0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder
ausgesparten Weg.
Ich zog mein Feuerzeug und leuchtete ihm ins Gesicht.
Es war Rack Patterson. Der Mann, mit dem die ganze Geschichte eigentlich losgegangen war, und der doch längst zu einer unbedeutenden Figur abgesunken war. Ich überzeugte mich, daß er bewußtlos war, dann lief ich rasch den Gang hinunter, bis ich den Polizisten traf.
»Kommen Sie!« rief ich ihm zu. »Sie müssen einen Mann mitnehmen und schnell zur Wache fahren. Wir haben die Bande entdeckt. Jetzt kommt es auf Schnelligkeit an!«
Er lief mit mir hinauf bis zu der Stelle, wo Patterson noch immer bewußtlos lag. In seinem Gesicht gab es neuerdings eine häßliche Narbe, aber alle anderen Einzelheiten, die ich mir von seinen Fotos eingeprägt hatte, stimmten genau.
»Werden Sie den Mann allein bis zum Jaguar tragen können?« fragte ich.
»Von dieser Sorte notfalls sogar zwei«, erwiderte der Hüne und lud sich den Bewußtlosen auf.
»Bevor Sie abfahren, fesseln Sie ihm die Hände mit seiner Krawatte«, riet ich. »Damit er Ihnen unterwegs keine Schwierigkeiten machen kann.«
»Okay, Sir. Ich werde mit dem schwachen Pflänzchen schon fertig. Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden uns beeilen, Sir. Aber seien Sie vorsichtig.«
Ich nickte nur und wartete, bis er sich vor mir in der Dunkelheit aufgelöst hatte wie ein Nebel, der mit der Nacht verschmilzt. Dann drehte ich mich um und setzte meinen Weg nach Norden fort.
Auf einmal waren dicht vor mir Schritte. Ich drückte mich eng an den Kühler eines furchtbar verbeulten, alten Dodge und hielt den Atem an. Keine zehn Schritte vor mir marschierte eine Abteilung von ihnen vorbei. Ich sah die Gewehrläufe matt schimmern.
Und ich sah Phil. Denn die Nacht war inzwischen verblaßt, und auf kurze Entfernung konnte man schon halbwegs etwas sehen. Vielleicht bildete ich mir auch nur ein, daß ich Phil erkannte. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur noch, daß ich eilig ein paar Schritte zurückhuschte und im nächsten Parallelgang mit der marschierenden Abteilung auf gleicher Höhe blieb.
Zwei Minuten später wußte ich, was sie vorhatten. Obgleich der anbrechende Morgen kühl, fast kalt war, spürte ich, wie mir der Schweiß ausbrach. Zu zweit war es uns gelungen, Jim Mackens zu befreien, aber allein konnte ich nichts ausrichten. Ich konnte sie unmöglich gleichzeitig mit einer Pistole in Schach halten und mit der anderen Hand Fesseln durchschneiden. Außerdem waren es diesmal mehr Männer mit Gewehren als oben in der Schlucht. Was, Himmel, was war zu tun?
Ich sah, wie Phil an einem der Laternenmasten festgebunden wurde. Ich sah, wie ihm jemand eine brennende Zigarette zwischen die Lippen schob. Die Männer traten acht Schritte von Phil entfernt in eine Reihe, die schräg durch den Gang lief.
In meinem Gehirn jagten sich die Pläne, überstürzten sich die Gedanken, wurden hundert Möglichkeiten in Erwägung gezogen und schneller verworfen, als ein Blitz zur Erde fahren kann. Ich sah, wie zum erstenmal die Asche von Phils Zigarette abfiel. Ich zitterte vor Aufregung und wußte doch nicht, was ich tun sollte. Brach ich mit der Pistole vor, konnte ich vielleicht ein oder zwei Mann niederstrecken, aber noch bevor ich den Mast erreicht hatte, würde ich von den Kugeln der anderen durchsiebt sein. Und danach war Phils Schicksal nur um so gewisser besiegelt.
»Das Gewehr — leeegt an!« rief einer.
Ihre Gewehre flogen empor. Nicht sehr exakt, aber immerhin. In der Luft war auf einmal das schwere Brummen eines Hubschraubers. Ich sprang auf und riß ein verbeultes Rad ohne Reifen hoch.
»Volle Deckung!« schrie ich und warf das Rad mitten in sie hinein.
Der Hubschrauber war näher gekommen. Sein Brummen wurde lauter. Es war ein Witz, ein brüllender, irrsinniger, folgerichtiger Witz. Mein Befehl fuhr in ihre Glieder. Blitzschnell lag der ganze Verein am Boden.
Ich stand schon bei Phil, Mein Taschenmesser fetzte die Fesseln. Ich riß wie nie in meinem Leben. Strickfetzen fielen zu Boden. Der Hubschrauber dröhnte schon sehr nahe. Ich spurtete mit Phil los, um die nächste Ecke, die ersten Kugeln krachten schon, da war ein alter Chrysler, völlig ausgefleischt, ich riß die Tür auf, Phil sprang hinein, ich drückte mich nach, zog die Tür zu, wir krochen so zusammen wie verschüchterte Kaninchen, wagten kaum zu atmen, machten uns so klein, wie es ging und wünschten zugleich, wir könnten uns unsichtbar machen.
Der Hubschrauber dröhnte jetzt sehr nahe. Das gellende Geräusch einer Polizeisirene
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