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0213 - Colette und ihr Fallbeil

0213 - Colette und ihr Fallbeil

Titel: 0213 - Colette und ihr Fallbeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Männer weniger Mühe hatten, sie aus dem Schandkarren zu ziehen.
    Die Menge schwieg. Zahlreiche Augenpaare starrten auf die blonde Frau, die zwischen den Soldaten herging. Die Stiefelabsätze knallten auf das Kopfsteinpflaster, mit dem die Hinrichtungsstätte hergerichtet war.
    Ein kühler Wind fiel von den Bergen ins Tal und trieb auch die düsteren Wolken weiter.
    Das war der Augenblick des Pfarrers. Er trennte sich von dem Scharfrichter, der zum Blutgerüst schritt und die Schneide noch einmal überprüfte, denn der Kopf sollte und mußte mit einem Schlag des Fallbeils im Korb landen.
    Während sich der Pfarrer mit schlurfenden Schritten der Verurteilten näherte, murmelte er die ersten Gebete, doch die Frau wollte ihn nicht hören. Sie maß ihn mit so einem verachtungsvollen Blick, daß der Mönch zurückzuckte, hastig ein Kreuzzeichen schlug und sich nicht mehr blicken ließ. Zeugen behaupteten später gehört zu haben, daß er immer vom Teufel geredet hätte.
    Das Schafott wartete, und auch der Henker!
    Die Soldaten hatten die Frau an beiden Armen gepackt. Ihre schwieligen Hände waren wie Eisenklammern, allein konnte sich die Delinquentin nie aus den Griffen befreien.
    Noch immer sah sie schön aus.
    Wenn das lange weiße Kleid mit dem golddurchwebten Stoffgürtel auch verschmutzt war wie das Haar, so zeigten das Gesicht und der tiefe Ausschnitt doch etwas von der Schönheit dieser Frau, die von irgendwoher gekommen war und sich Manon Descartes nannte.
    Ein Stirnband hielt ihre Haare fest, und ihre Füße steckten in schmalen Schuhen.
    Der Beamte der Stadt kam herbei und verlas noch einmal das Urteil. Als er die Papierrolle auseinanderzog da knisterte es, und selbst die hinten stehenden Neugierigen hörten das Geräusch.
    Unbewegt blieb das Gesicht der schönen Manon, als sie die Worte vernahm. Sie kannte sie längst, und sie machten ihr nichts aus. Es vergingen zwei Minuten, bis der Beamte die Rolle sinken ließ und den Soldaten ein Zeichen gab.
    Die Männer führten Manon Descartes dicht an das Schafott heran. Sie wollten sie in die Knie drücken, doch die Frau beugte sich von allein. Sie streckte auch den Kopf so vor, daß ihr schlanker Hals in die kleine Mulde paßte, vor der der Korb stand. Sie konnte auf das Sägemehl schauen.
    Atemlose Stille senkte sich über die Hinrichtungsstätte. Die Zuschauer in den hinteren Reihen stellten sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können. Andere hatten kleine Stühle oder Fußbänke mitgebracht, und die Hand des Henkers lag bereits auf dem kleinen Hebel, den er nur zu kippen brauchte, um das Fallbeil in Bewegung zu setzen.
    Obwohl der Henker eine lächerliche Gestalt war, hatten alle Angst vor ihm. Frauen und Kinder machten einen Bogen, wenn sie ihn sahen, und oft hörten die Menschen ihn mit sich selbst sprechen.
    Er war ein Geächteter, aber man brauchte ihn. Wer übernahm schon so eine Arbeit?
    Der Vertreter der Behörde nickte. Für den Henker das Zeichen.
    Plötzlich spaltete ein häßliches Grinsen sein Gesicht. Noch einmal schaute er in die Menge, sah die bleichen, angespannten Gesichter, die fast hungrig zu nennenden Blicke und sah den Schweiß auf manchen Stirnen. Sie schauten ihn und die Frau an. Jetzt war er der Mittelpunkt.
    Dann legte er den Hebel um.
    Ein kurzer Ruck am Fallbeil, die schräge Schneide blitzte für einen Moment auf, dann raste sie mit tödlicher Wucht nach unten auf den Hals des Opfers zu.
    Ein Schlag.
    Gleichzeitig der Schrei der Menge. Erlösung von der nahezu unheimlichen Spannung.
    Jetzt mußte der Kopf fallen…
    Jetzt!
    Aber er fiel nicht. Das Geräusch, mit dem die scharfe Schneide auf den Nacken der Frau getroffen war, hatte wohl nur der Henker gehört. Dumpf und metallisch zur gleichen Zeit, als hätte die Schneide einen Stein getroffen.
    Der Henker stöhnte vor Grauen. Er starrte auf das Fallbeil, dann auf die Frau, die regungslos vor ihm kniete, und danach in den leeren Korb. Das Schafott hatte versagt.
    Oder…?
    Sekunden später kam es zur Panik. Plötzlich waren die Gaffer entsetzt.
    Sie rannten weg, sie wollten nichts mehr mit diesem Höllenspuk zu tun haben. Das war ein Werk des Teufels. Er hatte sich seiner Dienerin erbarmt, und auch den Henker hielt nichts mehr auf seinem Platz. Er floh wie die anderen.
    Nur der Wirt blieb stehen.
    Er allein starrte auf die im Schafott kniende Frau und dann auf die Wand des Hauses, wo die zahlreichen Köpfe hingen. Bei einigen glaubte er, ein Grinsen auf den Lippen zu

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