0210a - Die tödliche Gefahr
einen langen Arm aus und griff nach dem Telefon.
Dabei musste er den Rücken von der Tür nehmen und zur Seite treten. Der Revolverlauf wich keine Sekunde lang von Lew Markows Brust.
»Hallo, Louis«, knurrte Ray Martinez in den Apparat, als er die raue Stimme Schmidt erkannte. »Möchte wissen, wie viel Geld dir Lew Markow schuldet.«
»Mehr, als er Verstand hat oder ich dazu«, brüllte der andere zurück. »Von den dreitausend Bucks sehr ich wahrscheinlich keinen Cent mehr.«
Ray Martinez zog wieder die Lippen über die Zähne hoch. Der Revolver in seiner Hand deutete genau auf Markows Brust, und langsam krümmte er den Finger.
Er sah die Angst in den Augen Markows, und dann bellte der Revolver auf, Markow wurde von der Kugel herumgerissen.
»Du hast recht, Louis«, sagte Ray leise in den Apparat, »das Geld siehst du nicht wieder.«
Dann legte er vorsichtig den Hörer auf, griff nach der Türklinke und war schon Sekunden später draußen in der Dunkelheit verschwunden, bevor noch in dem Haus Lichter aufleuchteten und erschrockene Männer in Schlafanzügen durch das Treppenhaus irrten.
Ray Martinez kümmerte sich wenig um den Tumult, der hinter ihm ausbrach. Er hatte an diesem Abend eine andere Verabredung und schon viel Zeit an seinen ehemaligen Kumpanen vergeudet.
Außerdem wartete Pearl Swanson in ihrer Wohnung noch immer auf seine Rückkehr.
***
Der Mord an Lew Markow wurde dem FBI nicht gemeldet, trotzdem erfuhren wir schon kurze Zeit danach, was vorgefallen war.
Lew Markow hatte die Adresse verlassen, die uns bekannt war, aber als wir im Revier über ihn Fragen stellten, überraschte uns die City Police ganz gehörig.
Eine halbe Stunde später starrten wir in das Gesicht des Verbrechers. Dabei wurde uns bewusst, dass Ray Martinez andere Gründe gehabt hatte, aus Mexiko aufzutauchen, als wir angenommen hatten. Jetzt konnte er mit Lew Markos keine großen Geschäfte mehr machen. Allerdings konnten wir unseren uniformierten Kollegen mit einiger Sicherheit verraten, wer der Mörder war. Wir statteten Louis Schmidt einen Besuch ab. Dort war Lew Markow in den letzten Wochen oft gesehen worden.
Louis Schmidt war ein kleiner Bursche mit einem Kahlkopf. In seinem Bulldoggengesicht klebte zwischen den Zähnen eine übergroße Zigarre.
Er blickte uns ziemlich freundlos entgegen, als wir seine Bude mit einem Besuch beehrten, nickte uns zu und zählte dann liebevoll an dem dicken Bündel Banknoten weiter, an dem sich seine Finger erfreuten.
Wir warteten geduldig ab, bis sich seine Lippen nicht mehr bewegten und er sich notgedrungen mit uns befassen musste.
»Brauche in meinem Betrieb keinen Schutz vor Halbstarken, nicht einmal von den G-men«, knurrte er unfreundlich. »Außerdem hat es in meinem Laden keine Schwierigkeiten gegeben, dafür sorge ich schon.«
»Von dir könnte der Kaufmann von Venedig noch etwas lernen«, erwiderte ich, und er schien das als Kompliment aufzufassen. »Kennst du einen gewissen Lew Markow?«
»Nie von ihm gehört«, gab Louis Schmidt breitwillig Auskunft und befasste sich intensiv mit der erkalteten Zigarre.
»Dann kannst du dir einen großen Schmerz ersparen, Schmidt«, warf Phil ein. »Brauchst ihm keinen Kranz zum Begräbnis zu kaufen.«
»Das hätte ich schon gern getan, wenn er mir vorher die 3000 Bucks wiedergegeben hätte«, erwiderte Louis Schmidt ziemlich respektlos.
Ich grinste. »Für einen Unbekannten ist das ziemlich viel Geld, Louis«, sagte ich. »Kannst dich drüber bei Ray Martinez beklagen.«
Louis Schmidt starrte uns überrascht an.
»Der ist in Mexiko«, stellte er fest.
»Falsche Grammatik. Er war in Mexiko«, berichtigte ich ihn. »Er hat außer schlechten Vorsätzen auch noch eine recht ansteckende Krankheit mit zurückgebracht. Würde dir raten, deinen Doktor zu besuchen, wenn du ihn brüderlich geküsst haben solltest.«
Zum ersten Mal seit unserem Besuch sah Louis Schmidt nervös aus.
»Wollt mich wohl auf den Arm nehmen?«, knurrte er. »Ist wohl eine neue Masche, um einen armen Teufel einzubuchten?«
Phil schüttelte den Kopf.
»Es ist keine Masche, Louis«, knurrte er. »Wir erwischen Ray Martinez auf jeden Fall, darauf kannst du dich verlassen. Aber wenn das zu lange dauert, dann ist er tot und hat eine ganze Menge Leute angesteckt.«
Louis Schmidt war noch immer argwöhnisch.
»Hier war er nicht, G-man«, sagte er dann erleichtert. »Und über das Telefon kann er mich wohl kaum angesteckt haben.«
»Er hat dich also angerufen«,
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