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0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer

0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer

Titel: 0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Acht Kugeln für das dritte Opfer
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tappte er vorsichtig über die Metallplatten, die zu seinen Füßen lagen. Und auf einmal sah er weit vorn, ungefähr in der Mitte der Brücke, eine Gestalt stehen.
    »Hallo!« rief Phil. »Jerry! Bist du‘s?«
    Die Gestalt bewegte sich, wenn Phil auch nicht genau sehen konnte, was sie tat. Phil lief auf die Brücke hinaus. Die Gesalt kam ihm entgegen. Schon bald erkannte Phil, daß es ein Fremder war. Im Laufen riß er seine Pistole aus der Schulterhalfter. Dann verlangsamte er seinen Schritt und blieb schließlich stehen.
    Ein Priester! Wie kam ein Priester hier her?
    »Hallo!« sagte er unsicher.
    Der Priester wollte antworten, aber auf einmal hallte laut und gellend ein Hilferuf durch die Nacht. Phil erschrak. Diese Stimme kannte er nur zu gut!
    ***
    Langsam surrte der Fahrstuhl in die Höhe. Als er anhielt, sagte der Priester:
    »Wir müssen vorsichtig sein. Hier oben sind Leute gewesen, das weiß ich genau.«
    »Okay«, nickte ich. »Seien wir vorsichtig!«
    Langsam schob ich die beiden Flügeltüren des Fahrstuhls auseinander. Vor uns erstreckte sich in schier endloser Länge das stählerne Gerüst der Kranbrücke. Dunkelheit herrschte. Fast direkt über uns ruhte das mächtige Kranhaus auf den obersten beiden Brückenschienen. Der Kranhaken hing herab und war höchstens ein paar Armlängen von uns entfernt. Der Haken mußte ein paar Zentner wiegen, denn er war fast mannshoch.
    Schweigend lauschten wir in die Finsternis hinein.
    »Was ist denn das?« raunte der Priester und stieß mich unwillkürlich an.
    Ich folgte der Richtung, die er zeigte, mit den Augen. Und ich dachte zuerst, ich sähe nicht recht. Drüben, weit entfernt, auf dem anderen Pier ragte das wuchtige Gebäude eines riesigen Speichers empor. Fenster waren in der Finsternis nicht zu erkennen. Aber auf einmal konnte man sie doch ausmachen, denn hinter ihnen wurde es eigenartig, flackernd, rötlich hell.
    »Vielleicht haben sich jetzt die Burschen in den Speicher zurückgezogen«, brummte ich.
    »Möglich«, meinte der Priester. »Wollen wir nachsehen?«
    »Sicher«, nickte ich und trat aus dem Fahrstuhl heraus.
    Ich hörte, wie er hinter mir herkam. Und es gefiel mir nicht. Mir gefiel der ganze Mann nicht. Als ich ihn unten auf dem Pier zum ersten Mal mit der Taschenlampe anleuchtete, hatte er instinktiv die Arme hochgerissen, um sich gegen den gleißenden Lichtschein zu schützen.
    Und bei dieser Gelegenheit hatte ich seine Hände gesehen. Es waren die Hände eines Mannes, der schwere körperliche Arbeit verrichten muß. Voll von Schwielen, Rissen und Hornhautstellen.
    Ich konnte mich nicht erinnern, je einen Priester mit solchen Händen gesehen zu haben. Außerdem hielt ich die Erklärung seiner jetzigen Anwesenheit auf dem Pier für mehr als flau. Aber das berechtigte mich noch nicht, irgendwie gegen ihn vorzugehen. Schließlich kann jeder herumspazieren' wo es ihm paßt, wenn es nicht gerade militärisches Sperrgebiet ist.
    Trotzdem wäre ich vielleicht vorsichtiger gewesen, wenn nicht drüben auf dem anderen Pier das seltsam zuckende Licht hinter den Fenstern des Speichers meine Aufmerksamkeit erregt hätte.
    Wir hatten erst wenige Schritte nach vorn getan, als hinter einer Reihe von vier oder fünf Fenstern urplötzlich eine glutrote Feuerslohe emporschoß. Gleichzeitig hörten wir, wie die Fenster berstend krachten.
    »Sie haben den Speicher in Brand gesteckt!« rief der Priester hinter mir.
    Ich hörte nicht mehr auf ihn. So schnell ich konnte, stürzte ich vorwärts. Und ich achtete nicht einmal mehr auf den Boden unter meinen Füßen.
    Plötzlich trat ich ins Leere. Ich warf die Hände nach forn, ließ die Pistole los und fühlte, wie ich stürzte. Instinktiv flogen meine Arme weit auseinander und suchten nach einem Halt. Ich blieb in der Öffnung mit weit ausgebreiteten Armen hängen, während sich mein Magen umdrehen wollte bei der entsetzlichen Erkenntnis, daß vierzig Meter Tiefe unter mir lauerten.
    »Helfen Sie mir!« krächzte ich, »helfen Sie mir! Ich bin in ein Loch gestürzt!«
    »Helfen?« sagte der Priester.
    Aber er sagte es so, daß sich meine Kopfhaut zusammenzog, während die nackte Angst mit einer eiskalten Faust mein Herz umklammerte.
    Und schon trat er mich auf den Kopf. Mit aller Wucht drückte er mich nach unten. Ich konnte nicht dagegen ankämpfen. Mein Kopf verschwand in dem Loch. Meine Beine baumelten frei über der furchtbaren Tiefe.
    »Hängen Sie gut, G-man?« höhnte seine Stimme.
    Well, ich hing wunderbar.

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