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Draculas Brüder -ebup-

Draculas Brüder -ebup-

Titel: Draculas Brüder -ebup- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lory
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    Robert Lory
    Draculas Brüder
    Originaltitel:
    DRACULA’S BROTHERS
    Aus dem Amerikanischen übertragen von Walter Brumm
     
    Copyright © 1973 by Lyle Kenyon Engel
    Deutsche Erstveröffentlichung
    Titelbild ’ M a r i a n n e Müller-Schaeflein
     
    1.
    Es brachte einen Vorgeschmack vom Winter mit sich, dessen Winde bald durch die Betonschluchten Manhattans fegen würden. Wolkenlos und kalt, hatte die Wettervorhersage um sieben gelautet, und als Zeliazko Stoykitscheff gegen neun durch die Vorhalle des Gebäudes der UN-Vollversammlung eilte, dachte er, daß die Meteorologen ausnahmsweise einmal recht gehabt hätten. Stoykitscheff, ein mittelgroßer Einunddreißigjähriger mit schütterem Haar, sah wenig eindrucksvoll aus, als er unter der riesigen Zeusstatue vorbeiging; tatsächlich war er im Vergleich mit den meisten anderen Gestalten, ob aus Stein oder Fleisch, eine eher unauffällige und durchschnittliche Figur. Der Gesandtschaftssekretär der Volksrepublik Bulgarien hatte die höchste Position erreicht, auf die er hoffen durfte, und das wußte er. Er hatte sich schon vor Jahren mit seiner Position im Leben abgefunden. Er war kein brillanter Student gewesen und verdankte seine gegenwärtige Position dem Einfluß seines Vaters, worüber er sich völlig im klaren war; in der Erkenntnis seiner Mittelmäßigkeit lag seine Größe.
    Als er nun zu den Aufzügen ging, waren seine Gedanken denn auch weit von jeglicher Form von Selbstzufriedenheit entfernt. Ganz im Gegenteil. Leider hatte er wieder etwas verpfuscht.
    Es war nichts Ernstes, obwohl der Erste Sekretär so getan hatte, als stünde das Fortbestehen der Welt auf dem Spiel, wenn der braune Manilaumschlag, den Stoykitscheff auf dem Tisch im Konferenzraum liegenlassen hatte, nicht sofort herbeigeschafft und ihm übergeben würde.
    Stoykitscheff hatte keine Ahnung, was in dem Umschlag war, aber es konnte kaum etwas Weltbewegendes oder auch nur halbwegs Wichtiges sein. Bei der Sitzung, an der er als stummer Beisitzer teilgenommen hatte, war bloß über die Tagesordnung
    der anstehenden Vollversammlung diskutiert worden. Nein, er wußte, was dahintersteckte: Der Erste Sekretär hatte dieser kurvenreichen Französin, in die er verschossen war, seine Autorität demonstrieren wollen und ihn, Stoykitscheff, zum Opfer seines Imponiergehabes gemacht. Wenn er an irgendeiner Party oder einem Empfang teilnahm, war es Stoykitscheffs gewohntes Problem, daß er der rangniedrigste Teilnehmer war. Und wenn er dann wegen einer Belanglosigkeit getadelt oder zusammengestaucht worden war, pflegte er sich davonzustehlen, um nicht hören zu müssen, wie sein jeweiliger Vorgesetzter dem Gesprächspartner, vor dem er soeben seine Überlegenheit zur Schau gestellt hatte, kopfschüttelnd anvertraute: »Ein Jammer, wirklich. Sie werden mir einfach nicht glauben, wenn ich Ihnen sage, wer sein Vater ist.«
    Eines Tages, sagte sich Stoykitscheff, als er in den Aufzug trat, eines Tages haben diese Erniedrigungen ein Ende.
    Er war noch genau dreizehn Minuten vom Ende seiner Erniedrigungen – und alles anderen – entfernt.
    Die Aufzugtür glitt zurück, und Stoykitscheff marschierte durch den breiten Korridor zum Konferenzraum. Bei der Tür angelangt, entdeckte er, daß sie verschlossen war. Natürlich hätte er das wissen sollen; er hatte es auch gewußt, aber wieder vergessen. Er fluchte in sich hinein. Wieder hatte er den Dummkopf gespielt.
    Als er sich umwandte, um zum Aufzug zurückzukehren und den Schlüssel zu holen, stieß er fast mit einer kolossalen Negerin zusammen, die Putzkübel und Schrubber schwang und dazu strahlte, als stünde sie Modell für eines jener Gemälde des sozialistischen Realismus, die die werkende Arbeiterklasse verherrlichen. Stoykitscheff wich vor dieser überwältigenden Körperlichkeit instinktiv zur Seite aus und war im Begriff, eine amerikanische Entschuldigung zu murmeln, als er die Frau einen Schlüsselbund herausfummeln und vor der Tür des Konferenzraumes haltmachen sah.
    »Das ist sehr gut«, sagte er erfreut. »Ich wollte gerade hinein und einen Umschlag holen, den ich liegenlassen hatte. Aber ich habe den Schlüssel vergessen.«
    »Kommen Sie mit rein, Mister«, sagte die Matrone gutmütig. »Eigentlich ist es nicht erlaubt, wissen Sie, und wir müssen liegengebliebene Sachen beim Sicherheitsdienst abliefern, aber so genau nehmen wir es nicht.«
    Sie öffnete die Tür, und er folgte ihr in den hellerleuchteten Raum. Wie diese Amerikaner

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