selbst es wahrscheinlich mit der Treue nicht so genau genommen
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