021 - Super-Virus aus der Hölle
mich darauf aufmerksam gemacht…« Chase blickte
ihm in die Augen und zuckte die Achseln. »Ich habe es durch eine dritte Person
erfahren.«
»Man hat Ihnen gesagt, daß Professor Tanner verunglücken würde?
War es eventuell gar kein Unfall? Hatte Tanner Feinde?« Larry Brent, der neben
ihr saß, schaltete sich ein.
»Nein… ich glaube jedenfalls nicht… so genau weiß ich das nicht…«,
sie war etwas unsicher mit ihren Antworten. »Er wurde sicher nicht ermordet,
Mister Brent, wenn Sie das meinen sollten… es war sein Schicksal. Ich habe nur
vierundzwanzig Stunden vorher davon gewußt.«
»Waren Sie bei der Kartenlegerin? Oder bei einem Hellseher?«
wollte X-RAY-3 wissen.
»So etwas Ähnliches. Wahrscheinlich werden Sie es lächerlich finden,
wenn ich Ihnen erzähle, wie’s war… Am besten, wir vergessen das Ganze… War
sowieso keine gute Idee, davon anzufangen. Ich bin zu empfindlich,
entschuldigen Sie bitte… Ich verderbe Ihnen den ganzen Abend. Aber Miriam
wollte mich partout mitnehmen. Sie meinte, es wäre ganz gut, wenn ich auf
andere Gedanken käme.«
»Recht hat sie, Towarischtschka…«
»Tut mir leid«, sagte sie plötzlich und griff nach ihrer
Handtasche. »Ich kann nicht bleiben. In mir dreht sich das alles wie eine
Schallplatte.«
»Doch, du kannst«, sagte Miriam Brent bestimmt. »Red dir von der
Seele, was dich beschäftigt. Ich bin sicher, daß man dich verstehen wird.«
»Man wird mich auslachen.«
»Keiner wird das tun…«
Sie lachte verbittert. »Ich bin gestern auf dem Rummelplatz auf
Long Island einer Zigeunerin begegnet, die den Leuten aus der Hand las und
ihnen die Zukunft weissagte. Aus Jux habe ich mir auch aus der Hand lesen
lassen. Die Zigeunerin ließ mich wissen, daß innerhalb der nächsten
vierundzwanzig Stunden zwei einschneidende Ereignisse mein Leben verändern
würden. Das erste Ereignis sei ein Unfall, der mich nicht beträfe, aber eine
Person aus meinem Bekanntenkreis…«
Man merkte ihr an, daß sie ein Ventil brauchte, daß sie mit jemand
reden mußte, dem sie vertrauen konnte.
»Und das zweite, Chase?« warf Miriam leise dazwischen. »Sag ruhig
auch das zweite…«
»Es kommt mir so lächerlich vor.«
»Vielleicht ist es das auch, und du gibst einer Sache, die
zufällig eingetreten ist, zuviel Gewicht.«
Chase seufzte. »Ich würde, noch ehe es Mitternacht wird, einem
Mann begegnen. Ein großer schwarzer Knopf würde von der Stunde an eine
gefährliche Rolle in meinem Leben spielen.«
Zwischen Larrys Augen entstand eine steile Falte, und er wechselte
einen raschen Blick mit Morna Ulbrandson und seiner Schwester. Miriam zuckte
die Achseln.
Iwan Kunaritschew schien es von der heiteren Seite zu nehmen. Er
hob sein Glas und prostete ihr zu. »Ihre Zigeunerin hat fast richtig gesehen,
Towarischtschka… noch vor Mitternacht sind Sie einem Mann begegnet. Er sitzt
Ihnen gegenüber. Und ich hab sogar mehr als einen schwarzen Knopf… sehen Sie
hier, mein Jackett… ich bin der Mann mit den Killer-Knöpfen!
Nehmen Sie sich in acht vor mir…«
●
Da endlich war das Eis gebrochen.
Iwans mit todernster Miene gesprochene Worte veranlaßten auch
Chase zu fröhlichem Lachen.
Nachfolgend entwickelte sich ein ausgiebiges Gespräch, in dem auch
noch mal Tanners Rolle in Chases Leben zur Sprache kam.
Es schien, als könne sie jetzt befreiter darüber sprechen. Tanners
Schicksal war eines von tausenden, die sich täglich auf den Straßen allein in
den Vereinigten Staaten erfüllten. Chase war Studentin, hatte einige Male mit
Tanner zu tun, und es stellte sich heraus, daß es der erste Todesfall in ihrem
Leben war, den sie bewußt mitbekommen hatte und der eine Person betraf, die sie
persönlich kannte.
Chase Meggan blieb noch eine Stunde. Dann verabschiedete sie sich.
Sie wollte in der Nacht noch einen Bericht über einen Versuch beenden, den sie
im Institut bei Tanner durchgeführt hatte und mußte noch einige wichtige
Artikel lesen.
Sie bedauerten es alle.
»Nach dem Mahl bei Chi wollten wir eigentlich noch ein Tänzchen
wagen«, sagte Iwan Kunaritschew. »Im Tavern on the Green spielt eine
gute Band…«
»Ein andermal…«
»Wer weiß, wann das sein wird, Towarischtschka. Wir sind nur
Durchreisende. Wann wir das nächste Mal so einträchtig in New York
zusammensitzen werden, steht in den Sternen… Vielleicht ist die Arbeit morgen
gar nicht so wichtig.«
Chase winkte ab. Sie wirkte befreiter, weniger scheu und
nachdenklich. Sie nahm ihre
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