0211 - Die letzte Runde zahlt der Tod
Maschinenpistole fegte knatternd über den Bürgersteig. Freckle schoss kopfüber die letzten zwei Stufen hinab und blieb liegen. Der eine Cop fiel über ihn, der zweite hob die Pistole und feuerte drei Mal. Dann sank sein Arm herab und die Waffe polterte aufs Pflaster. Das Taxi stob in rasender Fahrt davon, schrammte beim Überholen an der Seite eines Lieferwagens entlang, dessen Fahrer die Gewalt über sein Fahrzeug verlor und frontal mit einem entgegenkommenden Laster zusammenstieß.
Das alles war das Werk von wenigen Sekunden. Ich stürzte zur Tür, rannte den Korridor entlang und - immer drei Stufen auf einmal nehmend - die Treppen hinunter.
Schon hatten einige unserer Kollegen die Straße abgesperrt und andere kamen mit Tragbahren aus der Toreinfahrt. Bei Freckle brauchten sie sich nicht zu beeilen. Er war ein toter Gangster, von dem ich nichts erfahren würde.
Einer der Cops hatte einen üblen Lungenschuss und der zweite zwei Armdurchschüsse, die zwar stark bluteten, aber nicht gefährlich waren.
Der Alarm war schon gegeben. Der Kollege in der Telefonvermittlung hatte gesehen, was geschah und alle Streifenwagen in der Umgebung von zehn Kilometern alarmiert. Zurzeit waren die Straßen bereits abgesperrt. Die Nummer des Taxis war unbekannt, aber es würden eben sämtliche Cabs angehalten und kontrolliert werden.
Zehn Minuten später kam Lieutenant Crosswing mit seiner Mordkommission und vor Zorn hochrotem Kopf an.
»Wäre ich nur mitgefahren«, sagte er.
»Dann hätten Sie auch nichts ändern können. Dann wäre die Stadtpolizei jetzt vielleicht um einen tüchtigen Officer ärmer«, versuchte ich ihn zu trösten, aber er war so in Fahrt, dass er sich am liebsten die Haare gerauft hätte.
Man hatte Freckle in einer Kneipe in der Mott Street hochgenommen, als er mit einem hübschen Chinesenmädchen anbandeln wollte und dessen Begleiter sich das verbot. Freckle wurde handgreiflich und der Wirt holte die Cops. Er hatte bestritten, jemals ein Telegramm oder gar eine Geldsendung an Rechtsanwalt Wilson aufgegeben zu haben, aber der Postbeamte, dem wir den Toten zeigten, war seiner Sache sicher. Über das Motiv des Mordes brauchten wir uns nicht zu verständigen. Das kannten wir. Freckle war niemals ein Held gewesen. Nachdem man ihn geschnappt hatte, bestand die akute Gefahr, dass er, um seine eigene Haut zu retten, auspacken würde, und dem hatte man vorgebeugt.
»Als Nächster werde ich wohl dran -kommen«, versuchte ich zu scherzen, aber es lief mir dabei kalt den Rücken hinunter.
Wenn man weiß, gegen wen man sich zu schützen hat, wenn man seine Feinde kennt, so kann man etwas dagegen unternehmen, aber diese Gang schlug aus dem Dunkel zu, und man wusste nie, wann und wo der nächste Schlag fallen würde.
Er fiel, wenn auch anders, als wir gedacht hatten.
***
Am nächsten Morgen kam eine Eilbotensendung. Sie enthielt eine Ausgabe der Yonkers Post, die in der benachbarten Stadt gleichen Namens erschien. Auf der Titelseite stand ein Artikel, der rot eingerahmt war. Die Überschrift lautete:
Sensationelle Enthüllung
Polizei schützt eine Mörderin
Der Inhalt deckte sich mit den Angaben des anonymen Telegramms an Mister Wilson. Der Verfasser, der mit dem Pseudonym ARGUS gezeichnet hatte, behauptete, Maria Lewis habe ihren Mann ermordet und die Ermordung ihrer Hausangestellten veranlasst, weil diese ihr auf die Schliche gekommen sei und sie erpresst habe. Die Sache war als Schnulze aufgezogen und ausgeschmückt. Es war genau das, was der kleine Mann am Kaffeetisch oder während der Frühstückspause zu lesen wünschte.
Ich rief sofort die Zeitung an und machte den Herausgeber zur Minna. Er versuchte frech zu werden und wollte den Namen des Verfassers nicht nennen. Erst als ich ihm drohte, ich werde ihn kurzerhand abholen lassen, gestand er, der Artikel sei ihm anonym zugeschickt worden. In dem Begleitbrief hieß es, dass der Schreiber es nicht wagen dürfe, seinen Namen zu nennen, weil er fürchte, dann selbst ins Gras beißen zu müssen.
Ich wies die Polizei in Yonkers an, das Manuskript und den Brief zu beschlagnahmen und uns auf dem schnellsten Weg zuzuschicken.
Damit war es aber noch nicht zu Ende.
Kaum hatte ich eingehängt, als Dr. Baker, unser Arzt hereinstürmte. Er schwenkte ein Zeitungsblatt mit dem Titel: Fanfare.
Ich kannte dieses Käseblatt. Es lebte von Sensationen übelster Art, und wenn -es darauf ankam, auch von Erpressungen.
»Sehen Sie sich diese höllische Schweinerei an!«,
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