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0216a - Fahrgast im Höllen-Express

0216a - Fahrgast im Höllen-Express

Titel: 0216a - Fahrgast im Höllen-Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fahrgast im Höllen-Express
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der hagere, blassgesichtige Deutsch-Amerikaner, der nach dem zweiten Weltkrieg als ehemaliger Kriegsgefangener in den Staaten hängen geblieben war und inzwischen die amerikanische Staatsbürgerschaft erworben hatte. Er hatte inzwischen zwei Jahre und vier Monate in einem Zuchthaus verbracht, aber das war nach seiner Einbürgerung gewesen, und es gab keine Möglichkeit, ihn als unerwünschten Ausländer abzuschieben.
    »Hallo«, brummte Lindner, »Pierre noch nicht da?«
    »Noch nicht«, antwortete Czernik.
    »Aber er wird wohl gleich kommen.«
    In der Tat erschien Pierre Lafoire wenige Minuten später in seiner üblichen Aufmachung, dicker schwarzer Mantel mit abgegriffenem Pelzkragen.
    Als die fünf Männer versammelt waren, übernahm Rack Stone den Vorsitz ihrer kleinen Versammlung. Er winkte alle an den wackligen Tisch heran, der in der Mitte des verhältnismäßig großen Zimmers stand.
    »Hier«, sagte er und zog einen Packen Fotos aus seiner Innentasche. »Seht sie euch genau an. Heute Nacht muss alles klar sein. Wir dürfen wegen einer technischen Panne keine Zeit verlieren. Wir haben sieben Minuten, keine mehr und keine weniger.«
    »Fang schon an und spar dir diese Töne«, murrte McFair, der das Bett nur widerwillig verlassen hatte. »Wir sind alle keine Anfänger. Was auf dem Spiele steht, wissen wir.«
    »Du hältst jetzt deinen Mund, bis wir fertig sind«, sagte Stone ruhig.
    »Hier ist das erste Bild. Das Türschloss von außen in Großaufnahme. Ihr seht, dass man die Tür mit einen Dreikantschlüssel öffnen könnte. Ich habe mir ungefähr zwei Dutzend Züge angesehen. Sie haben alle dieselbe Art von Schlössern. Hier ist für jeden von euch so ein Schlüssel.«
    Rack Stone griff in seine Hosentaschen und brachte aus jeder je zwei Dreikantschlüssel zum Vorschein.
    »Das Wichtigste ist«, fuhr Stone fort, »dass ihr den Schlüssel nach links drehen müsst, um die Tür zu öffnen.«
    Er beobachtete seine Komplicen, während sie ihre Schlüssel nahmen und schließende Bewegungen ausführten.
    Stone zog eine Zeichnung heraus, die er selber angefertigt hatte. Er beschrieb den genauen Verlauf der Bahnstrecke. Er zeigte ihnen, wo die Vorsignale standen, wo die Signale folgten, wo Weichen waren und wo der Tunnel begann. Als er damit fertig war, rieb er sich nachdenklich das Kinn.
    »Pierre« sagte er schließlich, »ich möchte mich noch einmal davon überzeugen, dass du treffen wirst. Ivy, rück den Schrank von der Wand ab.«
    Ivan Czernik nickte gehorsam. Mit wenig Mühe gelang es ihm, den altmodischen Kleiderschrank von der Wand abzudrehen. Auf die staubbedeckte Rückwand malte Stone einen zollgroßen Kreis.
    »Stell dich an die Tür, Pierre«, befahl Stone, »und dann zeig, was du kannst!«
    Pierre Lafoire kam der Aufforderung unverzüglich nach. Er lächelte selbstbewusst. Er hatte die dünnen Handschuhe ausgezogen. Als er die Tür erreicht hatte, warf er sich blitzschnell herum. Sein rechter Arm wirbelte vor, aus dem Ärmel schoss etwas Blitzendes, drehte durch die Luft und bohrte sich mit einem harten Schlag in die Rückwand des Kleiderschranks, fast genau in die Mitte des von Stone gemalten Kreises. Federnd wippte der Griff des feststehenden Messers hin und her.
    »Das war eine Meisterleistung«, sagte McFair. »Schneller könnte einer mit dem Schießeisen auch nicht sein.«
    »Du bist schnell und du triffst mit schlafwandlerischer Sicherheit«, bestätigte Rack Stone. »Aber es ist ein Unterschied, ob man ein Messer auf einen Schrank zu werfen hat oder auf einen Mann.«
    Lafoire zuckte die Achseln.
    »Ich weiß«, entgegnete er ernst. »Ich weiß genau, was für ein Unterschied das ist.«
    »Okay«, sagte Stone entschlossen. »Um sechs Minuten vor 1 Uhr in der heutigen Nacht weißt du, was du zu tun hast.«
    ***
    »Fahrten-Louis«, sagte der Alte.
    »Louis«, schrieb ich auf. »Und wie weiter?«
    »Was weiter?«
    »Wie Sie weiter heißen? Louis ist doch sicher der Vorname? Sie müssen doch einen Familiennamen haben?«
    »Müssen?«, knarrte er mit seiner rauen Stimme. Er sah mich an, als wäre ich der Mann im Mond. »In Amerika muss man überhaupt nichts, junger Mann. Oder glauben Sie, die Freiheitsstatue steht nur aus Jux da?«
    »Aber Sie müssen doch einen Familiennamen haben?«, sagte nun auch Phil.
    »Indianer aus einer Reservation in Arizona fanden mich als ich noch nicht einmal Piep sagen konnte.«
    »Hatten Sie da wenigstens einen indianischen Namen?«
    »Muss ich wohl. Aber das weiß ich

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