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0220 - Die Stunde der Ghouls

0220 - Die Stunde der Ghouls

Titel: 0220 - Die Stunde der Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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elastisch federnden Schritten kam er die Stufen zum Vestibül hinunter.
    Unten erwartete ihn Carsten Möbius, der mit Adolf Mäusezahl, dem Reiseleiter, in eine hitzige Diskussion verstrickt war. Das Gesicht und die Glatze des Dicken strahlte wie eine Verkehrsampel, wenn der Verkehr halten muß.
    »… keineswegs werde ich meinen Reisegästen etwas erzählen!« fauchte er bösartig. »Die brechen sofort in Panik aus. Sie werden in der letzten Nacht von irgendwelchen Banditen, die sich als Schreckgestalten maskiert haben, angefallen worden sein. Ghouls - Leichenfresser! Ha, ha! Wir leben nicht mehr im finstersten Mittelalter, junger Mann. So etwas gibt es nur in der Fantasie… !«
    Bevor Professor Zamorra begütigend einschreiten konnte, hatte der Dicke auf dem Absatz kehrt gemacht und war schneller, als man es von seiner Körperfülle her vermuten konnte, durch die großen Glastüren ins Freie gelaufen.
    »Ich hatte ihn nur gebeten, auf seine Schäfchen acht zu geben und sie vorzuwarnen!« entschuldigte sich Carsten bei Zamorra. »Es ist doch möglich, daß diese Bestien auch heute nacht herumstreifen.«
    »Von der Hand zu weisen ist es nicht«, sinnierte Zamorra. »Zumal ihnen ihre Beute entkommen ist. Aber wer weiß, ob sie durch das Wasser kommen. Zwischen uns und ihnen ist nämlich noch der Nil!«
    »Da würde ich mich nicht so ganz drauf verlassen«, sagte der Millionenerbe und seine Stimme klang düster.
    Hätte er gewußt, wie nahe er der Wahrheit kam…
    ***
    Wie ein Feuerball glutflüssiger Lava war die Sonne hinter dem Gebirge im Westen versunken. Eine Zeitlang dämmerte die Wüste noch zwischen Tag und Nacht; schien die Zeit den Atem anzuhalten.
    Denn jetzt - jetzt erwachten sie wieder.
    Seelenlose Blicke starrten ins Nichts. Abscheuliche Grunzlaute unterbrachen röchelnde Schnarchtöne.
    Grunzlaute, die Hunger signalisierten.
    Denn der Fraß der vergangenen Nacht war unterbrochen worden. Die Beute war entkommen.
    Aber der Instinkt, der teuflische Instinkt, er sagte den erwachenden Ghouls, daß die Menschenwesen, deren Duft ihnen noch in der Nase lag, nicht fern waren.
    Normalerweise schliefen sie über viele Nächte, oft über Monde, manchmal über Jahre nach ihren fürchterlichen Schändungen der Gräber und Lei chen. Aber dann waren sie satt - und hatten keinen frischen Blutgeruch in den Nüstern.
    Bei den Erinnerungen mahlten die gefletschten Gebisse knirschend übereinander. Der Mann und die Frau - bis ans Ende der Erde würden die Ghouls ihren Spuren folgen.
    Und jeder, der ihnen auf dem Wege zu ihren Opfern begegnete, war ein Kind des Todes.
    Gesichter, deren Anblick selbst im Reiche der Dämonen Abscheu erwecken, blickten nach der kleinen Öffnung am hinteren Ende der Höhle, durch die ein sehr schlankes, menschliches Wesen gerade so durchkriechen konnte. Noch schien das Blau des scheidenden Tages hinein.
    Draußen war also noch Licht. Licht! Das war es, vor dem die Ghouls zurückbebten. Licht in jeglicher Form konnte sie in Panik versetzen.
    Denn es erinnerte sie an das Licht der Sonne. Und diesen Strahlen durften sie sich auf keinen Fall aussetzen.
    Sonnenlicht war für die Ghouls absolut tödlich.
    Aber die Helligkeit, die jetzt in die Höhle hineindrang, wurde schwächer. Aus dem Blau wurde ein Grau. Und dann erstarb das Tageslicht. Wurde die Schwärze der Höhle eins mit der Dunkelheit der Nacht.
    Schnaufend und prustend rappelten sich die Ghouls empor. Schweren Schrittes tapsten sie zum Ausgang. Ihre Stunde war wieder da.
    Die Stunde der Leichenfresser!
    Und ihrer waren viele…
    ***
    »Meinst du, das wir das so einfach dürfen?« Große, schwarze Kulleraugen sahen Michael Ullich fragend an, der schon rittlings auf dem Zaun saß, der das Gelände des großen Luxor-Tempels abgrenzte. Seine Hand streckte er Tina Berner entgegen, um ihr zu helfen, das Hindernis zu überwinden.
    Die Sache mußte schnell über die Bühne gehen, denn der Tempel lag inmitten von Luxor, der Stadt, an deren Stelle früher die alte Pharaonen-Metropole Theben lag.
    Nur einige Bäume des Parks auf der Ostseite schützten sie einigermaßen vor den Blicken Neugieriger.
    »Los, beeil dich!« drängte Michael. »Sonst müssen wir uns mit einem gehörigen Bakshish herausreden.« Er wollte dem schönen Mädchen diesen weltbekannten Tempel ohne den üblichen Touristenrummel zeigen. Sie hatten festgestellt, daß sie beide sich für die Zeit der alten Ägypter interessierten. Und die antiken Stätten wirken erst richtig, wenn

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