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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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Vom Glück verlassen
     
    Irgendwann musste Lucky erkennen, dass die Lage aussichtslos war. Der Angriff war kopflos, die Verteidigung kaum existent. Eine reine Frage der Zeit, bis es zur Katastrophe kam. Und sie kam – in der zweiten Halbzeit. Ein haarsträubender Fehler der Celtic-Abwehr, und schon lagen die Rangers in Führung; und das mit nur zehn Mann.
    Als Lucky seiner Empörung über so viel Stümperei freien Lauf ließ, glitt ihm sein Pint Lagerbier aus den von Kondenswasser feuchten Fingern und ergoss sich ausgerechnet in den Schoß seines Sitznachbarn, eines griesgrämigen Theken-Inventars alter Schule im Tweed-Jackett und mit sorgfältig polierten Schuhen.
    „Was hab ich dir gesagt, du Glücksfee?“ Danny McCluskey grinste unverschämt, während er aus einer Reihe von Pints zwei herauspflückte und vor Lucky stellte, eines als Ersatz für Lucky und eines zur Wiedergutmachung an den grollend in der Toilette verschwundenen Sitznachbarn. „Die Celtics kannste diese Saison nur mit ’n paar Flaschen Whiskey intus aushalten. Aber du meinst ja, du kannst Naturgesetze aufheben, und wettest auch noch auf diese Verlierer.“
    Lucky winkte ab und widmete sich seiner Zigarette. Zumindest in Marlboro Country war die Welt noch in Ordnung.
    Eine halbe Stunde später war die Niederlage perfekt.
    „Kopf hoch, Lucky. Auch Rambo hat mal ’nen schwachen Tag.“ Danny verfiel in den Tonfall eines Vaters, der seinen Fünfjährigen wegen eines aufgeschürften Knies tröstete. „Deinen Wetteinsatz gewinnste nächste Woche wieder zurück.“
    Lucky antwortete mit einer obszönen Geste. Es ging hier nicht um 50 Pfund, sondern ums Prinzip. Abgesehen von der Tatsache, als Katholik im Belfast der 60er geboren worden zu sein, war Robert ‚Lucky‘ Callahan ein Glückskind. Und das, seit er alt genug war, um sich zu erinnern. Tombolas, Sportwetten, Pokerspiele, Hunderennen, Frauen – er hatte sie alle gewonnen.
    Nächster Halt: Lottomillionär, sagte JR immer, und da war was dran. Noch nie hatte er richtig Pech gehabt. Noch nie . Was sollte das jetzt also?
    Eine Weile blieb er sitzen, nippte an seinem Pint und beobachtete die Kommentatoren. Ihre stumm mahlenden Kiefer und geschürzten Lippen waren ein Spiegelbild ihrer Häme.
    „Wäre dieser Versager von Galloway nicht gewesen, hätten wir das Spiel im Sack“, krakeelte das Theken-Inventar von rechts und boxte bekräftigend gegen Luckys Schulter. „Unsere Jungs von der IRA sollten sich ihn mal vornehmen, dann weiß er wenigstens, warum er nicht mehr laufen kann.“
    Lucky lächelte höflich und konzentrierte sich auf den Fernseher. Die meisten Gesichter hatten sich bereits abgewandt. Seiner hypnotischen Wirkung beraubt, zeigte der Bildschirm abwechselnd Bierwerbung und angebliche Hausfrauen, die sich über das Weiß ihrer knappen Oberteile wunderten. Der Geräuschpegel war ein trauriger Abglanz des sonst angeregten Durcheinanders nach einem Spiel. Für Celtic-Fans gab es nichts zu feiern, und für Anhänger der Rangers war in McCluskey’s Pub kein Platz. Die saßen drüben in Ost-Belfast und beglückwünschten einander zu einem weiteren Sieg des protestantischen Bürgertums über die katholische Arbeiterklasse. Zum Ende von Robert ‚Lucky‘ Callahans Glückssträhne.
    Er fischte nach seiner Jacke unter der Theke, klatschte eine Pfundmünze auf das matte Mahagoniholz der Bar. Danny McCluskey schüttelte den Kopf und wies fragend mit dem Kinn zur Uhr. Ein Knäuel geplatzter Äderchen ließ seine Wangen stets wie von Hitze gerötet erscheinen. Lucky hob entschuldigend die Schultern. Er öffnete die Tür und wechselte in den von einem Metallkäfig geschützten Bereich vor dem Haus, schnitt eine Grimasse in die Überwachungskamera. Danny kontrollierte den dazugehörigen Monitor bei jeder Bewegung am Eingang. War verdammt nervös, der gute Danny.
    Hinter Lucky fiel schnalzend die Gittertür ins Schloss. Die Nachtluft war schwer von Feuchtigkeit und viel zu kalt für die Jahreszeit. Es roch nach Regen, der schon den ganzen Tag über in launischen Schauern niedergeprasselt war und gerade Luft holte für den nächsten Guss. Jetzt auch noch zu Fuß nach Hause. Dally und er hatten sich das mal ausgerechnet: Eine Zigarettenlänge die Divis Street und Westseite des Dunville Parks hinunter, dann dreimal im Gehen durchatmen, die nächste anzünden, dann eine Zigarettenlänge die Grosvenor Road stadteinwärts, in die Roden Street, dann links, und er war zu Hause. Unvermeidliche

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