0218 - Brennpunkt Twin
Stille alarmierte ihn. Da wurde das Schott geöffnet.
Melbar Kasom hinkte in die Zentrale, Goratschins schlaffen Körper über der einen Schulter und über der anderen den von Ismail ben Rabbat. „Sie ziehen ab!" schrie er begeistert. Behutsam ließ er die beiden Bewußtlosen auf den Boden gleiten und winkte einem Medo-Robot. „Wer zieht ab?" fragte Atlan erstaunt.
„Die Maahks!" keuchte Kasom. „Sie flüchten in ihre Stabraumer, und die Raumschiffe verlassen Quinta."
„Das hätte ich nicht gedacht", sagte Atlan. „Diese Flucht paßt gar nicht zu der Mentalität der Maahks." Melbar Kasom schlug sich gegen seinen gewaltigen Brustkasten. „Sie hatten es bisher auch noch nicht mit Terranern zu tun - und mit Ertrusern!"
Das Beiboot R-3 raste der RASPUIN entgegen.
Hinter sich ließ es den verwüsteten Kontinent Quintas zurück, und weit über ihr schossen lange schwarze Schatten einem dahintaumelnden „Riesenrad" nach. Die Stabraumer kehrten an Bord ihres Mutterschiffes zurück.
Perry Rhodan beobachtete den Ortungsschirm, während er über den Hyperkom die Meldungen der RASPUTIN und die Meldungen des Quinta-Stützpunktes entgegennahm.
Als der Hyperkom schwieg, drehte er sich mit glänzenden Augen zu Atlan um. „Die Maahks sind wir endgültig los, wie es aussieht.
Was sagst du dazu, Arkonide?" Atlan fuhr sich mit den Fingern über das staubige Gesicht. Schwarze Rußspuren blieben zurück.
Er wiegte den Kopf. „Eure Hartnäckigkeit hat gesiegt, Perry. Aber glaube nur nicht, die Maahks ein für allemal vertrieben zu haben.
Sie besitzen eine Eigenschaft, die sie mit euch gemeinsam haben: Eine Niederlage spornt sie an!"
„Hören Sie nicht auf ihn, Sir", warf Melbar Kasom ein. Er schob die soeben geleerte 25-Pfund-Dose Preßfleisch mit dem Fuß von sich und stieß auf. „Wir besitzen etwas, was die Arkoniden niemals besessen haben - die Mutanten.
Goratschin hat ihnen einen heilsamen Schrecken eingejagt, und von Icho Tolot dürften die Maahks noch nach Jahren träumen. Von mir will ich gar nicht reden, obwohl ich kein Mutant bin."
Atlan erhob sich abrupt. „Ihr Barbaren seid unbelehrbar. Perry, ich warne dich! Die Maahks mögen vorerst froh sein, wenn sie noch einmal entkommen konnten. Aber eines Tages tauchen sie wieder auf - und noch eins, Perry: Arkon hatte es damals nur mit den Methans zu tun. Die Maahks waren die führende Kraft im Methankrieg. Diesmal sind die Maahks nur das Hilfsvolk einer weitaus stärkeren Rasse...!" Er verließ die Zentrale.
„Der große Arkonide fürchtet für die Menschheit", bemerkte Icho Tolot, der bisher still in einem Winkel gesessen hatte. „Sie haben wohl keinen Respekt vor den ‚Meistern der Insel’, Sir?"
„Wer immer nur andere für sich kämpfen läßt", erklärte Rhodan, „erweckt den Eindruck, als wäre er selbst dazu nicht in der Lage.
Tolot, ich frage mich schon längere Zeit, warum die ,Meister der Insel’ so bemüht sind, uns nicht nach Andromeda kommen zu lassen. Wer wirklich stark ist, dürfte den Kontakt mit einer anderen Rasse nicht scheuen, meine ich." Er wandte sich erneut dem Hyperkom zu, als die Meldelampe aufleuchtete. „Ja, Tiff...?"
Julian Tifflor machte ein ernstes Gesicht.
„Sir, die erbetene Verlustmeldung: Die Twin-Flotte hat während des dreißigstündigen Kampfes mit der Festung insgesamt zweihundertvierundachtzig schwere und mittelschwere Einheiten verloren, alle durch Beschuß mit der Konverterkanone.
Überlebende gab es nicht." Rhodan bedankte sich und schaltete ab. Eine Zeitlang saß er still und mit geschlossenen Augen da. Im Geiste zogen die verlorenen Schiffe an ihm vorüber - und die toten Augen der Männer starrten ihn an. „Eines Tages", flüsterte er, „wird es auch gegen die Konverterkanone ein Gegenmittel geben."
Er hob den Kopf, als die Bildschirme sich plötzlich erhellten.
Der energetische Ballungskern zwischen den Twin-Sonnen strahlte in nie gesehener Pracht. Und soeben verschwand die Raumfestung der Maahks taumelnd in seiner Glut.
„Auf Nimmerwiedersehen!" knurrte Melbar Kasom.
Aus dem Interkom schallte Atlans Stimme.
„Das ist ein frommer Wunsch, Kasom."
„Der sich erfüllen wird, Arkonide!" sagte Rhodan fest.
Atlan lachte bitter.
„Du mußt noch viel lernen, bevor du begreifst, wie schwer es ist, das Erbe des Universums anzutreten."
ENDE
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