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0213 - Colette und ihr Fallbeil

0213 - Colette und ihr Fallbeil

Titel: 0213 - Colette und ihr Fallbeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zugehalten, doch ich benötigte beide Hände, und so mußte ich mit anhören, wie in den schachtähnlichen Öffnungen sich das nackte Grauen vollzog und die Zombies jammerten und heulten.
    Es war ein Konzert des Schreckens. Laute, die ich nie gehört hatte, drangen an meine Ohren.
    Klagend, heulend, jammernd und triumphierend zur gleichen Zeit. Hände und Arme krochen aus den Öffnungen, wollten nach mir greifen, streiften mich auch, hielten mich aber nicht auf. Meter für Meter näherte ich mich den beiden Wesen.
    Einmal Mensch, einmal Geist…Schüsse hinter mir.
    Das mußte Bill sein, der auf die Schädel feuerte. Ich hörte das Platzen und das Kreischen der anderen noch lebenden Zombiewesen. Und dann stand ich so nahe vor der Guillotine, daß ich sie mit der ausgestreckten Hand hätte berühren können.
    Ich spürte die Magie.
    Mit mir sollte das gleiche geschehen wie mit Bill Conolly in der vergangenen Nacht. Die Ströme des Unheimlichen wollten sich wie Pfeile in mein Gehirn bohren und mich zu einem Sklaven der anderen machen. Es war nicht einfach, dagegen anzugehen, wahrscheinlich hätte ich es auch nicht geschafft, wenn mir nicht mein Kreuz geholfen hätte.
    Ich hatte eine Hand auf die Brust gepreßt und umklammerte das Kruzifix, auf dessen Kräfte ich hoffte und mich konzentrierte.
    »Aufs Schafott mit dir, aufs Schafott!« So flüsternd heiser wurden mir die Worte entgegengeschleudert.
    Ich machte das Spiel mit und tat so, als stünde ich bereits unter dem Bann der Henkerin.
    »Gib ihr deine Waffe. Gib sie ihr…«
    Sollte ich? Sollte ich nicht? Die Beretta war ein großer Trumpf. Wenn ich sie aus der Hand gab…
    Wieder der Befehl. »Gib sie ihr!«
    Ja, ich tat es und ging dabei voll auf Risiko, doch das war mir jetzt egal.
    Ich mußte es einfach versuchen, wenn ich zu einem. Erfolg kommen wollte.
    Mit der rechten Hand zog ich die Beretta aus der Halfter. Ich reichte sie nicht Manon Descartes, sondern Colette Dumas.
    Sie riß sie aus meinen Fingern. Für eine schrecklich lange Sekunde sah ich in das kleine Loch, aus dem schon so oft der Tod in Form einer geweihten Silberkugel gedrungen war und Dämonen erledigt hatten, dann jedoch senkte Colette die Waffe und zischte: »Auf die Guillotine mit dir, John Sinclair!«
    Erschrecken und andere Gefühlsäußerungen mußte ich mannhaft unterdrücken. Die kann sich ein im Bann eines anderen Stehender nicht leisten, und so blieb mein Gesicht glatt und ausdruckslos.
    Ich bückte mich.
    Colette machte bereits Platz, damit ich vor ihr hergehen konnte, um hinter die Guillotine zu gelangen, wo ich mich auf die Knie fallen ließ, mich gleichzeitig zusammenkrümmte und die Einbuchtung im Holz übergroß vor meinen Augen erschien.
    Da sollte mein Kopf rein.
    Und dann?
    Ein pfeifendes Geräusch, wenn das Fallbeil nach unten jagte, ein dumpfer Aufprall - vorbei…
    Ich hatte meine Hände an die Brust gerissen und die Finger unter mein Hemd geschoben. An der Haut spürte ich bereits das wärmende Silber, das auf mich wie ein Kraftstrom wirkte.
    Sie würden es nicht schaffen, nein, sie würden es nicht. Ich wollte ihnen einen Streich spielen und sie mit dem geweihten Kreuz überraschen, in dessen Silber die vier Erzengel ihre Initialen hinterlassen hatten.
    »Den Kopf in den Ring!« Hart klang der Befehl der Geisterfrau.
    Ich zögerte.
    Da griff die andere ein. Ich sah nicht, wie Colette ihren Arm vorstreckte, aber ich spürte den kalten Druck der Mündung in meinem Nacken und wußte in diesem Augenblick, daß ich mir mit der Abgabe der Waffe selbst ein Bein gestellt hatte…
    ***
    Bill Conolly sah seinen Freund John Sinclair auf die Guillotine zugehen, und er starrte ihm nach. In seinem Innern verkrampfte sich einiges.
    Sein verzweifelter Ruf hatte nichts gebracht. John wollte den Kampf allein, aber würde er ihn schaffen?
    Bill war so damit beschäftigt, John Sinclair nachzustarren, daß er die Umwelt vergaß.
    Und die war schaurig genug.
    Erst als der Reporter eine harte Hand an seinem Arm spürte und sie ihn herumziehen wollte, da erwachte er aus seiner Lethargie. Die Bewegung machte Bill mit, und er sah ein Wesen vor sich, das sich bereits zur Hälfte aus dem Loch geschoben hatte. Grünlich schimmerte das Gesicht, ein fauliger Geruch streifte Bills Nase, der Reporter ekelte sich, zuckte zurück, riß die Waffe hoch und feuerte.
    Die Silberkugel zertrümmerte den häßlichen Schädel des Wesens. Er flog auseinander. Der Körper rutschte ein Stück vor, bekam jedoch nicht

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