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022 - Der Sarg der tausend Tode

022 - Der Sarg der tausend Tode

Titel: 022 - Der Sarg der tausend Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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unheimliche Gefühl in ihm hervorgerufen wurde. Es war doch nur eine gewöhnliche Fabrikruine.
    War es wirklich nur das?
    Ted Dobbic tastete nach seiner Dienstwaffe. Es war normalerweise nicht seine Art, gleich die Pistole in die Hand zu nehmen.
    Hier schien ihm dies aber angeraten zu sein.
    Er vermochte nicht zu sagen, was ihn beunruhigte, aber da war etwas in ihm, das seine Spannung hochpeitschte und die Nervenstränge ungemein straffte.
    Und dabei ging es nur darum, ein Mädchen zu finden, das nichts in dieser Ruine zu suchen hatte. Vielleicht war sie ohne Unterkunft.
    Vielleicht wollte sie sich hier mit jemandem treffen.
    In Kürze würde sich die Sache wohl aufklären – wenn sie sie entdeckten. Wenn nicht… Nun, dann würden sich Dobbic und Barner wieder auf die Suche nach dem Blinden konzentrieren.
    Der Uniformierte erreichte das untere Ende der Treppe. Er strengte seine Augen an, um die Dunkelheit dort zu durchdringen, wo das Licht der Stablampe allmählich seine Kraft verlor.
    Der Keller glich einer großen, leeren Halle. Nackte rostrote Ziegel bildeten die Wände. Der Boden war dunkelgrau und schmutzig.
    Dobbic überlegte, ob er die Suche hier unten fortsetzen oder lieber wieder nach oben zurückkehren sollte.
    Es war möglich, daß Jim Barner das Mädchen inzwischen gefunden hatte, während er hier unten seine Zeit verschwendete.
    Er blieb unschlüssig stehen. Aber dann sagte er sich: Was ist denn das für eine Moral? Du bringst natürlich zu Ende, was du begonnen hast.
    Und so ging er weiter, immer tiefer hinein in den unheimlichen Keller. Immer weiter entfernte er sich von seinem Kollegen.
    Immer näher kam er der großen Gefahr, die er noch nicht sah, die sein Unterbewußtsein aber bereits registriert hatte.
    Deshalb dieses Unbehagen. Deshalb immer wieder dieses Zögern. Es geschah unbewußt. Der Instinkt wirkte auf den Intellekt ein.
    Die große Kellerhalle knickte nach dreißig Metern nach rechts weg, und dort war der düstere Keller noch mal so groß.
    Wieder zog Ted Dobbic den Lichtkegel über den Boden, und plötzlich wurde der Schein von einem großen Gegenstand reflektiert.
    Was war das?
    Das längliche Ding, das größer als ein Mensch war, glich einer Blechkiste. Oder war das etwa kein Blech?
    Dobbic ging darauf zu. Die Kiste ähnelte einem Sarg. Lieber Himmel, das war ein Sarg!
    Der Polizist traute seinen Augen nicht, doch es bestand kein Zweifel. Er hatte einen Sarg aus massivem Silber vor sich.
    Das ist ja ein Ding! dachte er überrascht.
    Ein Mädchen suchte er, und einen Silbersarg fand er. War er einem Verbrechen auf der Spur?
    Er erreichte den Sarg, von dem eine unnatürliche Kälte ausging.
    Ted Dobbic hatte das Gefühl, der silberne Totenbehälter wäre randvoll mit Eis gefüllt.
    Er scheute sich davor, das Ding anzufassen. Zum ersten Mal seit zehn Jahren und sechs Monaten wußte er nicht, welche Entscheidung er treffen sollte. Sollte er umkehren und Jim Barner holen, um sich den Sarg mit ihm gemeinsam anzusehen?
    Sollte er allein einen Blick in die Totenkiste werfen? Wer hatte sie hier abgestellt? Befand sich eine Leiche darin?
    Hatte das schöne Mädchen damit zu tun? Oder wußte sie nichts von dem Silbersarg?
    Viele Fragen, auf die Ted Dobbic Antworten haben wollte. Er überwand seinen Widerwillen und legte die Hand auf den Sargdeckel.
    Es knisterte, und der Polizist erhielt so etwas wie einen elektrischen Schlag, der seine Hand kraftvoll zurückschleuderte.
    Verdattert riß Dobbic die Augen auf. War die Totenkiste etwa elektrisch gesichert, damit sie niemand öffnen konnte?
    So etwas hatte Ted Dobbic noch nicht erlebt. Er unternahm keinen zweiten Versuch, den Sarg anzufassen.
    Ein kaltes, unangenehmes Prickeln befand sich noch in seinem Arm. An diese Silberkiste mußte ein Experte ran.
    Sobald sich Ted Dobbic zu dieser Erkenntnis durchgerungen hatte, wollte er kehrt machen und den Keller verlassen.
    Da stieß das Licht seiner Stablampe gegen einen Mann, der auf dem Boden lag und sich nicht regte.
    Die Leiche?
    Dobbic schluckte. Er hatte einen Toten gefunden. Es war zwar nicht die erste Leiche, die er sah, aber er würde wohl nie so abgebrüht sein, daß ihm so ein Fund nichts ausmachte.
    Hier stand der Silbersarg, dort lag eine Leiche. Jener Tote, für den offenbar der Sarg bestimmt war.
    Dobbic fragte sich, ob er den- oder diejenigen dabei gestört hatte, die Leiche in den Sarg zu legen.
    Sofort richtete er den Strahl seiner Stablampe weit in die Finsternis hinein. Steckte das

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