0210 - Drei Leichen im Garten
um in den Rücken des Vertreters zu gelangen.
Der merkte nichts.
Er stand da und schaute nach vorn.
Einmal glaubte er, die schattenhafte Gestalt des Fahrers zwischen den Bäumen zu sehen, was allerdings auch eine Täuschung sein konnte, trotzdem rief er: »Mister, kommen Sie. Es ist…« Seine Stimme brach ab.
Mit einer hilflosen Bewegung hob er die Schultern und wandte sich um.
Da sah er das Grauen!
Hinter ihm hatte sich der Unheimliche aufgerichtet. Der rechte Arm war erhoben, in der Klaue lag der schwere Stein, und es gab keinen Zweifel, was der andere vorhatte.
Der Vertreter kam nicht dazu, einen Schrei auszustoßen, alles ging viel zu schnell.
Der Arm raste nach unten. Er hatte genau die richtige Distanz, um zu treffen.
Ein dumpfes Geräusch entstand. Der Vertreter zuckte zusammen.
Plötzlich war sein Gesicht voller Blut. Er kippte nach hinten, versuchte sich noch am Türrahmen festzuhalten, doch seine Hand griff ins Leere.
Schwer fiel er gegen den Kotflügel und mußte wie durch einen Nebelschleier mit ansehen, daß der andere nicht aufgegeben hatte, sondern auf ihn zukam und noch einmal zuschlug.
Der Stein traf genau.
Es war ein Hieb, den wohl kein Mensch überstanden hätte. Auch der Vertreter nicht. Der Stein wirkte wie ein Messer und tötete den Mann auf der Stelle.
Neben dem rechten Vorderrad fiel er schwer zu Boden und blieb regungslos auf dem Bauch liegen.
Sein Mörder stieß ein pfeifendes Geräusch aus und schaute auf die Leiche, bevor er den Stein zur Seite schleuderte, an dem das Blut des Mannes klebte.
Dann bückte er sich, wobei er sein Maul öffnete und in seine farblosen Augen ein harter Glanz trat.
Er hatte etwas Scheußliches vor, doch man ließ ihn nicht dazu kommen, denn mitten in der Bewegung erstarrte er, als der Schatten eines Mannes ihn traf.
Der Fahrer kam zurück.
Das Grinsen spaltete seine Lippen, verflog aber sehr schnell, als er einen Lichtpunkt auf dem Feld sah.
»Laß ihn!« zischte der Fahrer, bückte sich, stieß den Mörder zur Seite, packte die Leiche und warf sie in den nahen Graben. Dann stieg er hastig ein und rief noch über die Schulter zurück: »Geh nach Hause. Los, verschwinde!« Er selbst schlug die Wagentür zu und startete mit durchdrehenden Reifen.
Der unheimliche Mörder aber verschwand in der Dunkelheit…
***
Auch Suko mußte über einen Acker. Vorhin hatte er über mich gelästert, jetzt konnte ich lachen, denn wir beide sanken bei jedem Schritt bis über die Knöchel ein.
Wir blieben dem Skelett auf den Fersen. Es war einfach, weil es leuchtete und uns deshalb genau den Weg wies.
Allerdings lief es auf einen kleinen Wald zu, dessen Bäume sich als kompakte, dunkle Masse vom Boden her abhoben. Das gefiel uns nicht, weil so ein Wald zahlreiche Versteckmöglichkeiten bot, deshalb beschleunigten wir unser Tempo.
Auch das Skelett lief schneller. Obwohl es sich nicht umgedreht hatte, mußte es instinktiv gespürt haben, daß wir alles auf eine Karte setzen wollten, und es rannte uns weg.
Wir konnten das Tempo plötzlich nicht mehr mithalten. So etwas hatte ich auch noch nicht erlebt, ein Skelett, das schneller rannte als ein Mensch.
»Sollen wir schießen?« fragte Suko schweratmend und fingerte nach seiner Beretta.
Ich war dagegen. Das Skelett hatte uns nichts getan. Wenn sich hinter seiner Existenz ein Geheimnis verbarg, dann wollten wir es herausfinden. Und ein zerstörtes Knochenwesen konnte uns nicht weiterbringen.
Es verschwand im Wald. Damit hatten wir gerechnet und gingen entsprechend vor.
Wir teilten uns.
Suko verschwand nach rechts, ich zur anderen Seite hin. Wenige Schritte später spürte ich schon, wie Unterholz brach, das von meinen Füßen geknickt wurde.
Fichtenzweige strichen durch mein Gesicht und über die Haare. An den Bäumen hingen noch die Tropfen vom letzten Regen. Aus dem weichen Boden wuchsen Baumwurzeln, die wegen ihrer glitschigen Oberfläche sehr rutschig waren.
Keine Spur von dem Skelett.
Dafür hörte ich Sukos Stimme. »John, komm mal her.« Damit ich mich besser orientieren konnte, hatte der Chinese die Bleistiftleuchte eingeschaltet, und der dünne Strahl wies mir den Weg.
Geduckt näherte ich mich meinem Partner, der auf einer kleinen Lichtung stehengeblieben war, an die eine Mulde grenzte. Der Chinese leuchtete in die Mulde hinein. Sie wurde an der linken Seite schmaler und lief dort als Graben weiter. Rechts jedoch war es wesentlich interessanter. Da sahen wir eine Öffnung, eine Höhle in der
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