021 - Die Totenuhr
Praed Street ein, und er schaffte es, noch bei Grün hinter Mago über die Kreuzung zu kommen.
»Neulich habe ich einen amerikanischen Film im Fernsehen gesehen«, sagte George Johnson aufgeregt. »Da war ‘n Mann in ‘ner Raststätte, und zwei Kerle klauten ihm vor seinen Augen den Truck. Weißt du, was ich dachte? Das sollte mir mal passieren, dachte ich. Verdammt und zugenäht, und nun ist es mir tatsächlich passiert.«
Maskell grinste. »Und nun guckst du bescheuert aus der Wä- sche.«
»Ich mach’ Hundefutter aus dem Kerl!« knurrte Johnson. »Herrgott noch mal, kannst du nicht ein bißchen schneller fahren?«
»Wir sind nicht allein auf der Straße, vergiß das nicht. Ich möchte keine anderen Verkehrsteilnehmer gefährden.«
»Rücksicht ist ja was Schönes, aber hier geht es darum, ein Verbrechen zu verhindern!«
»Deswegen kann ich auch nicht alle Autos über den Haufen fahren. Sei unbesorgt, wir kriegen den Kerl. Ich hab’ den stärkeren Truck und fahre garantiert auch besser als er. Er kann uns nicht abschütteln.«
»Du hast doch nicht etwa die Absicht, hinter ihm zu hängen, bis ihm der Treibstoff ausgeht. Ich hab’ vollgetankt.«
»Ich auch, und mein Tank faßt mehr als deiner.«
»Mach mich nicht schwach, Dennis. Ich sitze auf glühenden Kohlen. Du mußt versuchen, den Mistkerl zu stellen, damit ich ihm die Fresse polieren kann!«
Mago erreichte die Edgware Road. Er blinkte links und bog ab.
Ihm war längst aufgefallen, daß er verfolgt wurde, doch das beunruhigte ihn nicht.
Die Verfolger konnten ihm nichts anhaben. Selbst wenn es ihnen gelang, ihn zu stoppen, war das nicht für ihn, sondern für sie gefährlich, denn er konnte sie mit seiner Magie grausam treffen.
Seine eigentliche Aufgabe war es, abtrünnige Hexen zu jagen, und er war aus diesem Grund bereits zweimal in London erschienen, denn hier lebte eine Hexe, die seit langem ganz oben auf seiner Liste stand: Roxane.
Sie gehörte dem Freundeskreis Tony Ballards an, war die Jugendfreundin des Ex-Dämons Mr. Silver, der stets schützend seine Hand über sie zu halten versuchte.
Dennoch hätte Mago die Hexe aus dem Jenseits schon zweimal beinahe erwischt, und er hoffte, daß es beim dritten Mal klappen würde. Vor etwa einem halben Jahr war die weiße Hexe Oda zu jener Gruppe um den Dämonenhasser gestoßen. Ein doppelter Grund also für Mago, bald wieder etwas in dieser Richtung zu unternehmen.
Doch im Moment galt es für ihn, etwas anderes zu erledigen.
Ärgerlich stellte er fest, daß das Verfolgerfahrzeug aufholte. Diese Männer riskierten verdammt viel, ohne es zu wissen.
Sie hatten es mit keinem gewöhnlichen Dieb zu tun. Es wäre besser für sie gewesen, wenn sie die Jagd aufgegeben hätten. Aber sie waren ehrgeizig, wollten beweisen, was für tolle Kerle sie waren, und das konnte ihnen schon bald zum Verhängnis werden, denn wer Mago reizte, dessen Leben hing nur noch an einem seidenen Faden.
In Höhe der St. John’s Wood Road fuhren die beiden Brummer bereits dicht hintereinander. Die Straße war im Moment frei. Die Gelegenheit zum Überholen günstig.
»Los, Mann!« schrie George Johnson aufgeregt. »Presch vor! Schneide brutal in seine Fahrspur, bring ihn zum Stehen, damit ich ihn mir kaufen kann! Verdammt, sämtliche Zähne schlage ich ihm ein! Wenn ich mit dem Knaben fertig bin, erkennt ihn seine eigene Mutter nicht wieder!«
Dennis Maskell zog seinen Truck nach rechts und beschleunigte.
Sein Brummer schob sich Meter um Meter vorwärts.
»Gleich ist es soweit!« rief Johnson. »Gleich haben wir ihn! Und dann gibt’s Saures, Freundchen!« Er lachte. »Bist herzlich eingeladen, mitzumachen, Dennis. Der Junge vergreift sich garantiert nie wieder an fremden Eigentum, wenn wir von ihm ablassen.«
Maskell konzentrierte sich auf das Überholmanöver. Johnson konnte es kaum noch erwarten, bis es abgeschlossen war. Ihm lachte das Herz im Leibe.
»Warum stiehlt er keine Handtaschen? Warum muß es gleich so was Großes sein?« rief er.
Maskell ließ seinen Truck weiter verstoßen. Es dauerte nicht lange, da fuhren die beiden Transporter auf gleicher Höhe. George Johnson blickte wutentbrannt nach drüben.
Er sah das seltsame Gesicht des Schwarzmagiers und schrie: »Er hat sich maskiert, damit man ihn nicht erkennt. Ich werde ihm die Maske vom Gesicht dreschen! Los, Dennis, zwing ihn, anzuhalten!«
»Bin schon dabei!«
Maskell zog vor, und als er die erforderliche Position erreichte, drehte er das Lenkrad
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