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0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
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an.
    »Natürlich nicht! Sie wohnt doch nicht mehr hier. Heute früh ist sie ausgezogen. In aller Herrgottsfrühe, sozusagen. Es war noch vor sechs, als sie sich vom Taxi abholen ließ.«
    Phil warf mir einen raschen Blick zu. Sollten wir schon zu spät gekommen sein?
    »Sie wissen nicht, wohin sie gereist ist?« erkundigte sich Phil.
    »Doch: Zufällig kann ich es Ihnen sagen. Die Studes besorgte gestern nachmittag die Fahrkarte für Miß Johnson. Warten Sie mal, wie hieß dieses Nest doch gleich? Milburne oder Milborne, oder so ähnlich… Weiß der Teufel, wo das liegt.«
    Ich stand auf. Auch Phil erhob sich. Wir bedankten uns. In Gedanken suchten wir vor unserem geistigen Auge schon die Landkarte nach einem Milburne oder Milborne ab…
    ***
    Doc Ruskow trug einen mausgrauen Spitzbart, obgleich sein Haupthaar schon jede Farbe verloren hatte. Er fuhr einen Ford aus dem Jahre 1931.
    Als er mit seinem rechteckigen Auto, das im Grunde nur eine Kiste auf Rädern war, an diesem Morgen durch die Landschaft holperte, kam ihm in den Sinn, daß er eigentlich auch einmal bei Martens nach dem Rechten sehen könnte. Eigentlich war zwar die Drei-Wochen-Kur, die er Kathy verordnet hatte wegen ihres schwachen Herzens, noch nicht ganz um, aber da er schon einmal in der Gegend war, konnte er ebensogut ein paar Tage früher nachsehen.
    Er bog an der nächsten Gabelung nach links ein und konnte gerade noch einem wahren Ungetüm von Straßenkreuzer ausweichen, der aus dieser Straße herausschoß wie ein Rennwagen. Ruskow konnte nur sehen, daß es ein sehr großes, schwarzes geschlossenes Auto war. Aber das genügte ihm auch.
    »Immer diese Städter!« schimpfte er aufgebracht, während er sein Gefährt vom äußersten Straßenrand her wieder zur Mitte steuerte.
    Hillery Martens schien irgendwo auf den Weiden zu sein. Jedenfalls sah der Doktor ihn nicht, als er sein Ziel erreicht hatte. Er stieg die Stufen der Veranda hinan und blickte durch die verglaste Tür in die Küche. Da er Kathy Martens nicht entdecken konnte, drehte er sich kurzerhand nach rechts, wo ein Gong hing, nahm den Schläger und hieb dreimal gegen die Scheibe. Der letzte Schlag war noch nicht verhallt, als aus dem Innern des Hauses eine weibliche Stimme rief: »Ich komme!«
    »Na, also«, murmelte Ruskow und ging, ohne Umstände zu machen, in die Küche.
    Er stellte seine Tasche ab und sah sich um. Jetzt konnte er allmählich eine Tasse Kaffe brauchen. Die Hitze war wirklich unerträglich, obgleich es doch noch lange nicht Mittag war.
    Er schenkte sich Kaffee ein und hob die Tasse an den Mund. Bevor er trinken konnte, sagte eine weibliche Stimme hinter ihm: »Aber Doc! Sie Werden doch nicht diesen abgestandenen Kaffee trinken! Er ist bestimmt schon kalt! Und außerdem sollten Sie sich wenigstens setzen, wenn Sie Kaffee trinken wollen.«
    Ruskow stellte seine Tasse ab, ohne auch nur genippt zu haben, und drehte sich um. Kathy Martens hatte die Küche vom Flur her betreten. Sie sah schlecht aus, das bemerkte Ruskows sachverständiger Blick sofort. Interessiert trat er näher und musterte die Frau.
    »Hier, Doc«, sagte Kathy und riß Ruskow aus seinen Gedanken. »Ich habe Ihnen schnell ein bißchen Tee aufgebrüht. Ich weiß doch, daß Sie Tee lieber trinken als Kaffee.«
    Ruskow fand es rührend. Er bedankte sich und schlürfte genießerisch das heiße aromatische Getränk. Plötzlich fiel ihm auf, daß Kathy neben ihm am Küchentisch saß und die Hände reglos im Schoß liegen hatte.
    »Kathy, Sie müssen aber jetzt endlich frühstücken«, drängte er. »Sie sind doch sicher schon ein paar Stunden auf den Beinen. Sie müssen jetzt wirklich sehen, daß Sie etwas in den Magen kriegen!«
    Die Frau winkte müde ab.
    »Ich habe keinen Appetit. Außerdem habe ich vorhin schon die Tasse Kaffee ausgetrunken, die mein Mann stehengelassen hatte. Das genügt mir wirklich. Ich kann jetzt nichts ’runterkriegen. Vielleicht später. Der Kaffee steht ja auf dem Tisch, und alles andere ist auch da. Wenn ich Appetit kriegen sollte, kann ich mich ja immer bedienen. Im Augenblick geht’s wirklich nicht. Mir ist die Kehle wie zugeschnürt. Ich habe ein seltsames Gefühl. Es ist ganz verrückt. Ich weiß nicht, was los ist, aber ich weiß, daß heute irgend etwas passieren wird. Irgend etwas. Ich spüre das. Es liegt in der Luft. Selbst mein Blut weiß davon. Ich kann es Ihnen nicht erklären, Doc…«
    Ruskow runzelte die Stirn.
    »Na ja«, sagte er und trank den Rest seines Tees.

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