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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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benommen den Kopf. Sein Haar hing ihm wirr ins Gesicht. Und jetzt wich die Leere seiner Augen, machte unbeschreiblicher Verwirrung Platz.
    »Der Schrei«, preßte Heike hervor.
    »Hast du… hast du den Schrei gehört?«
    Er sah sie verständnislos an.
    »Wo sind wir hier?« murmelte er schleppend.
    Sie begriff nichts mehr.
    »Komm«, flehte sie. »Laß uns umkehren! Zurück zum Auto!«
    »Auto?« echote der Junge. Verständnis blitzte in seinen Augen auf. »Oh, Heike, ich…«
    »Nicht«, fiel sie ihm ins Wort. »Jetzt nichts erklären. Später. Erst müssen wir weg von hier! Ich - ich habe Angst!«
    Im ersten Augenblick merkte sie nicht, daß er ihr schon nicht mehr zuhörte. Daß wieder etwas Fremdes Besitz von ihm ergriff.
    Sanguinus… Sanguinus… Sanguinus… wisperte es in Michael Försters Hirn. Er drehte den Kopf und starrte in den dunklen Durchlaß im Gemäuer, der auf den Innenhof der Burg führte. Obwohl es viel zu finster war, schien er etwas sehen zu können, was Heikes Augen verborgen blieb.
    »Wir können noch nicht gehen«, sagte er plötzlich mit kalter Stimme. Er packte Heikes Handgelenk. Eisern umklammerte er es. »Wir werden erwartet!«
    Er ist verrückt, dachte Heike. Völlig durchgedreht…
    »Laß los!« schrie sie, als er versuchte, sie durch das offene Tor zu ziehen. »Hilfeee! Loslassen…!«
    Er scherte sich einen Dreck um ihre Proteste. Stur wie eine Maschine zerrte Forster seine Freundin in das Dunkel der Toröffnung.
    Dahinter lag der Burghof, auf dem sich ein gespenstischer, scheußlicher Vorgang abspielte: Die Geburt eines Dämons!
    ***
    Prastoff zog den Monddolch beinahe behutsam aus dem toten Mädchenkörper heraus.
    An der schwarzmetallischen Klinge klebte kein Tropfen Blut. Auch aus der Wunde, die er Reena zugefügt hatte, strömte kein Lebenssaft. Vielmehr sah es so aus, als würde das Blut des Mädchens in dem Augenblick, da es mit der kühlen Nachtluft in Kontakt kam, verdunsten und auf unheimliche Weise aufgesogen werden…
    Prastoff ließ den Monddolch in einer Falte seiner roten Kutte verschwinden und gliederte sich wieder in das Kollektiv der Vampire ein.
    Über Reenas Leichnam begann die Luft zu flimmern. Unzählige feinste Mondstrahlen schienen sich dort auf kleinstem Raum zu bündeln, und eine glitzernde, in ständiger Unruhe befindliche Wolke entstand, die nach Schwefel und Ozon roch. Hinter diesem »Nebel« schälten sich zögernd die Konturen eines monströsen Körpers hervor.
    Prastoff verstärkte den telepathischen Lockruf des Vampir-Kollektivs.
    Sanguinus! Sanguinus! Sanguinus!…
    Die weißleuchtende, spinnwebhafte Substanz über dem toten Mädchen verdichtete sich Zusehens. Eine Kugel bildete sich heran. Seltsame, wimmernde Laute tropften zäh und schwer in die umgebende Stille. Die Magie der Vampire legte sich vorsichtig um die pulsierende Kugel, deren Durchmesser nicht zu bestimmen war. Lückenlos schloß sich das paramagische Feld um den Dämon, der durch den Riß im Raum-Zeit-Gefüge in die Welt der Menschen gekommen war.
    Sanguinus, rief Prastoff, als sich der Mächtige endgültig in der magischen Sphäre stabilisiert hatte.
    Dämon des Blutes! Herrscher über Sangu, das Reich der Roten Sonne in den Dimensionen der Nacht! Wir haben dir dieses Opfer dargebracht. Nun hilf uns. Hilf uns!
    Der Nebel löste sich teilweise auf, Sanguinus wurde sichtbar.
    »O Gott!«
    Wie ein grollender Donner platzte der Aufruf in das Beschwörungsritual.
    Einer Kerzenflamme gleich, die zwischen zwei Fingern zerdrückt wird, erlosch das Siebener-Kollektiv!
    Panik brach aus.
    O Gott…
    Einer hatte es gewagt, den Namen auszusprechen an unheiligem Ort. Einer mußte für diesen Frevel sterben - auf der Stehe!
    Sieben Vampir-Köpfe kreiselten herum, suchten den Ursprung der Störung. Und Sanguinus, der Dämon in der magischen Sphäre, wurde aktiv.
    Ein Mensch sollte sterben!
    Einer…?
    ***
    Plötzlich war der Druck in seinem Schädel fort. Von einem Atemzug zum nächsten war er frei.
    Frei!
    Und tot, dachte Michael Forster in hellsichtigem Erkennen seiner Situation. Seine Hand ließ Heikes Unterarm los, und etwas benommen lauschte er dem Echo ihres erlösenden Schreies, der tief in ihm widerhallte.
    O Gott…
    Er blickte in das Gesicht seiner Freundin und fand es als eine Maske des Grauens. Der Grund waren die Vampire. Und das Blutopfer, das auf dem Altarstein in der Mitte des Burghofs dargebracht worden war. Und Sanguinus.
    Und - nicht zuletzt - er selbst!
    Er war nicht Herr seiner

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