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Das Imperium

Das Imperium

Titel: Das Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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1 MARGARET COLICOS
    Hoch im sicheren Orbit über dem Gasriesen blickte Margaret durchs Fenster auf die kontinentgroßen Stürme und Wolken hinab. Sie fragte sich, wie lange es nach dem Beginn des Experiments dauern würde, bis der ganze Planet brannte.
    Oncier war eine pastellfarbene Kugel aus Wasserstoff und anderen Gasen, etwa fünfmal so groß wie Jupiter. Monde umgaben den riesigen Planeten wie eine Schar junger Hunde, die sich an ihre Mutter drängten. Die vier interessantesten von ihnen waren große Eis- und Felsbrocken namens Jack, Ben, George und Christopher, benannt nach den ersten vier Großen Königen der Terranischen Hanse. Wenn der heutige Test erfolgreich verlief, würden sich die Monde durch Terraforming in erdähnliche Kolonien verwandeln.
    Wenn die Klikiss-Fackel versagte, würde es auch mit der steilen Karriere von Margaret Colicos abwärts gehen. Aber sie würde überleben. Als Xeno-Archäologen waren sie und ihr Mann Louis daran gewöhnt, in herrlicher Abgeschiedenheit zu arbeiten.
    Aus Anlass des Experiments hatten sich viele Wissenschaftler, Techniker und politische Beobachter auf der technischen Plattform eingefunden. Mit dem eigentlichen Test hatte Margaret nichts zu tun, aber ihre Präsenz war trotzdem erforderlich. Sie galt als Berühmtheit und musste sich bewundern lassen. Immerhin war sie es gewesen, die den Apparat der Fremden in den Ruinen entdeckt hatte.
    Sie strich sich das von grauen Strähnen durchsetzte Haar hinters Ohr zurück und sah, dass Louis wie ein Junge grinste. Sie waren seit Jahrzehnten verheiratet und hatten nie ohne den Partner gearbeitet. Zum ersten Mal seit Jahren trug Louis wieder einen eleganten Abendanzug. Margaret spürte, wie sehr er die Aufregung genoss, und sie lächelte um seinetwillen.
    Sie beobachtete die Leute lieber, anstatt einen direkten Kontakt mit ihnen zu haben. Louis hatte einmal scherzhaft behauptet, seine Frau wäre deshalb so sehr von der Archäologie auf fremden Welten fasziniert, weil es dort kaum nötig wurde, mit jemandem ein Gespräch zu führen.
    Mit viel Schmutz unter den Fingernägeln und bahnbrechenden Entdeckungen in ihren Lebensläufen hatten Margaret und Louis Colicos auf zahlreichen von den insektenartigen Klikiss verlassenen Welten geforscht und nach Hinweisen darauf gesucht, was mit ihrer verschwundenen Zivilisation geschehen sein mochte. Von dem Sternenreich der Fremden waren nur Geisterstädte und einige käferartige Roboter übrig geblieben, die über keine nützlichen Erinnerungen an ihre Schöpfer verfügten. In den gespenstischen Ruinen von Corribus hatte das Colicos-Team jene erstaunliche Technik entdeckt und enträtselt, die einen ganzen Planeten brennen lassen konnte: die so genannte »Klikiss-Fackel«.
    Jetzt vibrierte Aufregung in der gefilterten Luft der Beobachtungsplattform. Eingeladene Funktionäre drängten sich an den Fenstern und sprachen miteinander. Nie zuvor hatten Menschen versucht, ihre eigene Sonne zu schaffen. Die Konsequenzen und geschäftlichen Möglichkeiten waren enorm.
    Der Vorsitzende Basil Wenzeslas bemerkte, dass Margaret sich von den anderen separiert hatte. Als ein kleiner Kompi mit einem Tablett vorbeikam, das teuren Sekt anbot, nahm der mächtige Vorsitzende der Terranischen Hanse zwei Gläser aus stranggepresstem Polymer und näherte sich ihr, stolz und strahlend. »Weniger als eine Stunde.«
    Margaret nahm das Glas pflichtbewusst entgegen und erwies dem Vorsitzenden die Freundlichkeit, einen Schluck zu trinken. Die wiederaufbereitete Luft der Beobachtungsplattform beeinflusste den Geruchs- und Geschmackssinn – ein billigerer Sekt hätte vermutlich ebenso gut geschmeckt. »Ich bin froh, wenn es vorbei ist, Vorsitzender. Ich verbringe meine Zeit lieber auf leeren Welten und lausche dort dem Flüstern längst vergangener Zivilisationen. Ein solches Gedränge wie hier mag ich nicht.«
    Auf der anderen Seite der Plattform bemerkte sie einen grünen Priester, der still und allein dasaß. Der Mann mit der smaragdfarbenen Haut sollte unmittelbare telepathische Kommunikation ermöglichen, falls es zu einem Notfall kam. Jenseits der Beobachtungsplattform hing eine Zeremonienflotte fremder Kriegsschiffe im All: sieben spektakuläre Schiffe der ildiranischen Solaren Marine. Die Ildiraner waren ein gütiges Volk von Humanoiden, die der Menschheit dabei geholfen hatten, sich in der Galaxis auszubreiten. Ihre prächtig geschmückten Schiffe waren dort in Position gegangen, von wo aus sich der spektakuläre

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