0210 - Drei Leichen im Garten
nach, ob er die Blutspur verfolgen konnte.
Ja, im dünnen Licht der Bleistiftleuchte sah er die Tropfen auf dem Boden. Sie bildeten eine etwas krumme Markierung, liefen jedoch nicht auf der Straße weiter, sondern verschwanden schon bald im dichten Gras, das am Rand wuchs.
Dahinter lag der Graben.
Auch in ihn leuchtete Suko.
Der Lichtfinger traf wie ein heller Speer einen bleichen Gegenstand. Es war eine Hand!
Scharf saugte der Chinese die Luft ein. Die Hand war zur Faust geformt, der dahinter beginnende Arm zweigte einen Winkel von 90 Grad ab, und als Suko ein wenig weiterleuchtete, riß der Lichtschein ein blutüberströmtes Gesicht aus dem Dunklen.
Der Inspektor erkannte den Mann.
Es war der Vertreter, und seine Kopfwunden deuteten daraufhin, daß man ihn erschlagen hatte…
***
Als ich in die Röhre hineinkroch, erinnerte ich mich wieder an einen Fall, der schon sehr lange zurücklag. Damals war ich zum erstenmal auf Ghouls getroffen, und ich hatte sie in dem unterirdischen Labyrinth eines alten Friedhofs gejagt. Dort hatten sie ihre Heimstatt gefunden und Gänge von Grab zu Grab gebuddelt. Innerhalb der Gänge war es ebenso eng gewesen wie in dieser Röhre und auch so dunkel. [2]
Auf dem Boden der Röhre stand das Wasser. Es verdeckte die Schmierund Schmutzschicht, die unterhalb des Wasserspiegels lag. Ich glitt hindurch und hatte auch den Kopf eingezogen, da die Röhre nicht sehr hoch war. Zudem auch ziemlich eng, Suko hätte kaum hindurchgepaßt.
Ich mußte mich dünn machen, um voranzukommen. Dabei hielt ich die Arme vorgestreckt, damit ich sofort ein Hindernis ertasten konnte.
Zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand hatte ich die Bleistiftleuchte geklemmt. Nur ab und zu schaltete ich sie ein, denn ich wollte die Batterie schonen, um nicht in Gefahr zu laufen, hinterher in der Röhre festzustecken.
Auch hatte ich mit einem anderen Problem zu kämpfen. Je weiter ich mich von dem Ein-oder Ausgang entfernte, um so schlechter wurde die Luft. Daran war nichts zu ändern. Ich hoffte nur, daß ich irgendwann im Freien landete, denn die Strecke rückwärts zu gleiten, wäre einer mittleren Katastrophe gleichgekommen, da ich mich in der engen Röhre nicht drehen konnte.
Das Skelett war verschwunden. Ich sah es nicht. Aber ich hatte es einmal gehört. Weiter vorn entstanden dumpfe Geräusche, die schwach an meine Ohren drangen.
Das mußte der Gegner sein, und diese Annahme beflügelte meine Aktivitäten.
Ich bemühte mich um eine schnellere Gangart. Das war nicht einfach.
Wie eine Schlange wand ich mich vor. Je tiefer ich in die Röhre eindrang, um so mieser wurde die Luft und um so schlechter ging es mir auch.
Schweiß und Dreck bedeckten mein Gesicht. Manchmal stand das Wasser höher, wobei ich dann mit dem Kinn eintauchte. Da ich ein Mensch und keine Maschine bin, mußte ich hin und wieder Pausen einlegen, um zu verschnaufen. Dann schaltete ich die Lampe ein. Ihr dünner Lichtfinger leistete mir wertvolle Dienste, und plötzlich sah ich etwas am Ende des Lichtstrahls herhuschen.
Ein Tier!
Ich kroch näher und stellte fest, daß das Tier hockenblieb und nicht davonrannte.
Ich hatte eine Ratte entdeckt.
Unwillkürlich blieb ich liegen, und mein Gesicht verzerrte sich. Ratten sind nicht eben meine liebsten Freunde. Wenn sie hungrig waren und sich dabei angegriffen fühlten, machte es ihnen nichts aus, auch Menschen anzugreifen.
Hoffentlich war das Biest vor mir satt.
Wir belauerten uns. Mir kam es vor, als wollte auch das Tier seine Chancen abschätzen. Da ich ebenfalls am Boden lag und nicht stand, mußte ich der Ratte nicht sehr groß vorkommen. Vielleicht animierte sie dies, auf mich zuzulaufen, denn sie trippelte los.
Weit durfte ich sie nicht kommen lassen, denn sie würde mir mit einem Satz ins Gesicht springen, dafür kannte ich diese Biester zu genau.
Ich drehte mich ein wenig nach rechts, schob meinen Arm am Körper entlang und suchte nach dem Dolch. Diese Waffe eignete sich ausgezeichnet, die Ratte umzubringen.
Ich zog den Dolch aus der schmalen Scheide. Den Arm ließ ich in angewinkelter Haltung, um ihn blitzschnell vorstoßen zu können, wenn es darauf ankam.
Aus meiner Perspektive kam mir die Ratte unnatürlich groß vor. Wie ein gewaltiger braungrauer Klumpen bewegte sie sich lauernd auf mich zu.
Sogar das Zittern der Barthaare sah ich.
Würde sie springen?
Ja, sie wuchtete sich auf mich zu. Dabei hatte sie die Schnauze weit aufgerissen, ich sah die kleinen,
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