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0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer

0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer

Titel: 0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Acht Kugeln für das dritte Opfer
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haben ihm deshalb zunächst die Überfahrt ermöglicht und werden auch dafür sorgen, daß er hier an Land gehen kann, ohne dem Zoll oder den Einwanderungsbehörden in die Hände zu fallen. Die nicht unbeträchtlichen Unkosten dafür haben wir zunächst vorgestreckt. Allerdings übersteigt es unsere Kräfte, ihm auch noch die sehr hohen Kosten für die illegale Beschaffung eines gültigen Passes vorzuschießen. Wenn Sig bereit sind, für Ihren Neffen fünfzigtausend Dollar auszu werfen, läßt sich alles zu seinen Gunsten regeln. Im anderen Fall wird wohl kaum jemand den kleinen Alfredo Wiedersehen. Bevor. Sie sich mit diesem Brief an die Polizei wenden, sollten Sie sich erst einmal die Folgen eines solchen Schrittes gründlich durch den Kopf gehen lassen. Wir melden uns wieder.«
    Entgeistert ließ Florence den Brief sinken. Fünfzigtaüsend Dollar! schoß es ihr durch den Kopf. Das ist fast alles, was wir besitzen!
    ***
    Für die Polizei begann die ganze Geschichte aktenkundig zu werden, weil eine Kiste ins Wasser fiel. Der Zufall wollte es, daß dies auch im Mai 1960 geschah, vielleicht sogar am selben Tage, da' Florence Crack den mysteriösen Brief bekam. Ein Jahr später ließ sich das nicht mehr auf den Tag genau feststellen.
    Der große Portalkran am Hudson entlud, einen Vierzehntausend-Tonnen Frachter, der aus Deutschland Teile von Spezialmaschinen brachte. Ob sich nun die dick in Holzwolle verpackten Maschinenteile einer solchen Kiste während der Überfahrt leicht verschoben hatten oder ob die Stauer nachlässig arbeiteten, als sie die Küste mit den Seilen umwickelten, die der Kranhaken hochziehen sollte, bleibt ungewiß. Tatsache ist, daß die Kiste auf halber Höhe war, als sie sich in den Seilen schief legte, ins Rutschen kam und — wenige Yard neben der Bordwand — spritzend ins Wasser klatschte.
    Das Kranführerteam fluchte, der Kapitän fluchte, der Boß der Stauer fluchte, alles fluchte. Das Entladen eines Frachters kostet Geld, viel Geld. Je länger es dauert, um so mehr Geld kostet es Der Kapitän telefonierte mit dem Reeder, man kalkulierte und rechnete und kam schließlich zu dem Resultat, daß es billiger sei, einen Taucher hinabzuschicken und die Kiste wieder zu vertäuen, damit sie der Kran aus dem nassen Element herauszerren konnte, statt sie liegen zu lassen und den Wert zu ersetzen.
    Während also das Löschen der Ladung fortgesetzt wurde, verständigte man eine Taucherfirma. Wie in jedem größeren Hafen gab es deren genug. In einer knappen Stunde, so wurde zugesichert, sei die Kiste bereits wieder an der Oberfläche. Man werde sofort das Boot mit dem Taucher schicken.
    Es kam zwanzig Minuten später angetuckert. George Bruce stand am Heck und ließ sich von seinem Gehilfen in die schwere Taucherkombination helfen. Er bekam den Kugelhelm aufgesetzt und verschraubt. Man probte Signalleinen und Luftzufuhr. Durch ein paar Gesten erklärte der Kapitän des Frachters, wo die Kiste ins Wasser gestürzt war, Bruce nickte unter seinem Helm und kletterte über Bord. Er tat das täglich drei- bis viermal, für ihn war das alltäglich.
    Nicht alltäglich dagegen war, daß er schon vierundsiebzig Sekunden später heftig an der Signalleine zog. Die drei Männer auf dem Tauchboot machten bestürzte Gesichter. Bruce hatte ihnen signalisiert, daß sie ihn sofort hochziehen sollten, und das konnte nichts Gutes bedeuten. Der beste Taucher der Welt kann nicht in vierundsiebzig Sekunden auf dem Hudson-Grund eine Kiste finden und neu vertäuen. Aber wenn er hochwollte, hatte er bestimmt seine Gründe. Also hievte man hoch und zog ihn an Bord, neugierig, gespannt und in der Hoffnung, daß ihm nichts passiert sein möchte.
    »Er sieht verdammt seltsam aus«, sagte einer der drei Gehilfen auf dem Tauchboot, während er die Schrauben des Helms löste. »Irgendwas ist passiert, Jungs!«
    Sie arbeiteten mit fliegenden Fingern. Jimmy Greans, der schon seit vier Jahren mit Bruce zusammenarbeitete, steckte sich eine Zigarette an und wartete, bis man dem Taucher den Helm abgenommen hatte. Dann schob er Bruce die Zigarette zwischen die Lippen.
    »Na, George«, sagte Greans gewollt burschikos, »was ist los mit dir? Oder willst du die Bergungskosten der Kiste ein bißchen hochtreiben, indem du die Geschichte ein bißchen in die Länge ziehst?«
    »Ich denke, wir haben genug Arbeit, so daß wir es nicht nötig haben, auf so einer krummen Tour zu reiten«, brummte Bruce und rauchte hastig. »Ich komm da runter und stehe

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